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Auf dem Hocker mit … 

Nachwuchs und Ausbildung in den Betrieben

Kältenklub: Wie können wir dem Nachwuchsmangel entgegen­wirken?

Rainer Voß: Ich denke die Betriebe müssen interessanter ­werden für die jungen Leute. Dass wir einfach mehr Möglichkeiten geben und denen auch klar machen, dass sie einen interessanten Beruf erlernen können. Da gehören natürlich der Bekanntheitsgrad und viele andere Sachen dazu, die auch im Prüfungsausschuss hier von Björn bearbeitet werden.

Björn Sielaff: Wir müssen die Betriebe einfach anhalten, wieder etwas mehr Öffentlichkeitsarbeit zu machen. Wir machen jetzt zum Beispiel in Hamburg auch die „Handwerkswelten“ oder „Future Talk im Riesenrad“. Wir müssen einfach klar stellen, nach außen bringen, ­Präsenz zeigen, dass wir einen tollen, innovativen Beruf haben.

Kältenklub: Niemand weiß so richtig, dass wir existieren?

Björn Sielaff: Das ist genau der Grund. Man kennt uns einfach nicht. Wir sind einfach, wie gesagt, eine kleine elitäre Runde. Wir ­müssen uns vergrößern und das müssen wir auch nach außen tragen. Wir müssen zeigen, was das für ein toller Beruf ist, den wir haben.

Kältenklub: Wie könnte ein Betrieb das umsetzen?

Klaus Oelrichs: Oft durch Videos, wie sie auch schon von der Innung her gemacht werden, die man dann streut und dergleichen. Und es ist so, Schleswig-Holstein ist ein Flächenland. Das ist wieder ein bisschen anders zu sehen als Hamburg. Hamburg ist ja doch klein und zentral zu sehen. Schleswig-Holstein ist schon ein Unterschied, ob man da in Marne wohnt oder den Betrieb hat oder in Flensburg oder in Lübeck. Das sind gleich Hunderte Kilometer auseinander. Und da muss man halt dann vorstellig werden bei den Schulen und den Ausbildungsmessen, die regelmäßig stattfinden. Da muss man seinen Betrieb vorstellen und dann auch Azubis akquirieren.

Kältenklub: Was können die Betriebe noch machen, um ihre Bekanntheit zu steigern?

Björn Sielaff: Wichtig ist einfach: Wie gibt sich der Betrieb ­selber? Also was für eine Außendarstellung habe ich? Was tragen auch meine Mitarbeiter nach draußen? Wie zufrieden sind meine ­Mitarbeiter? Das ist auch eine ganz große Sache. Ich habe viele Bewerbungen, die durch interne Empfehlung kommen: „Ich habe gehört, ihr macht eine tolle Ausbildung. Bei euch ist es nett. Tolle Leute, junge Leute.“ – So kommt man auch an ganz viele Auszu­bildende.

Kältenklub: In der Ausbildung selbst, wo können die Betriebe ansetzen?

Rainer Voß: Im Großen und Ganzen glaube ich, dass mehr ­Theorie, also mehr theoretische Ausbildung, auch in den Betrieben zur Unterstützung der Schule geleistet werden werden muss. Wir merken bei den Prüfungen, dass doch Schwächen in der Theorie liegen. Im praktischen Bereich sind wir Betriebe glaube ich mittlerweile, auch aufgrund neuer Prüfungen, die wir seit Jahren machen, besser aufgestellt, sodass wir auch den Auszubildenden die Möglichkeit geben können, sich vernünftig vorzubereiten. Aber ich glaube, die Theorie fehlt noch ein bisschen. Das heißt, die Betriebe müssen auch mehr tun.

Björn Sielaff: Das hat Reiner ganz genau erkannt. ich bin Prüfungsausschuss-Vorsitzender in Hamburg. Ich merke das auch immer in den Gesprächen, dass die Mängel wirklich im Theoretischen liegen. Und da müssen die Betriebe wirklich ran und auch in mehr Zeit investieren und mehr mit den Auszubildenden machen.

Kältenklub: Was können die Betriebe konkret tun?

Björn Sielaff: Meine Auszubildenden kriegen ein Thema vorge­geben und müssen Referate halten, am besten vor Gesellen und vor anderen Auszubildenden. Und sie müssen denen das auch wirklich verständlich erklären. Zum Beispiel: „Erklären Sie den Unterschied ­zwischen Strom und Spannung.“ Im ersten Ausbildungsjahr fangen wir so an, als kleiner Einstieg. Oder das Thema Löten. Danach kann man das immer weiter steigern, wie zum Beispiel das Einspritzverhalten von Thermostatischen Expansionsventilen. Da gibt es ja nun wirklich gerade bei uns in der Branche ganz, ganz viele Möglichkeiten, was man da machen kann, auch mit den jungen Leuten. Und wenn man das ein bisschen interessant gestaltet, kriegt man das auch ganz gut hin.

Kältenklub: Wäre das auch Eure Botschaft an die Betriebe? „Nehmt die Azubis ein bisschen mehr an die Hand in der Theorie.“

Rainer Voß: Ja, genauso wie Björn das sagte. Es ist, glaube ich, wichtig, dass wir das mehr machen. Es ist auch sonst eigentlich auf den Baustellen mehr geleistet worden, also von den Monteuren. Das fällt immer mehr weg, weil die auch immer mehr unter Zeitdruck stehen. Und ich glaube, es ist wichtig, dass wir den sogenannten „Freitag als theoretische Übung“ wieder einführen.

Klaus Oelrichs: Man sollte auch die Gesellen mit ins Boot holen. Die Ausbildung findet natürlich im Betrieb statt, aber wenn der Aus­zubildende mit dem Gesellen unterwegs ist, dann die müssen die miteinander harmonieren. Das meiste bekommt der Azubi vom Gesellen mit. Und wenn der Geselle da querschießt, dann hat der Azubi auch verloren. Das ist eine ganz wichtige Sache. Die Gesellen, die müssen da mit einbezogen werden.

Björn Sielaff: Es bringt nichts, dem Lehrling jetzt zum Beispiel eine Aufgabe zu geben und ihn alleine in der Werkstatt stehen zu lassen. Ich muss da jemanden beistellen oder ich muss mir selber die Zeit ­nehmen und ihn begleiten dabei. Es bringt nichts, wenn die da alleine vor sich hin puzzeln und da irgendwas bauen, sondern ich muss mit denen mal die Sachen durchgehen: Was können sie verbessern, was ist falsch, was ist richtig? Das muss ich machen. Die Zeit muss ich mir nehmen.

Kältenklub: Wieviel Zeit pro Woche muss man dafür einplanen?

Björn Sielaff: Fünf bis sechs Stunden mindestens. Die musst du dir nehmen. Auch dass wir an der Anlage mal Sachen durchsprechen. Zum Beispiel an einer Übungsanlage in der Firma. Was passiert denn jetzt real in der Anlage, wenn der Verflüssigerlüfter ausfällt? Also wenn jemand mal zeigt: Da passiert das, in dem Rohr passiert das, und dann kann man mit einem log-p, h-Diagramm daneben das auch plastisch darstellen.

Klaus Oelrichs: Das ist auch das, was ich zu den Lehrlingen gesagt habe: „Die Anlage anfassen, erfühlen.“ So kann man Erfahrung sammeln. Was ist mit der Heißgasleitung? Die ist heiß, richtig heiß. Die Flüssigkeitsleitung ist warm, die Saugleitung ist kalt. Dadurch bekommt man die Erfahrung und kann dann mit zwei, drei Handgriffen prüfen, was mit der Anlage los ist.

Rainer Voß: Was wir hier so gesagt haben, ist uns uns in unserer Funktion seit ein paar Jahren bekannt. Und wir haben in den letzten Jahren auch mehr Kurse eingeführt und beschlossen in Hamburg und Schleswig-Holstein. Zum Beispiel, dass eben Kältemittel wie CO2 oder Propan unterrichtet werden, was teilweise in den Firmen noch gar nicht möglich ist. Und die Zeit ist da einfach bei vielen Betrieben zu knapp, und deswegen müssen wir eigentlich in die Ausbildung investieren und auch mehrere überbetriebliche Kurse anbieten, damit das auf jeden Fall kommt. Für die Firmen, die es nicht selber leisten können, so wie Björn sagt.

Kältenklub: Vielen Dank für das Gespräch.

V. l. n. r.: Rainer Voß, Björn Sielaff, Klaus Oelrichs

Bild: KältenKlub

V. l. n. r.: Rainer Voß, Björn Sielaff, Klaus Oelrichs

Das Video zum ­Beitrag:

https://youtu.be/R6Mvf8o7aDU

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