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European Heat Pump Summit 2017 in Nürnberg

Es geht aufwärts: 10 MillionenWärmepumpen in Europa!

Die Wärmepumpenexperten konnten sich vor allem rund um den Einsatz der gewerblichen und industriellen Wärmepumpen sowie der damit verbundenen detaillierten Beschreibungen der Anwendungen intensiv austauschen. Begleitend zum Kongress überzeugte die Foyer-Expo mit 20 Ausstellern, davon kam gut ein Drittel aus dem Ausland, mit den hochwertigen Fachvorträgen. Hier hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, die Produktpräsentationen namhafter Komponenten- und Wärmepumpenhersteller sowie Verbände aus dem In- und Ausland zu begutachten. Auch hier stand der fachliche Dialog im Fokus.

Symposium: Industrie- und Gewerbeeinsatz soll forciert werden

Nach der Begrüßung durch den Koordinator Rainer Jakobs standen einmal mehr der Wissenstransfer und der fachliche Austausch unter den Experten im Mittelpunkt des Symposiums. Überhaupt ist der Summit mehr und mehr Plattform der Fachleute: Forschung, Entwicklung, System- und Komponentenhersteller treffen hier zusammen. Es handelt sich um ein Treffen von In- dustrie und Wissenschaft; alle wichtigen europäischen Forschungsinstitutionen sind vertreten. Erinnert wurde daran, dass es den Summit und seinen Vorgänger nun bereits seit zehn Jahren gibt.

Mehr als 30 Referenten standen zu aktuellen Fragen rund um den Status quo und die Zukunft der Wärmepumpe Rede und Antwort. Nicht nur in Europa ist die Wärmepumpe auf dem Vormarsch. Indien wird schon 2025 die drittgrößte Wirtschaft in der Welt vor Deutschland sein. Der größte Energiebedarf liegt hier in der Industrie. Es wird ein riesiges Potenzial für Industriewärmepumpen über viele verschiedene Industriesegmente mit Temperaturen bis zu 100 °C prognostiziert, so der Vortrag von Madhavan Nampoothiri. Dieser Vortrag bestätigte die Aussage der Vorträge aus Japan, Österreich, Schweiz, Dänemark und Frankreich, die den Einsatz von Wärmepumpen mit größeren Leistungen in Gewerbe und Industrie herausstellten. In Japan ist die Anwendung und Bedeutung der Industriewärmepumpe (IHP) wohl am weitesten fortgeschritten. Weltweit hat die IHP eine deutlich größere Bedeutung als in Deutschland.

Der Dienstagnachmittag stand ganz im Zeichen von Forschung und Entwicklung. Vorträge aus den Niederlanden, der Schweiz, Dänemark, Österreich und Deutschland gaben ein umfassendes Bild, auf welchen Gebieten und mit welchen Schwerpunkten erfolgreich geforscht und entwickelt wird. Der zweite Summit-Tag war vorwiegend den Komponenten und Systemherstellern ge-widmet, die interessante Fortschritte bei den einzelnen Komponenten, bei der einfachen Installation und Inbetriebnahme der Wärmepumpen sowie der erfolgreichen Lösung von kundenspezifischen Anforderungen und Bedürfnissen einzelner Zielgruppen aufzeigen konnten.

Fazit des Symposiums

Die laufende Forschung beschäftigt sich derzeit mit der Frage, was sich bei Wärmepumpen und Komponenten ändern muss, um noch höhere Wirkungsgrade zu erzielen. Die Nutzung und die Vorteile neuer Kältemittel sind ein weiteres intensives Forschungsfeld.

Während Wärmepumpen für Gebäude sich mittlerweile in Europa zum Standardprodukt entwickelten, gibt es im Industrie- und Gewerbebereich noch viele unerschlossene Einsatzmöglichkeiten. Nicht überall wurde erkannt, dass Wärmepumpen Prozesse nicht nur ökonomisch und ökologisch (Kosten- und Emissionssenkung), sondern auch qualitativ verbessern können. Das Problem scheint zu sein, dass solche Prozesse komplexer sind bei Gebäude-Wärmepumpen. Japan ist beim Einsatz der Wärmepumpe im Industriebereich deutlich weiter, dortige Lösungen sollten daher intensiv betrachtet werden.

Wärmepumpe auf dem Wachstumspfad

Nachdem anlässlich des Summits 2015 noch eine gewisse Stagnation zu verzeichnen war, stehen alle Signale nun klar auf Grün, so Thomas Nowak, Geschäftsführer EHPA: Seit fünf Jahren ist ein kontinuierliches Wachstum bei den installierten Wärmepumpen zu beobachten. Besonders groß ist dabei die Marktabdeckung in den skandinavischen Ländern: Dort werden überall bei mehr als 20 Prozent der Bau- und Sanierungsvorhaben Wärmepumpen installiert, in Norwegen sogar bei 33 Prozent. Verglichen damit haben die großen Nationen Deutschland, Polen und Großbritannien noch ein enormes Potenzial; hier liegt die Marktabdeckung bei maximal 2 Prozent, also deutlich weniger als in Skandinavien, wo die Strompreise niedriger als in Deutschland sind. Würde es in ganz Europa eine Marktabdeckung wie in Skandinavien geben, könnten pro Jahr 6,8 Mio. Wärmepumpen verkauft werden. Allerdings: Herkömmliche Heizkessel dominieren bisher noch mit knapp 90 Prozent den Markt, Wärmepumpen decken nur gut 10 Prozent ab.

Die meisten Wärmepumpen sind in Frankreich, Italien, Schweden, Spanien und Deutschland installiert; zehn europäische Länder bestreiten 89 Prozent des Gesamtmarktes. Die größten Steigerungsraten gibt es derzeit in Italien, aber auch Polen legt stark zu und dürfte demnächst in die Reihe der Top 10 der Länder aufsteigen.

Starker Zuwachs auch in Deutschland

In Deutschland ist der Wärmepumpen-Absatz 2017 erstmals auf über 60 000 Systeme angewachsen, und dies trotz niedriger Preise für fossile Energien und steigender Strompreise. Grund dafür ist hauptsächlich, dass die Wärmepumpe bei Neubauten mittlerweile einen Anteil von etwa 40 Prozent hält. Inzwischen gibt es Neubaugebiete, die nicht mehr ans Gasnetz angeschlossen werden. Wenn die Wärmepumpen-Marktabdeckung so hoch wie in Skandinavien wäre, könnten in Deutschland jährlich etwa 1 Mio. Wärmepumpen abgesetzt werden. Im Wärmepumpen-Sektor sind in Europa etwa 53 000 Menschen beschäftigt, davon 16 Prozent im Service, 18 Prozent in der Komponentenproduktion, 30 Prozent im Installationsbereich und 36 Prozent in der Wärmepumpen-Herstellung.

Politik setzt auf die Wärmepumpe

Die günstige Marktentwicklung bei Wärmepumpen führt bei den EU-Behörden in Brüssel zunehmend zur Anerkennung dieser Technik; Wärmepumpen werden als Schwerpunkt bei der Energiewende mittlerweile akzeptiert. Zumal das 2-K-Ziel nur erreichbar ist, wenn es eine radikale Wende bei der Wärmeerzeugung gibt.

Seitens der EU-Institutionen wird ge-plant, dass Betreiber von Strom- und Warmwasserspeichern vom Elektrizitätsversorger zukünftig einen dynamischen Stromtarif verlangen können: Speicher können dann als allgemeine Netzspeicher genutzt werden, Betreiber erhalten einen günstigeren Tarif. Gleichzeitig würde dies den Raum für neue Geschäftsmodelle eröffnen.

Gebäude-Wärmepumpen: Taktgeber mit Problemen

Luft/Wasser-Wärmepumpen werden immer dominierender, auch Brauchwasser-Wärmepumpen legen stark zu. In der Forschung werden derzeit viele Projekte für Industrie-Wärmepumpen bearbeitet, zunehmend auch im Bereich hoher Output-Temperaturen. Hybride Wärmepumpen (Wärmepumpe + Alternativsystem mit gemeinsamer Steuerung) sind in einigen Ländern sehr weitverbreitet, beispielsweise weil es dort große Gasvorkommen und entsprechend niedrige Preise gibt.

Die Branche hat akzeptiert, dass es Probleme im realen Betrieb von Haus-Wärmepumpen gibt, so der Tenor des Pressegesprächs. In Deutschland wurden 300 Installationen untersucht. Demnach können bei guter Planung, Installation und Betriebsweise die zugesagten Ergebnisse in aller Regel erreicht werden. In allen Lebenszyklusphasen gibt es aber viele Fehlermöglichkeiten. Es werden auch zu komplexe und zu wenig robuste Systeme installiert. RM

www.hp-summit.de

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