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Interview mit dem Vorstand des ZVKKW

Wie positioniert sich der neue Zentralverband?

KK-Redaktion: Der ZVKKW möchte einerseits kein Verband der Verbände sein, andererseits aber auch nicht als weiterer Verband und somit als Konkurrenz in der ohnehin schon weitläufigen Verbändelandschaft der Branche wahrgenommen werden. Wie passt das zusammen?

Rolles: Die Gründungsinitiative will nicht einen Verband der Verbände oder einen sogenannten Dachverband gründen. Das wäre ja nun wirklich überheblich gewesen. Das sollte hier klar zum Ausdruck gebracht werden. Es geht bei diesem Verband um die Zusammenfassung der Interessen im Kältebereich sowie auch der Interessen der DX-Klimatisierung. Wir sehen diesen Verband auch nach wie vor nicht als Konkurrenz in der ohnehin schon weitläufigen Verbandslandschaft. Dies will ich auch kurz erläutern. Um das Thema etwas zu strukturieren, möchte ich zunächst einmal die Konkurrenz aus Mitgliedersicht betrachten.

Von den potenziellen Industriemitgliedern sind vielleicht fünf Mitglieder heute auch im VDMA. Und diese werden sicherlich nicht den VDMA verlassen. Für diese Betriebe ist die Mitgliedschaft im ZVKKW insofern interessant, weil er mit ihren Kunden wie auch mit anderen Fachbereichsgruppen wie zum Beispiel Wärmepumpen und der Berufsbildung an einem Tisch sitzt. Hier stehen sicherlich auch andere Themen an als die Themen, die im VDMA abgehandelt werden.

Und was den zweiten Kritiker betrifft: Im FGK gibt es einmal die Fachgruppe Raumkühlung und die Fachgruppe Raumklimageräte. Hier sind ca. 20 Firmen im Wesentlichen Händler ausländischer Klimageräte, die eventuell abwägen könnten, ob sie im FGK bleiben, zusätzlich in den ZVKKW gehen oder in Zukunft nur noch ZVKKW-Mitglieder sind.

Die Mitglieder des BIV sind heute zum Teil außer einer Doppelmitgliedschaft BIV/VDKF, verbandsmäßig nicht orientiert. Die Konkurrenzsituation im Bereich der potenziellen Mitglieder ist also sehr, sehr gering.

Was Themen wie zum Beispiel DIN- oder EN-Normen angeht, streben wir eine Kooperation mit den existierenden Verbänden an, um Doppelarbeit zu vermeiden. Auch was spezielle Arbeitskreise betrifft z.B. effiziente Kältetechnik , wollen wir keine eigenen Wege gehen, aber in den existierenden Arbeitskreisen und sicherlich auch in neuen Arbeitskreisen wollen wir mitwirken bzw. aus ZVKKW-Sicht neue Themen aufgreifen und Mitarbeit anbieten. Einmal als BIV, aber auch im Interesse der vielen kleineren Industrie- und Zulieferbetriebe, die sonst verbandsmäßig (z.B. im VDMA) nicht organisiert sind. Es gibt aber ebenso Themen, die ganz spezifisch eine Differenzierung nötig machen: Das ist die DX-Klimatisierung, die ja weltweit mehr Klimakomfort bei niedrigeren Betriebskosten ermöglicht. Im Vergleich zu Großbritannien müsste zum Beispiel der deutsche DX-Klimamarkt drei- bis viermal größer sein als derzeit. Hier geht es um Marketingaktivitäten.

Die Konkurrenz in den Verbänden ist zweifellos einer der schwierigsten Themenbereiche. Um dies zu konkretisieren, spreche ich nur einmal das Thema der DX-Klimatechnik an: Die Klimatechnik steht vor einem entscheidenden Wandel: Der Wandel von der Klimatechnik zur Wärmetechnik. Bekannt ist, dass jede Kältemaschine auch wärmen kann. Es ist auch nur eine Frage der Auslegung der Gesamtanlage und der Anwendung.

Heute werden fast alle Split-Klimageräte in Wärmepumpenausführung geliefert. Insbesondere die großen VRF-Systeme bieten größenmäßig fast unbegrenzt die exzellente Kombination der Raumklimatisierung mit der Wärmeversorgung eines Gebäudes an, natürlich monovalent. Wenn ich hier vielleicht etwas aus dem Hause Daikin sagen darf: Daikin verkauft neuerdings seine VRF-Wärmepumpen als Wärmemaschinen, die auch klimatisieren können. Nichts zeigt deutlicher, wohin sich die Klimatechnik wandelt.

Nun sehen wir einmal die Konkurrenz in den Verbänden an: Nicht unbekannt ist, dass die Heizungstechnik schon mit Argusaugen auf die Entwicklung der VRF-Technologie blickt und hier den größten Wettbewerber sieht. Abgesehen davon, dass dies nur ein Teilaspekt ist, sind aber hier durchaus Emotionen vorhanden, die innerhalb eines Verbandes schwerlich lösbar sind. Lippenbekenntnisse dagegen gibt es natürlich, aber die harte Realität ist freilich eine andere.

In einem Verband, der einmal Wärmesysteme mit Wärmepumpen vertritt und gleichzeitig auch Heizkessel für fossile Brennstoffe, gibt es einen latenten Konflikt. Alleine von der derzeitigen Marktgröße her, haben hier Wärmepumpen für die Wärmeversorgung wenig Chancen.

Eine Trennung dieser Wärmepumpen-Systeme von der konventionellen Heiztechnik ist für einen Zeitraum von vielleicht 5 10 Jahren unerlässlich. Diese Systeme können auch nur von Kältefachfirmen installiert werden (Zertifizierung Klasse I) und die Kombination in einem Verband macht Sinn.

KK-Redaktion: Das FGK und der VDMA haben dem ZVKKW recht frühzeitig eine Absage erteilt mit der Begründung, die Branche brauche keinen weiteren Verband. Konnten Sie Ihre Ziele in der Öffentlichkeit bzw. bei den anderen Verbänden noch nicht ausreichend vermitteln?

Rolles: Das Dilemma in unserer Kälte-Klima-Branche ist, dass die Gründung des ZVKKW 20 Jahre zu spät kommt. In dieser Zeit wurden Teilbereiche von verschiedenen Verbänden aufgegriffen, was bei vielen politischen Diskussionen nicht immer förderlich war.

Zunächst kann ich hier nur sagen, dass ich diese Gladiatoren-Kämpfe in sogenannten Internet-Tickern nicht sonderlich schätze und ich mich daran auch nicht beteilige. Der Vorstand und die Geschäftsführung des FGK sind unsererseits bereits im August 2008 über meine Vorstellung bezüglich der Verbandsarbeit im Bereich Klimatechnik informiert worden, aber angebotene Gespräche zur Intensivierung der Öffentlichkeitsarbeit und auch weitere Themen haben keine Resonanz gefunden. Der Vorstand des FGK ist darüber hinaus vor der öffentlichen Absage von uns über die Möglichkeiten einer weiteren Zusammenarbeit, zum Beispiel bei Normen, informiert worden. Die Art und Weise, wie diese Absage letztlich veröffentlicht wurde, möchte ich nicht weiter kommentieren.

Warten wir doch einmal ab, wie sich das Thema in den nächsten drei bis vier Monaten entwickelt. Die weitläufige Begründung, dass wir in der Branche keinen weiteren Verband benötigen, ist, was den Heizungs- und Lüftungssektor angeht, sicherlich völlig richtig. Aber dieser Bereich wird vom neuen Verband überhaupt nicht tangiert, beziehungsweise die Zusammenarbeiten der Kälte-Klima-Branche, die der ZVKKW vertritt, müssen zum Beispiel andere Interessen als die der existierenden Verbände vertreten. Das neue Gesetz EEWärmeG zeigt beispielsweise völlig offensichtlich, dass dieses Gesetz der Handschrift der existierenden Verbände, sprich Heizung, entspricht. Luft/Luft-Wärmepumpen sind praktisch unberücksichtigt.

Ich sehe dies als Lob für die Arbeit der existierenden Verbände, aber gleichzeitig auch als Kritik an der Kälte- und Klimabranche. Hier muss etwas getan werden, damit wir nicht wieder hinten runterfallen. Als weiteres Thema können Sie auch die Diskussion um die F-Gase pro und kontra nehmen.

KK-Redaktion: Gesetzt den Fall der VDMA und das FGK bleiben bei ihrer ablehnenden Haltung, wie steht es dann um den Anspruch des ZVKKW, alle wesentlichen Kräfte der Branche zusammenzuführen?

Rolles: Unter Branche verstehen wir immer wieder den Bereich der Kältetechnik in allen ihren Variationen und auch die DX-Klimatechnik. Wenn es keine nennenswerte Konkurrenz gibt, wie bereits eingangs dargelegt, tangiert diese auch nicht unser Ziel, die wesentlichen Kräfte zunächst durch die Mitglieder zusammenführen wollen.

KK-Redaktion: Was ist eigentlich mit dem VDKF meines Wissens hatte der Verbandseine Mitarbeit angeboten?

Heuberger: Die Zusammenarbeit mit anderen Verbänden, wie zum Beispiel dem BWP, ist in einer speziellen Kooperationsvereinbarung natürlich möglich und hier auch sinnvoll und machbar, weil wir unterschiedliche Märkte mit einer Zielrichtung verfolgen.

Die Gründungsmitglieder haben vereinbart, dass die Satzung für den ZVKKW aus Sicht der Gründungsmitglieder erstellt wird. Hier waren das Handwerk, der Handel, die Industrie und die Bildungseinrichtungen vertreten. Dies haben wir bereits anfangs sofort dem VDKF mitgeteilt.

Da der ZVKKW die Aktivitäten in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht neben den berufsständischen Fragen, die der BIV verantwortlich weiterführt, übernimmt, muss der VDKF eben diese Aktivitäten im Rahmen der Satzung im ZVKKW vertreten. Dem VDKF wurde eine Verschmelzung angeboten, was eine gleichzeitige Nutzung von Ressourcen bedeutet und natürlich über den Fachbereich Handwerk die Mitarbeit an der Formulierung der konkreten Zielsetzung des ZVKKW. Die Vergangenheit hat leider gezeigt, dass die Zusammenarbeit zwischen dem VDKF und dem BIV nicht so ganz einfach war. Darum legen wir als ZVKKW Wert auf eine saubere Aufgabenverteilung und klare Kompetenzen.

Wichtig ist ferner, dass alle BIV-Mitglieder sowieso Mitglied des ZVKKW werden und das bei einem sicherlich attraktiven Mitgliedsbeitrag.

Nicht unwichtig ist zudem, dass das zweite K in ZVKKW für Klima steht. Die Kältefachbetriebe im ZVKKW können damit darstellen, dass sie auch für Klimatechnik zuständig sind.

KK-Redaktion: Der ZVSHK vereint bereits mehrere Branchen unter seinem Dach (Klempner, Zentralheizungsbauer usw.). Wieso schlüpfen wir nicht einfach dort unter, wie es der VDMA vorgeschlagen hat?

Dereschkewitz: Als in dem Sinne unbeteiligt, kann man so etwas natürlich gut vorschlagen. Die Führungsspitzen des ZVSHK und des ZVKKW sind bereits in Kontakt und kennen sich durchaus. Im ZVSHK steht ja noch ein Personenwechsel im Vorstand an. Sobald diese ­Nachfolge abgeschlossen ist, wird es Gespräche geben.

Dabei geht es zunächst einmal um ein gegenseitiges Kennenlernen, Abstimmung der unterschiedlichen und gemeinsamen Interessenlage, auch zum Beispiel die Frage der Zertifizierung im Rahmen der F-Gase-Verordnung.

Hierzu noch eine ganz wichtige Anmerkung, ohne Spekulationen auszulösen. Für die hier angesprochenen Kooperationen oder Abstimmungen muss ja jemand ein Mandat haben, also ein Per­sonenkreis; zum Beispiel kann nur ein Vorstand eines Verbandes im Auftrag seiner Mitglieder solche Gespräche führen. Ohne Verband, keine Gespräche, keine Kooperationen.

KK-Redaktion: Offiziell möchte der ZVKKW seine Arbeit erst im Januar 2010 aufnehmen, es gibt aber bereits politische Aktivitäten, z.B. zum Klimaschutzgesetz des Landes ­Berlin. Lässt sich das schon leisten?

Dereschkewitz: Die Gründung eines Verbands ist ja an gewisse Formalien gebunden. Das heißt also Satzungserstellung, sieben Gründungsmitglieder usw. Als wir den Zeitplan aufgestellt haben, haben wir für diese Vorbereitung einen relativ langen Zeitraum angesetzt, denn die Satzung, die man gemeinsam erstellt, muss nicht unbedingt sofort angenommen werden, da es zu Änderungswünschen ­seitens der Behörden kommen kann. Nun haben wir, und das ist eine ganz erfreuliche Meldung, die Eintragung in das Vereinsregister bereits bekommen. Zum 1. September 2009 ist der ZVKKW ein e.V. mit der Nummer VR 31778. Das ist die eine Seite.

Auf der anderen Seite, wollen wir natürlich schnell reagieren und darum haben wir auch das Thema Klimaschutzgesetz in Berlin aufgegriffen und auch schon mit den Umweltverbänden, die ja immer während der warmen Jahreszeit gegen Klimaanlagen opponieren, reagiert. Es gibt natürlich auch weitere Aktivitäten, wie zum Beispiel zu den F-Gasen.

KK-Redaktion: Wie ist der aktuelle Stand hinsichtlich Organisation/Mitglieder/Mitstreiter bei ZVKKW?

Heuberger: Nachdem nun der ZVKKW offiziell existiert, können wir unsere geschäftlichen Tätigkeiten auch beginnen. Das heißt zum Beispiel die Mitgliederakquisition, die Gespräche mit dem BIV und den Industriemitgliedern sowie dem Handel.

Hier ist noch ein wichtiger Punkt zu erwähnen, der in weiten Kreisen praktisch unbekannt ist. Vor dem Start für den neuen Verband hat es ja bereits den FHI-Kreis gegeben. Das ist ein Kreis von Industriebetrieben, der in enger Zusammenarbeit mit dem BIV bestimmte Projekte finanziell gefördert hat. Diese Zusammenarbeit war für beide Seiten sehr positiv und konstruktiv. Man kann den FHI gewissermaßen als Keimzelle für den jetzt gegründeten Verband ZVKKW bezeichnen.

Die mögliche Anzahl der Mitglieder setzt sich, nach unserer derzeitigen Schätzung, wie folgt zusammen: Mit 1200 Kältefachbetrieben, die im BIV vereinigt sind, und einer Erhöhung des Organisationsgrades im Handwerk sowie bei den Industriebetrieben gehen wir von ca. 1 750 Mitgliedern aus. Das wird aber sicherlich noch nicht der Stand am 1.1.2010 sein.

Neben der teilweisen Doppelmitgliedschaft der Kältefachbetriebe im BIV und VDKF sind diese Mitglieder nicht an andere Verbände gebunden. Also, werden nicht aus anderen Verbänden abgezogen. Eine wichtige Realität!

KK-Redaktion: Wie geht es weiter? Sind in nächster Zeit weitere politische Aktivitäten geplant?

Heuberger: Im Vorfeld der Klimakonferenz in Kopenhagen stehen natürlich auch wieder die F-Gase in der Diskussion. Hier haben wir auch nicht auf die offizielle Bestätigung der Vereinsgründung gewartet, sondern sind schon aktiv geworden.

Das Problem stellt sich wie folgt dar: Obwohl die direkte CO2-Emission durch Kältemittel unter einem Prozent liegt CO2-Emission durch Heiztechnik 40 % steht die F-Gas-Emission immer wieder im Vordergrund, sei es bei Umweltverbänden oder auf der politischen Ebene. In einem neuen Forschungsbericht des UBA sind nun unglaubliche angebliche Steigerungen der F-Gas-Emissionen dargestellt. Die Differenz zwischen der Angabe in der offiziellen Statistik des Statistischen Bundesamtes, erstellt für die UBA, und einem UBA-Sondergutachten beläuft sich auf eine Steigerung von 3 auf 9 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente für 2007 F-Gase als Kältemittel.

In einem kleinen Team sind wir jetzt dabei diese Zahlen und diese hier dargestellte Steigerung zu untersuchen. Für Anfang November ist bereits ein gemeinsames Gespräch mit dem BMU, der UBA, dem BIV und dem ZVKKW vereinbart. Wir wollen dazu mit fundierten Zahlen Einspruch einlegen. Aber auch hier kann man wieder sagen, der ZVKKW kommt 20 Jahre zu spät.

Hier wurden einfach F-Gas-Emissionen angenommen und hochgerechnet, ohne dass irgendeine Reaktion der Branche zu spüren war. Genau bei diesem Thema sieht man, wie wichtig es ist, dass die Kältetechnik jetzt gemeinsam auch in politischen Entscheidungsprozessen dabei ist. Es reicht nicht, einfach immer wieder neue Kältemittelalternativen ins Gespräch zu bringen. -

*) Das Interview mit Werner Rolles, Präsident des ZVKKW, und den Vizepräsidenten Frank Heuberger und Clemens Dereschkewitz führte Chefredakteur Dr. Matthias Schmitt am 8.9. und am 21.9.2009 in Nürnberg.

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