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Energieeffizienz, R 22-Ausstieg, Tiefkühlkost

Märkte für die Kältetechnik: Lebensmittelverarbeitung

    Mit über 5800 Betrieben und mehr als 530000 Beschäftigten ist die Ernährungsindustrie heute eine der fünf größten Industriebranchen in Deutschland. Bezogen auf den Gesamtumsatz, der 2007 bei rund 147 Milliarden Euro lag, spielt Fleisch mit rund 22 % die wichtigste Rolle, gefolgt von Milchprodukten (ca. 17 %), alkoholischen Getränken (9 %) und Backwaren (8,5 %). Diese Tendenz gilt auch für den Export, der ca. 27 % des Gesamtumsatzes ausmacht.

    Kostendruck

    Kältetechnik ist aus all diesen Bereichen nicht wegzudenken. Das macht schon allein der Energieverbrauch deutlich: Liegt der Anteil der gesamten Kältetechnik am deutschen Energiehaushalt (Strom) bei rund 14 %, so entfallen hiervon über 65 % auf den Nahrungsmittelsektor. Konkret: Bereits Ende der neunziger Jahre lag der Gesamtstrombedarf in diesem Bereich bei rund 51000 GWh pro Jahr. Fast 40 % davon wiederum gehen auf das Konto der Nahrungsmittelerzeugung, zum Großteil auf das der Lebensmittelindustrie, die natürlich wesentlich mehr Energie verschlingt als Fleischereien, Bäckereien und dergleichen.

    Paradiesische Zustände für den Kälteanlagenbau? Mitnichten. Auch hier schlägt die Krise zu. Allein im ersten Halbjahr 2009 ging der Umsatz um 3,9 % im Vergleich zum Vorjahr zurück, während die Exporte sogar um 6,1 % sanken. Zwar leidet die Lebensmittelindustrie weniger unter massiven Produktionsrückgängen, wie in anderen Sektoren der Fall, trotzdem steht die Branche unter Druck. Das macht sich z.B. durch einen starken Preisverfall und eine immer weiter zunehmende Konzentration im Lebensmittelhandel bemerkbar. So vereinen die fünf größten Lebensmittelhändler inzwischen 75 % der Umsätze auf sich. Hinzu kommen steigende Preise für Agrarrohstoffe sowie höhere Kosten für Energie, Transport und Verpackung. Schlechte Zeiten also für Investitionen, selbst für die unerlässlich wichtige Kältetechnik.

    Energieverbrauch senken

    Dennoch ergibt sich ein großes Potenzial, das gerade auf dem Hintergrund des steigenden Kostendrucks Beachtung verdient. Denn Energie kostet Geld und bei einem Strombedarf für die Kälteerzeugung von über 20000 GWh pro Jahr lohnt es sich durchaus für die Lebensmittelverarbeiter, über Einsparmöglichkeiten nachzudenken. Mehrere Möglichkeiten bieten sich hierfür an, vom Einsatz von Kälteverbundanlagen mit Leistungsregelung über effiziente Wärmeübertrager, Wärme-Kältespeicherung und Optimierung der Verdampfungstemperaturen bis hin zu zentraler Steuerung und Datenfernüberwachung.

    Wolfgang Leo, Kälteanlagenbauermeis­ter und Energiemanager IHK erklärt: Flexibilität ist in der Lebensmittelverarbeitung das A und O, denn der Kältebedarf schwankt je nach Auslastung und Produktionsstatus erheblich. Mit Lösungen wie leistungsgeregelten Verbundsätzen wird die Kälteleistung an den aktuellen Bedarf angepasst, was natürlich Energie spart. Auf diese Weise gelang es Leo beispielsweise, einem Fleischereibetrieb im sächsischen Herzberg rund 37000 Euro für den jährlichen Energieverbrauch einzusparen: ein Unterfangen, das Anfang 2008 mit dem Theo-Mack Förderpreis der Bundesfachschule Kälte-Klima-Technik ausgezeichnet wurde. Auch die Nutzung von Abwärme aus der Kälteerzeugung zu Heizzwecken kann sich als interessante Einsparmöglichkeit erweisen.

    R 22-Ausstieg vorantreiben

    Aber nicht nur im Bereich der Energieeffizienz gibt es viel zu tun für Kälteanlagenbauer. Auch der anstehende R 22-Ausstieg bietet ein enormes Potenzial, auch wenn die Lebensmittelverarbeiter den dringenden Handlungsbedarf teilweise noch nicht wirklich erkannt haben bzw. nicht ernst genug nehmen. So belegen Zahlen aus Frankreich, deren Tendenz sicher auch für Deutschland gilt, dass fast die Hälfte aller Anlagen im Bereich der Lebensmittelerzeugung noch mit R 22 laufen. In Zahlen: Die Gesamtmenge an Kältemittel in diesem Bereich wird auf rund 9400 Tonnen geschätzt, davon dürften über 4000 Tonnen auf R 22 entfallen. Kein Zweifel also: an Arbeit mangelt es nicht!

    Klaus Schmidt, Diplomingenieur bei Ferrero Deutschland, zur Strategie des deutschen Produktionssitzes in Stadtallendorf bei Marburg: Die Kältetechnik ist für ein Unternehmen wir Ferrero absolut unerlässlich und wird sowohl für den Herstellungsprozess als auch für die Lagerung benötigt. Wir haben in der Vergangenheit auf R 22 gesetzt. Diese Ära neigt sich nun dem Ende zu. Für die Zukunft haben wir uns für eine zentrale Ammoniakanlage mit anschließendem Solekreislauf entschieden. So sind wir auf der sicheren Seite, selbst falls es zu einem Verbot der HFKWs kommen sollte. Auch Nestlé geht in diese Richtung, wobei der Schweizer Gigant neben Ammoniak auch verstärkt auf Lösungen mit CO2 setzt.

    Für den Kälteanlagenbauer gilt damit: wer in der Lebensmittelverarbeitung aktiv werden will, sollte sich sowohl mit natürlichen Kältemitteln als auch mit HFKWs auskennen. Denn einerseits dürfte die Tendenz für neue Anlagen in diesem Bereich in Richtung Ammoniak und CO2 gehen, andererseits kann nicht jede R 22 Anlage allein schon aus finanziellen Gründen durch Alternativen mit natürlichen Kältemitteln ersetzt werden.

    Kalte Kost als Chance

    Ein weiterer wichtiger Trend in der Lebensmittelbranche, der ebenfalls positive Auswirkungen für die Kältebranche haben dürfte, wird vom Verbraucherverhalten initiiert. So verzeichnen die Sektoren Tiefkühlkost und Chilled Food trotz Krise schon seit Jahren ein konstantes Wachstum mit einem Umsatz von 10,5 Milliarden bzw. rund 3 Milliarden Euro in 2007 und einem Absatzplus von 4,5 % bzw. 7 % im Vergleich zum Vorjahr.

    Auch 2008 und 2009 wurden positive Ergebnisse erzielt. So legte die Tiefkühlkost auch im ersten Halbjahr 2009 mit durchschnittlich 1,5 % Absatzplus weiter zu. Mehr Nachfrage bedeutet mehr Produktion für die Unternehmen. Für die Kältetechnik reichen die Konsequenzen noch über den reinen Herstellungsprozess hinaus. Denn Tiefkühlkost und Chilled Food müssen auch entsprechend gelagert, transportiert und am Verkaufsort präsentiert werden. Zahlreiche Einsatzmöglichkeiten also für den Kälteanlagenbauer! A. V. -

    *) KK 3/09: Milchwirtschaft, KK 6/09: Getränkeschank­anlagen

    Quellen:

    http://www.bve-online.de

    http://www.tiefkuehlkost.de

    Inventaires des fluides frigorigènes et de leurs émissions, France, Année 2006 : Marché ADEME / ARMINES 08 74 C 0122

    Energiebedarf bei der technischen Erzeugung von Kälte in der Bundesrepublik Deutschland : IATK, FKW, ILK, FKT

    Messen

    • Anuga 10. 14.10 2009 in Köln
    • Forum Wellfood 12.10.2009 in Köln
    • Grüne Woche 15. 24.1.2010 in Berlin
    • Internationale Süßwarenmesse 31.1. 3.2.2010 in Köln
    • Internorga 12. 17.3.2010 in Hamburg
    • Brau Beviale 10. 12.11.2010 in Nürnberg
    • Anuga FoodTec 27. 30.3.2012 in Köln

    Verbände und Interessengemeinschaften

    A. V.

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