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Herausforderungen und Lösungen im Kälteanlagenbauerhandwerk

Gegen den Fachkräftemangel

Die Verfügbarkeit von qualifizierten Fachkräften für die Energiewende ist von herausragender Bedeutung, damit zum einen Deutschland seine ehrgeizigen klimapolitischen Ziele erreichen kann und zum anderen unser Handwerk auch weiterhin goldenen Boden hat. Dies entscheidet mit darüber, ob Deutschland die Transformation hin zu einer klimaneutralen und wettbewerbsfähigen Volkswirtschaft gelingt, die für Innovationskraft, nachhaltiges Wachstum und erneuerten Wohlstand steht.

Zur Sicherung des Fachkräftebedarfs bedarf es zahlreicher Maßnahmen, wobei fünf Themenfelder als zentral angesehen werden können:

  • Attraktive Karrierepfade und Quereinstiege
  • Potenziale heben bei Geringqualifizierten
  • Junge Menschen für die Energiewende gewinnen
  • Effizienter und effektiver Einsatz von Fachkräften
  • Gewinnen von Fachkräften ausländischer Herkunft
  • Diese Handlungsfelder sind auch von der Taskforce Fachkräfte im Rahmen der Fachkräftestrategie der Bundesregierung erkannt und mit konkreten Maßnahmen hinterlegt worden, die alle Akteure im Bildungsbereich mehr Agilität abverlangt.

    In allen fünf Handlungsfeldern ist das Deutsche Kälteanlagenbauerhandwerk bereits aktiv und entwickelt sich permanent weiter.

    Attraktive Karrierepfade und Quereinstiege

    Die Ausbildung zum/zur Mechatroniker/-in für Kältetechnik, dessen Verordnung aus dem Jahre 2007 stammt, wird novelliert und attraktiver gestaltet. Hier wird den weiterentwickelten technischen Anforderungen Rechnung getragen und übergewerkliche Schnittstellen sollen Berücksichtigung finden. Die überbetrieblichen Lehrlingsunterweisungen (ÜLU) werden aktualisiert und erweitert. Neben den bereits bestehenden Kursen werden zwei zusätzliche Themenfelder abgedeckt: Raumlufttechnik und Wärmepumpentechnik.

    Bereits jetzt besteht die Möglichkeit, nach der Ausbildung als Elektrofachkraft im Betrieb benannt zu werden. Darüber hinaus können Betriebe nach Absolvierung von definierten Schulungen nunmehr an dem sog. TREI-Verfahren teilnehmen, um den Sachkundenachweis für den Anschluss elektrischer Anlagen an das Niederspannungsnetz erwerben zu können.

    Weiterhin werden verschiedene Berufsspezialisten auf Gesellenniveau entwickelt, sei es z.B. im Bereich Wärmepumpe oder im Bereich der Raumlufttechnik. Damit sollen zwischen Ausbildung und Meisterqualifikation neue Fortbildungsmöglichkeiten geschaffen werden.

    Potenziale heben bei Geringqualifizierten

    Auch Geringqualifizierte haben und hatten immer schon eine Chance in unserem Gewerk. Über ein Praktikum und erste Berufserfahrungen besteht stets die Möglichkeit, eine Ausbildung anzuschließen oder auch bei Geeignetheit eine Externenprüfung abzulegen.

    Unsere Fachschulen bieten außerdem Einsteiger- und Fortbildungskurse an, teilweise modular aufgebaut und auch Qualifikationen wie etwa zur Servicekraft Kälte- und Klimatechnik.

    Junge Menschen für die Energiewende gewinnen

    Eine der wichtigsten Verbandsaufgaben ist die Nachwuchswerbung. Dass unser Handwerk ein breitgefächertes Wissensspektrum bietet und die erfolgreiche Ausbildung zum/zur Mechatroniker/-in für Kältetechnik ein Beschäftigungsgarant ist, ist immer noch zu wenig bekannt. Wir sind die wahren Klimaaktivisten!

    Daher ist es einerseits Aufgabe der Nachwuchskampagne, unser Handwerk bekannter zu machen, aber andererseits auch, die attraktiven Karrieremöglichkeiten in einem Zukunftsberuf aufzuzeigen. Die Kampagne „Der coolste Job der Welt“ wird seit mehr als zwölf Jahren immer wieder weiterentwickelt und bindet neue Medien mit ein. Den Ritterschlag erhielt die Kampagne durch den im Juni 2023 verliehenen media-V-Award in der Kategorie „Beste Nachwuchsinitiative“, ein etablierter Verbändepreis für besonders gelungene Medienformate. Dies ist Ansporn und Verpflichtung zugleich, bei der Nachwuchswerbung nicht nachzulassen.

    Denn zum ersten Mal seit zwanzig Jahren sind die Ausbildungszahlen in unserem Gewerk leicht rückläufig, was vor allem der Demografie zuzurechnen ist und angesichts der stetig steigenden Studierendenzahlen wird es zunehmend schwierig, die zahlreich vorhandenen Ausbildungsplätze adäquat zu besetzen.

    Daher sollten die Kälte-/Klima-Fachbetriebe die Nachwuchskampagne noch intensiver für ihre eigenen Zwecke nutzen - entweder in Form von Messeständen und Streuartikeln, Flyern und Bauzaunplakaten oder durch Verwendung der zahlreichen Motive in den sozialen Medien. Jede Kampagne ist nur so gut wie ihre Verbreitungsintensität und so können wir alle zur Bekanntheit unseres Gewerks beitragen.

    Effizienter und effektiver Einsatz von Fachkräften

    Die fehlende Anzahl von Fachkräften kann man bis zu einem gewissen Grad auch durch effizientere Arbeitsprozesse kompensieren. Außerdem birgt die Digitalisierung die Chance, digitale Plattformen und Projekte für Beratung, Planung und Dokumentation auch etwa für Wärmepumpen einzusetzen.

    Neben solchen Effizienzen werden hier insbesondere Schnittmengen und Kooperationen zu anderen Gewerken wichtig. Die o.g. Anschlussmöglichkeit an das Niederspannungsnetz wäre beispielhaft zu nennen oder die Dichtheitsprüfung von Hauswärmepumpen, die künftig auch von Schornsteinfegern durchgeführt werden sollen, die dann im Wartungs- oder Reparaturfall den Kälteanlagenbauer weiterempfehlen.

    Die geforderte Effizienz darf allerdings nicht dazu führen, dass das duale Bildungssystem mit seinen austarierten Ausbildungsordnungen ausgehöhlt wird, in dem vermehrt Teilqualifikationen für Quereinsteiger seitens der Industrie gefordert werden, um möglichst schnell möglichst viele Produkte installieren und Skaleneffekte erreichen zu können. Der damit einhergehende Qualitätsverlust würde negativ auf das Image des Handwerks einzahlen und die – für viele Betreiber – neuere Technologie wie die Wärmepumpe in Misskredit bringen, insbesondere wenn künftig natürliche Kältemittel eine größere Rolle spielen werden.

    Gewinnen von Fachkräften ausländischer Herkunft

    Die Migration ausländischer Fachkräfte kann in der Theorie ein wichtiger Hebel im Kampf um den Fachkräftemangel sein, sofern die rechtlichen und tatsächlichen Hürden überwunden werden. Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz soll modernisiert werden, um mehr potenziellen ausländischen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern den Zugang zur deutschen Arbeitswelt zu ermöglichen, insbesondere auch Nicht-EU-Bürgern. Eine der wichtigsten Voraussetzungen ist neben den bereits existierenden Berufssprachkursen ein ergänzendes Angebot digitaler gewerkespezifischer Sprachförderangebote. Außerdem sind bürokratische Hemmnisse sowohl für die Bewerber wie für die interessierten Betriebe deutlich zu reduzieren, da die Frustrationsgrenze trotz guten Willens bei zahlreichen Betrieben bereits erreicht oder überschritten wurde.

    Um die Herausforderungen des Fachkräftemangels erfolgreich zu meistern, sind zahlreiche Faktoren maßgeblich zu verändern. Dazu müssen zunächst gesetzliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, die z.B. berufliche und akademische Bildung gleichstellen und dass das Handwerk als ein erstrebenswerter, attraktiver und gesellschaftlich angesehener Arbeitgeber wahrgenommen wird. Dazu gehört aber auch eine sinnvolle Einwanderungspolitik in den Arbeitsmarkt und der relevante Abbau bürokratischer Hürden.

    Daneben gilt es, unseren Beruf bekannter zu machen und als klima- und systemrelevanten Beruf zu vermarkten. Hierzu kann die gesamte Branche einen wichtigen Betrag leisten.

    Bild: BIV der Kälteanlagenbauer

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