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Hilferuf zur Rettung einer historischen Anlage

Eisfabrik Berlin

Es geht um die Alte Eisfabrik in der Köpenicker Str. 40/41, sie wurde 1913/14 von den Norddeutschen Eiswerken zur Herstellung von Stangeneis gebaut und mit drei Kühlhäuser ergänzt. Das Objekt hat den Krieg weitgehend unbeschädigt überstanden, der Betrieb wurde bis 1995 fortgeführt. Seit dem ist der Gebäudekomplex ungenutzt und dem Verfall preisgegeben.

Der HKK hat sich daraufhin mit der Initiative in Verbindung gesetzt, um Näheres zu erfahren. In dem Gebäude sollen sich eine Linde-Kälteanlage von 1914 sowie weitere Anlagenteile befinden. Nähere Informationen über Ausführung und Zustand der Anlage konnten nicht gegeben werden, da kein Zutritt in das Maschinenhaus möglich ist die Türen sind verschweißt, die Fenster zugemauert.

Beim Denkmalpflegeamt des Senats von Berlin war man dem HKK gegenüber sehr aufgeschlossen und es wurde betont, dass es sehr förderlich sei, wenn sich der HKK um die alte Eisfabrik kümmert. Die Eisfabrik mit Kessel- und Maschinenhaus steht unter Denkmalschutz. Die Gebäude sind in einer klaren, neoklassizistischen Ziegelarchitektur nach dem Vorbild der frühen Moderne ausgeführt und das Kesselhaus zeichnet sich durch einen tempelartig ausgebildeten Giebel aus, der zahlreiche Dekorationselemente aus Ziegeln trägt. Über die ggf. noch in dem Gebäude vorhandene Kälteanlage liegt dem Denkmalpflegeamt nur ein Foto vor, das 1994 vor der Stilllegung der Eisfabrik gemacht wurde. Das Bild zeigt ein großes Schwungrad, wie es für liegende Kältemittelverdichter üblich war weitere Informationen lagen nicht vor.

Ein Gespräch mit der Eigentümerin des Objektes, der LTG (Nachfolgeunternehmen der Treuhand) ergab, dass das Objekt möglichst bald an einen Investor zur Verwertung verkauft werden soll; über die maschinelle Einrichtung der ehemaligen Eisfabrik gäbe es jedoch keinerlei Unterlagen. Die Bitte des HKK, das Maschinenhaus zu betreten, um sich vor Ort zu informieren, wurde wegen Einsturzgefahr abgelehnt.

Jetzt wandte sich der HKK an die Initiative, die daraufhin eine ganze Reihe von Bildern zur Verfügung stellte, die vor Jahren gemacht wurden. Sie zeigen, einen großen, liegenden Tandemverdichter (Linde?) mit Schwungrad und Untersetzungsgetriebe für Dampfturbinenantrieb sowie einen Eisgenerator und einen Dampfkessel.

Zur Klärung von Typ und Lieferumfang des Verdichters wandte sich der HKK an das Lindearchiv in der fraglichen Zeit wurde kein Verdichter an die Eisfabrik geliefert! Was nun, wieder wurden Fotos der Initiative studiert. Die Typenschilder der Verdichter waren offensichtlich von Souvenirjägern abmontiert es fand sich aber eine marmorne Manometertafel, zwar fast unkenntlich gemacht durch Graffiti, aber doch entzifferbar mit dem Schriftzug:

Hallesche Maschinenfabrik und Eisengießerei Halle an der Saale 1914

Dann kam der Zufall zu Hilfe, man fand bei der GEA in Döllnitz, dem Nachfolgeunternehmen der MAFA Halle und damit der 1945 enteigneten Halleschen Maschinenfabrik und Eisengießerei, das Bild der Eisfabrik Berlin als Werbeposter. Damit konnte die Herstellerfrage geklärt werden. Die Anlage bestand ursprünglich aus zwei Tandemverdichtern, das Fundament der zweiten Maschine ist noch zu sehen. Der noch vorhandene Verdichtertyp ist nach Kenntnisstand des HKK sonst nirgends mehr erhalten und daher historisch sehr interessant; immerhin war die Hallesche Maschinen­fabrik und Eisengießerei nach Linde, einer der bedeutendsten deutschen Kältemaschinenhersteller.

Wie soll es nun weitergehen? Es wäre natürlich sehr schön, wenn diese historische Anlage in dem architektonisch sehr an­sprechenden Gebäude, restauriert und als Industriedenkmal erhalten werden könnte. Dazu müsste ein Investor überzeugt werden, die Anlage in sein Gesamtkonzept mit einzubeziehen der HKK wird sehr dafür werben und sucht weitere Unterstützer für dieses Projekt. Wäre es nicht phantastisch, wenn der DKV zu seiner Jubiläumstagung 2009 in Berlin einen Empfang in dieser historischen Maschinenhalle geben könnte. Bis dahin wird das Projekt wohl leider noch nicht verwirklicht sein, obwohl die Treuhand gerade dabei ist, das Gesamtobjekt zu verkaufen.

An dem geschilderten Beispiel sieht man, welchen Aufwand es kostet, derartige Zeugnisse der industriellen Entwicklung zu erhalten. Da könnte man natürlich fragen: lohnt sich denn der Aufwand für so alte Klamotten? Gegenfrage: Was wäre, wenn es keine Zeugnisse aus der Vergangenheit gäbe? Geschichte ist nicht alles, aber alles ist nichts ohne Geschichte!B.S. -

Link

http://www.vhkk.org/page/home/index.php

Unter Aktuelles finden Sie weitere Informationen über die Anlage sowie eine Zusammenstellung von Bildern noch erhaltener Anlagenteile.

B.S.

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