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Märkte für die Kältetechnik: Leichenkühlung

Letzte Kühlung

    Bei den erforderlichen kältetechnischen Einrichtungen handelt es sich um konventionelle Kühlräume und Zellen, wie sie z. B. auch in Supermärkten eingesetzt ­werden, nur, dass die Inneneinrichtung eben eine andere ist und das zu kühlende Gut auch.

    Konventionelle Technik

    Rein technisch gesehen ist Leichenkühlung für den Kälteanlagenbauer nicht weiter anspruchsvoll. Die zu erzielenden Temperaturen betragen 11 °C für Aufbahrungsräume, 02 °C für die Aufbewahrung der Toten und in selteneren Fällen 25 °C für Tiefkühlung, falls eine längere Aufbewahrung erforderlich ist. In diesem Fall wird außerdem das Blut im Körper des Verstorbenen durch eine Glykolmischung ersetzt.

    Die Kühlräume und Zellen unterscheiden sich im Wesentlichen durch ihre Größe. So kann es sich zum Beispiel in Krematorien durchaus um Kühlräume mit Platz für 40 bis 60 Särge handeln, während für ein kleines Bestattungsunternehmen ein Kühlraum mit nur wenigen Plätzen ausreicht. Interessant ist die Tatsache, dass die Zahl der Feuerbestattungen kontinuierlich zunimmt. In Ländern wie Großbritannien handelt es sich bei 70 % aller Bestattungen um Einäscherung, in Deutschland derzeit bei rund 35 %. Den Rekord hält Japan mit 99 %.

    Ebenfalls wichtig für eine Leichenkühlzelle ist die Ausführung einer robusten Tür­zarge, die auch kräftige Stöße beim Ein- und Auslagern der Särge unbeschadet übersteht. Aufgrund der Hygieneanforderung werden außerdem hohe Anforderungen an die Ausbildung der Fugen gestellt. So reicht die Ausführung einfacher Hakenverschlüsse nicht aus, um das Eindringen von Keimen sicher zu verhüten.

    Für die Auslegung neuer Anlagen ist ein gewisses Abstraktionsvermögen ganz hilfreich. Frank Heuberger, Bundesinnungsmeister und Geschäftsführer der Heuberger ­Kälte-Klima GmbH, erklärt: Um Kühlräume für Leichenkühlung zu berechnen, gehen wir im Allgemeinen von 4 x 20 kg Schweinehälften inklusive Knochen aus, um den Kältebedarf eines Menschen zu simulieren. Man muss sich nur zu helfen wissen

    Unkonventionelle Bedingungen

    Kälteanlagenbauer, die sich auf Leichenkühlung spezialisiert haben, stehen im Allgemeinen nicht unter Druck, einen 24-Stunden Nonstop-Service bieten zu müssen, wie es zum Beispiel bei Supermarktanwendungen der Fall ist. Denn der Ausfall einer Kälte­anlage hat hier zumindest kurzfristig weniger schwerwiegende Folgen. Der Endkunde selbst wird sich kaum beschweren ... , so dass auch der Betreiber weniger unter Druck steht. Oder, wie Heuberger schmunzelnd zusammenfasst: Bislang ist noch keiner wieder aufgestanden und hat sich beschwert, dass die Kühlung nicht funktioniert.

    Die größten Probleme sind hier die Geruchsbelästigung und die Hygiene, die bei Ausfall der Kühlung zum Problem werden. Genau das macht auch die Arbeitsbedingungen für Kälteanlagenbauer nicht immer zu einem Zuckerschlecken. Während beim Neubau von Anlagen kaum Unterschiede zum Bau eines herkömmlichen Kühlraums bestehen, können Serviceeinsätze durchaus an die Substanz gehen. Das liegt einerseits am häufig makabren Umfeld, und andererseits am typischen Leichengeruch, den nicht jeder Monteur ertragen kann, der aber gerade dann, wenn ein Serviceeinsatz aufgrund einer ausgefallenen Anlage erforderlich wird, allgegenwärtig ist.

    Aber nicht nur der Service unterscheidet sich von normalen Kälteanlagen. Auch Verkaufsgespräche sind irgendwie anders. Denn die normalen Verkaufsargumente, die für Kühlräume und Zellen ansonsten eine wichtige Rolle spielen, treffen nicht wirklich zu, denn die Betroffenen werden sich kaum über unzureichende Luftgeschwindigkeit oder zu hohe Geräuschentwicklung beschweren ...!

    Abzocke?

    Ein Beispiel: Verstirbt ein Patient in einem Krankenhaus, so muss er im dortigen Kühlraum bis zu seiner Überführung auf den Friedhof bzw. zum Bestattungsunternehmen oder Krematorium aufbewahrt werden. Für diesen Service berechnen Krankenhäuser schon einmal 50 Euro oder mehr pro Kühltag für eine Kühlbox von nicht einmal 2 m². Umgelegt auf ein Zimmer, z. B. in einem Hotel, entspräche das Übernachtungskosten von locker 250 Euro. Ein stolzer Preis, auch wenn ein solcher Vergleich natürlich nicht wirklich Sinn macht.

    Fakt ist allerdings: die Kosten müssen die Hinterbliebenen tragen, denn die Krankenkasse zahlt nach dem Tod des Patienten nicht mehr. Und in Anbetracht der sowieso schon hohen Kosten, die bei einer Beerdigung anfallen, ist dieser Aufpreis nicht eben willkommen. Auf der anderen Seite beteuern Krankenhäuser und Bestatter gleichermaßen, an der Kühlung nichts zu verdienen. Die Krankenhäuser begleichen damit ihre laufenden Kosten inklusive Anschaffung, Betrieb, Wartung, Reparaturen, und der Bestatter berechnet den Betrag lediglich den Hinterbliebenen weiter und moniert, dass die Nebenkosten immer höher werden, was sich nachteilig auf den Preis auswirkt, den er für seinen Service verlangen kann.

    Schwierige Angelegenheit, denn die Kühlung ist nun mal gesetzlich vorgeschrieben und es wäre sicherlich keinem recht, wenn man die Leichen einfach so ihrem (übel riechenden) Schicksal überlassen würde. Kälteanlagenbauer können aus der Kostendebatte den Schluss ziehen, dass auch hier Energieeffizienz und natürlich Qualität eine wichtige Rolle spielen. Denn: umso niedriger die Energiekosten für den Betrieb, umso niedriger auch die Kosten der Betreiber und damit für die Hinterbliebenen. A. V. -

    Vorschriften:

    Leichenkühlung in Deutschland unterliegt ­mehreren Vorschriften.

    Zu den wichtigsten zählen:

    • Bestattungsgesetz: Auf Bundeslandebene geregelt. Schreibt unter anderem vor, dass Leichen gekühlt aufbewahrt werden müssen.
    • VSG 4.7: Sicherheitsregeln für Krematorien
    • VGB 20: Unfallverhütungsvorschriften
    • DIN 77300: Vorschriften für Bestattungsdienstleistungen

    Aus dem Nähkästchen geplaudert:

    Frank Heuberger: „Vor ein paar Jahren mussten wir zu einem Serviceeinsatz im Kühlraum auf einem Friedhof. Der zentrale Zugang zu diesem Kühlraum wird Tag und Nacht in Schichtarbeit durch einen Mitarbeiter des Friedhofs überwacht. Unser Monteur unterschrieb ordnungsgemäß das Zugangsprotokoll und machte sich im Kühlraum an die Arbeit, die in diesem Fall erforderte, dass er in eine der „Schubladen“ klettern musste, um ein Ventil auszutauschen.

    In der Zwischenzeit wechselte draußen die Schicht, ein neuer Mitarbeiter kam zur Überwachung und wollte als Erstes eine kurze Routineinspektion des Kühlraums vornehmen. Genau in dem Moment, in dem er die Tür des Kühlraums öffnete, krabbelte unser Monteur aus einer der Schubladen, die er erfolgreich repariert hatte. Sie können sich den Schock des Friedhofsmitarbeiters sicher lebhaft vorstellen ““

    A. V.

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