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Landesinnung Hessen-Thüringen / Baden-Württemberg feiert die Unterzeichnung der Fusionsurkunde

Kalte Fusion mit heißem Herzen

Manfred Seikel, Geschäftsführer der neuen Landesinnung, konnte unter anderem Bernd Ehinger begrüßen. Der Präsident der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main hielt die Festrede. Grußworte gab es von Wolfgang Zaremski, Präsident des Verbands Deutscher Kälte-Klima-Fachbetriebe (VDKF), und Alois Jöst, Vizepräsident der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald.

Manfred Seikel erinnerte an das gewachsene und nunmehr innige Verhältnis zwischen den Fusionspartnern, das am 1. Januar 2013 in eine gemeinsame Innung eingemündet ist, worüber man sehr glücklich sei. Er zeigte sich im weiteren Verlauf tief berührt über das Lob für die Arbeit der Geschäftsstelle in Maintal und betonte abschließend, dass jeder sich selbst am meisten nütze, wenn er für andere nützlich sei.

Ausbildungszentren besonders wichtig

Jürgen Kaul, Vorsitzender der nun größten deutschen Kälte-Klima-Technik-Innung, begrüßte die Festgäste und verglich die Fusion mit einer kalten Kernverschmelzung, die große Energien freisetze, ohne zerstörerisch zu wirken. Man wolle viel Arbeit und Schweiß investieren, daraus aber auch einen großen Nutzen ziehen, insbesondere auch mehr Gehör bei Politik, Industrie und Handel. Anderen Organisationen der Branche biete man eine intensive konstruktive Zusammenarbeit an, wolle aber auch mitgestalten und bei den Zukunftsthemen mitreden. Jürgen Kaul wies auf die enorme Bedeutung der Bildungseinrichtungen in Maintal, Niedersachswerfen und Leonberg, von denen nicht nur die Innungsbetriebe zukünftig noch stärker profitieren würden. Er kündigte die baldige Einweihung der Schule in Niedersachswerfen, den Start der Meisterausbildung in Leonberg womit ein Herzenswunsch der Baden-Württemberger erfüllt werde sowie einen Master-Studiengang in Maintal an.

Jürgen Kaul dankte allen an der Fusion Beteiligten, insbesondere dem Vorstand der Innung Baden-Württemberg sowie den Mitarbeitern der Geschäftsstelle in Maintal, ohne sie ein so schnelles Zusammengehen nicht möglich gewesen wäre. Nun seien noch Anstrengungen nötig, um die organisatorischen Abläufe so effizient wie möglich zu gestalten. Der Vorsitzende der Landesinnung verhehlte nicht, dass es insbesondere wegen des Austritts aus dem Bundesinnungsverband (BIV) Widerstände gegen die Fusion gab und gibt. Er betonte den Willen zur Zusammenarbeit auf fachlicher Ebene. Man wolle Polemik sowie Schlammschlachten vermeiden und ausschließlich sachlich argumentieren. Er hoffe, dass mögliche Kooperationspartner eventuell noch bestehende vorgefasste Meinungen überwinden und sich zu konstruktiven Gesprächen bereitfinden können.

Initialzündung für die Fusion

Walter Walz, stellvertretender Vorsitzender der Landesinnung und ehemaliger Obermeister der Innung Baden-Württemberg, benannte die Kündigung des früheren Geschäftsführers sowie den Wunsch nach einer eigenen Meisterschule als Initialzündung für die Fusion. Man suchte nach einem starken neuen Geschäftsführer, der die Innung voranbringen sollte. Nachdem man dabei zunächst nicht vorankam, knüpfte man an die 20-jährige hervorragende Zusammenarbeit mit der Ausbildungseinrichtung in Maintal an und bat Manfred Seikel um die Übernahme der Geschäftsführung, der sofort einen ordnungsgemäßen Ablauf der Gesellenprüfungen in Baden-Württemberg gewährleisten und starke Unterstützung auf der Basis der in Maintal konzentrierten Kompetenzen leisten konnte.

Fast zwangsläufig sei es dann schnell zur Fusion gekommen und erste Früchte zeigten sich rasch, insbesondere die Einrichtung der Meisterschule in Leonberg, die ein enormer Fortschritt sei. Walter Walz dankte seinen ehemaligen Vorstandskollegen für die gute Arbeit auf dem Weg zur Fusion und der Innung Hessen-Thüringen für die einvernehmliche Unterstützung.

Handwerk muss sein Gewicht bei den Jugendlichen stärken

In seiner Festrede betonte Bernd Ehinger, Präsident der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main, in Anspielung auf die Fusion, dass es allgemein das Ziel sein müsse, zu größeren Organisationseinheiten zu kommen. Er betonte die Wichtigkeit der Meisterausbildung für das Handwerk und würdigte in diesem Zusammenhang die Gründung der neuen Meisterschule in Leonberg.

Das Handwerk sehe sich einer ganzen Palette von Herausforderungen gegenüber. So müsse angesichts der demografischen Entwicklung und des dramatischen Rückgangs der Schulabgänger die Zukunftssicherung einen breiteren Raum einnehmen. Man sollte sich vor Augen halten, dass bei gleichbleibender Ausschöpfung der Ressourcen im Jahr 2030 allein in Hessen etwa 300000 Arbeitnehmer weniger zur Verfügung stehen werden. Wichtige Aufgabe des Handwerks sei es daher, Absolventen attraktive Ausbildungsangebote zu machen. Zudem müsse das Handwerk stärker auf die Jugendlichen sowie die Schulen zugehen und sich stärker mit diesen vernetzen. Sehr hilfreich sei es, der Öffentlichkeit den hohen Stellenwert der beruflichen Bildung klarzumachen, die ebenso wichtig wie die akademische sei. Da 20 Prozent der Lehrlinge und 30 Prozent der Studenten ihre Ausbildung vorzeitig abbrechen, müsse die Ausbildungsvorbereitung der jungen Leute verbessert werden. Zudem gebe es in den Schulen ein großes Potenzial an Jugendlichen, die zusätzlich für das Handwerk gewonnen werden könnten, wenn deren Defizite und Ausbildungshemmnisse frühzeitig abgebaut werden könnten.

Angesichts der angestrebten Energiewende sei es die Aufgabe des Handwerks, sich neu aufzustellen und Berufe und Organisationen stärker zu vernetzen. Denn beispielsweise bei der energetischen Sanierung müssen viele Handwerke zusammenwirken. Gelinge dies nicht, übernehmen andere diese Aufgabe. Handwerksorganisationen müssten zudem verstärkt attraktive Dienstleistungen für ihre Mitgliedsbetriebe anbieten. Außerdem sei das Handwerk darauf angewiesen, das Erreichen von Zielen für die Zukunft zu definieren und seine daraus resultierenden Forderungen intensiver gegenüber der Öffentlichkeit und Politik zu vertreten. Nur wenn all diese Ziele erreicht werden, könne das Handwerk seine Zukunftsfähigkeit beweisen und erhalten. Bernd Ehinger zeigte sich überzeugt, dass dies gelingen werde und artikulierte das mit Zitaten wie Wir können Zukunft! und Wir sind die Wirtschaftsmacht von nebenan!

Handwerk wird zukünftig noch stärker gebraucht

Wolfgang Zaremski, Präsident des Verbandes Deutscher Kälte-Klima-Fachbetriebe (VDKF), erinnerte an die Anfänge der hessischen Innung und an die Etablierung des Berufs des Kälteanlagenbauers Ende der 70er-Jahre. Außerdem wies er daraufhin, dass die Kälte- und Klimatechnik einen Anteil von zwölf Prozent am in Deutschland verbrauchten Strom benötige und daher auch ihren Beitrag dazu leisten müsse, Strom aus erneuerbaren Energien wie der Windenergie einzufrieren und so zur Abdeckung von Lastspitzen zu speichern. Zaremski zeigte sich überzeugt, dass Kältetechnik eine große Zukunft habe. Dieses und andere Handwerke würden in der Zukunft noch stärker gebraucht werden, sodass gutes Geld zu verdienen sei. Er freute sich auf die Zusammenarbeit mit der neuen starken Innung vom Bodensee bis nach Thüringen und betonte deren gemeinsame Ziele mit dem VDKF: Wir sind die Leute der Kälte!

Alois Jöst, Vizepräsident der Handwerkskammer Mannheim-Rhein-Neckar-Odenwald, wies auf die umfangreichen Aufgaben auf vielen Gebieten hin, mit denen die neue Großinnung konfrontiert sei. Es gelte, die Fusion auch zu leben, Herausforderungen anzunehmen und die Zukunft zu gestalten: Ein Weg entsteht, wenn man ihn geht!

Anschließend wurde der Wille zur Gründung der neuen Großinnung auch schriftlich dokumentiert, indem alle Vorstandsmitglieder der Innungen Hessen-Thüringen und Baden-Württemberg die Fusionsurkunde feierlich unterzeichneten. Die Veranstaltung wurde von der Sängerin Annika Klar sowie Stefan Seitz am Klavier und Bobby Sattler am Saxophon musikalisch umrahmt, unter anderem mit What a wonderful World, was wohl das derzeitige Befinden der neuen Großinnung gut ausdrückt. RM -

https://www.landesinnung-kaelte-klima.de/

Auf die Dienstleistungen kommt es an!

Interview mit Manfred Seikel, Geschäftsführer der Landes­innung Kälte-Klima-Technik Hessen-Thüringen / Baden-Württemberg

KK: Herr Seikel, die gegründete Landesinnung Hessen-Thüringen / Baden-Württemberg muss ein räumlich sehr großes Gebiet abdecken. Wie stellen Sie sich die Zusammenarbeit mit den Betrieben vom Bodensee bis nach Altenburg, von Freiburg bis nach Artern vor?

Manfred Seikel: Für die Zusammenarbeit innerhalb der Innung steht uns eine ganze Palette an Möglichkeiten zur Verfügung. So ist die Innung bereits jetzt mit Verbänden, Vereinen, Kammern und auch durch ihre Ausschüsse sehr gut vernetzt. Wir sind in der Lage, Vorträge flächendeckend vor Ort zu organisieren. Insbesondere stellen aber unsere Ausbildungszentren in Maintal, Niedersachswerfen und Leonberg einen intensiven regionalen Bezug her. Und vor allem gewinnt die digitale Kommunikation eine immer größere bis überragende Bedeutung beim Kontakt zwischen den Mitgliedsunternehmen und den Innungsorganen.

KK: Wie kam es aus Ihrer Sicht zum Austritt aus dem BIV und wie stellen Sie sich eine zukünftige Zusammenarbeit vor?

Manfred Seikel: Der Mitgliederbeschluss der Innungen Hessen-Thüringen und Baden-Württemberg zum Austritt aus dem BIV wurde wegen der Unzufriedenheit mit den Leistungen des BIV getroffen. Die Mitgliedsunternehmen beobachten sehr genau, was ihre Innung tut, und haben die konkrete Erwartung, daraus einen Nutzen für das eigene Unternehmen ziehen zu können, was bei den Dienstleistungen der Geschäftsstelle und der angeschlossenen Technologie-Transferstelle der Fall ist. Unsere Mitgliedsunternehmen haben erkannt, dass sie durch ihre Landesinnung mit den angeschlossenen Technologiezentren die Leistungen erhalten haben und auch zukünftig weiter erwarten können, weil dort eine sehr hohe Dienstleistungskompetenz konzentriert ist.

Auch weiterhin legen wir enormen Wert auf eine Zusammenarbeit mit allen politischen, wirtschaftlichen und Branchenorganisationen und den Organisationen unseres Handwerks, also auch mit dem BIV. Dabei ist uns wichtig, dass wir ausschließlich durch unsere Sacharbeit überzeugen.

KK: Die Innungen Hessen-Thüringen und Baden-Württemberg haben bekanntlich mit dem Fusionsbeschluss auch ihren Willen artikuliert, Mitglied im ZVKKW zu werden. Wieweit ist dieser Prozess gediehen?

Manfred Seikel: Wir haben beim ZVKKW neben organisatorischen Punkten auch angefragt, wie die neue Landesinnung innerhalb des ZVKKW integriert werden kann und welche Rolle wir dort leisten können. Wir stehen dazu, dass wir uns sowohl mit unseren Ressourcen als auch verantwortlich in den ZVKKW einbringen wollen und die Mitgliederversammlung hat heute unserem Vorstand das Mandat erteilt, diesbezüglich mit dem ZVKKW Gespräche aufzunehmen. Diese werden sicherlich auch die Beitragshöhe und unsere Dienstleistungsmöglichkeiten berücksichtigen, die wir in den ZVKKW einbringen können. Der ZVKKW vereinigt unter seinem Dach Handwerk, Industrie, Handel, Betreiber, Wissenschaft und Bildung, und dies ist grundsätzlich unterstützenswert.

KK: Wie schätzen Sie derzeit Ihre Chancen ein, nicht nur eine Mitgliedschaft im ZVKKW, sondern auch die gewünschte Verantwortung dort zu erhalten?

Manfred Seikel: Nach unseren derzeitigen Eindrücken ist das Stimmungsbild gegenüber unserem Anliegen bei den Vertretern der Industrie, des Handels und der Wissenschaft und Bildung im ZVKKW gut, bei den Handwerksvertretern gibt es jedoch Widerstände. Daher schätzen wir eine Aufnahme unserer Innung derzeit als ergebnisoffen ein.

KK: Welche Pläne hat die neue Landesinnung für die nähere Zukunft?

Manfred Seikel: Wir wollen zunächst unsere Organisationsstrukturen konsolidieren und sind dabei auf einem sehr guten Weg. Unser vorrangiges Ziel ist es, in unserem Gebiet einheitliche Aus-, Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen sowie Prüfungen zu schaffen. Und ich glaube, dass dies bald der Fall sein wird. Zudem wollen wir die flächendeckende Betreuung unserer Mitglieder überall in gleich hoher Qualität gewährleisten, beispielsweise auch über die Technologietransferstellen.

KK: Welches persönliche Anliegen haben Sie zur Zusammenarbeit zwischen Innung und BIV?

Manfred Seikel: Ich wünsche mir eine sachliche Diskussion zum Nutzen der gesamten Kältebranche.

KK: Herr Seikel, vielen Dank für das Gespräch!

RM

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