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Eurovent-Zertifizierung

Der unterschätzte Mehrwert-Faktor

Der Begriff Eurovent“ ist Teil des Namens von mehreren Organisationen, die alle aus den gleichen Ursprüngen entstanden sind, aber unterschiedliche Aufgaben erfüllen. Das European Committee of Air Handling & Refrigeration Equipment Manufacturers“ – kurz Eurovent Committee – fungiert als Vertreter der europäischen Hersteller in der Kälte-, Klima-, Lüftungs- und Heizungsindustrie und bezieht Stellung sowohl in technischen als auch in politischen Gremien. Die Mitglieder des Komitees – pro Land eines – sind jeweils nationale Institutionen der entsprechenden Industrien. Deutschland ist mit dem Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) vertreten. Über diese Verbandsmitglieder repräsentiert das Eurovent Committee mehr als 1 000 Firmen in 14 europäischen Ländern.

Eurovent Certification: Eigenständiger Verband mit definiertem Selbstverständnis

Um innerhalb des Marktes für gleiche Wettbewerbsbedingungen zu sorgen, wurde 1993 die Eurovent Certification Company gegründet. Der Anspruch der Eurovent Certification Company ist es, einen fairen Wettbewerb zu fördern und Kunden gegenüber sicherzustellen, dass am Markt befindliche Geräte richtig bewertet und damit besser vergleichbar sind. Zu diesem Zweck wird durch Überprüfungen die Richtigkeit von Herstellerangaben mittels regelmäßiger Messungen durch unabhängige Labore an Geräten, die nach dem Zufallsprinzip ausgewählt werden, gewährleistet.

Im Laufe der Zeit kamen immer mehr (nach Gerätegruppen geordnet) Zertifizierungsprogramme hinzu; mittlerweile sind es 36 Hauptzertifizierungsprogramme. Eine Übersicht findet man auf der  Eurovent-Webseite.Die Finanzierung erfolgt ausschließlich durch die Mitglieder, also die Firmen, die an den Zertifizierungsprogrammen teilnehmen. Der Jahresumsatz inkl. aller Programme beläuft sich auf ca. 9 Mio. Euro. Güntner ist am HE-Programm (Heat Exchangers for Refrigeration) beteiligt.

Globale Bedeutung des HE-Programms

Seit 2001 gibt es das HE-Programm (Heat Exchangers for Refrigeration) für Geräte der Kälte- und Klimatechnik. Güntner nimmt seit Einführung des Programms ununterbrochen erfolgreich daran teil – alle Geräte der teilnehmenden Serien sind also ausnahmslos zertifiziert – und das seit 14 Jahren!

Das HE-Programm umfasst drei Geräte-gruppen: Verflüssiger, Flüssigkeitskühler und DX-Verdampfer.

Um an der Zertifizierung teilzunehmen, muss allerdings jeder Hersteller erst einmal einen Qualifizierungsprozess durchlaufen. Dabei müssen pro Gerätegruppe, in Abhängigkeit der Typenvielfalt der Hersteller-Serie, drei bis zehn Geräte zur Überprüfung eingereicht werden. Bestehen diese Geräte die Überprüfung, werden jährliche Wiederholungsmessungen bei mindestens einem Gerät pro Gruppe für die erneute Zertifizierung durchgeführt. Sollte ein Gerät die Überprüfung nicht bestehen, muss eine Wiederholungsmessung durchgeführt oder innerhalb von vier Wochen eine Korrektur der Angaben in allen Katalogen und eventuell vorhandener Software mit Angabe des gemessenen Wertes durchgeführt werden. Außerdem muss im folgenden Jahr ein zusätzliches Gerät zur Überprüfung eingereicht werden, bei Verletzung der Angaben zur thermischen Leistung sind es sogar zwei Strafgeräte. Man kann sich gut vorstellen, wie schnell sich dies je nach Anzahl der zu prüfenden Gerätegruppen zu einer großen Herausforderung für den Teilnehmer entwickeln kann, falls mehrere Geräte nicht den Anforderungen entsprechen.

Andererseits sorgen die so bestätigten Angaben der Hersteller dafür, dass die Endkunden entsprechende Geräte miteinander vergleichen und damit in ihren Projekten verlässlich planen können – jederzeit und überall. Das Marktvolumen in Europa für Geräte aus diesen Programmen liegt mittlerweile bei 837 Mio.  Euro; dabei beträgt der Anteil zertifizierter Geräte an diesem Volumen 54 Prozent.

Prüfung und Zertifizierung zentraler Daten

Für die Zulassung zum Programm bzw. zur Zertifizierung der geprüften Geräte werden diverse Herstellerangaben zu den Geräteeigenschaften dokumentiert, nachgemessen und bestätigt:

Thermische Leistung

Leistungsaufnahme des Ventilators

Luftvolumenstrom

Wärmeübertrager-Oberfläche

Schallleistungs-/Schalldruckpegel für Fluidkühler und Verflüssiger

Fluidseitiger Druckverlust bei Fluidkühlern

Die gemessenen Daten werden neutral und unabhängig auf der Eurovent-Homepage dokumentiert und sind öffentlich zugänglich. Man kann diese Daten der zertifizierten Hersteller also jederzeit einsehen und vergleichen. Auch eine Beschreibung der Prozesse und Abläufe bei der Prüfung (Rating Standards) ist auf der Webseite für jedes Programm frei verfügbar.

Zurzeit sind Geräte, die Kältemittel wie Ammoniak, CO2 oder Propan verwenden, noch von der Zertifizierung ausgeschlossen, da es an unabhängigen Laboren fehlt, die entsprechende Prüfungen durchführen könnten. Zumindest für CO2-Gaskühler und CO2-DX-Verdampfer als eigene Gerätegruppe ist aber ab 2017 eine Zertifizierung vorgesehen; ein entsprechendes Labor des TÜV Süd ist gerade im Bau.

Obligatorische Angabe: Energieffizienzklasse

Die Einteilung der Geräte in Energieeffizienzklassen ist ein wesentliches Merkmal der Zertifizierung. Die Energieeffi-zienzklasse ist allgemein das Verhältnis aus der aufgenommenen elektrischen Leistung (Ventilatorleistung) des Geräts zur thermischen Leistung nach Standardbedingungen. Der Vorschlag der EU-Kommission lautet, dass die besten 1 Prozent der auf dem Markt verfügbaren Geräte als A+ einzustufen sind, die nächsten 5 Prozent entsprechen der Klasse A, die nächsten 15 Prozent entsprechen Klasse B, die nächsten 30 Prozent der Klasse C und der Rest fällt in die Klassen D und E. Die Ökodesign-Richtlinie schlägt für die Zukunft sogar vor, die Klasse E bei jeder Überarbeitung so festzulegen, dass Geräte dieser Gruppe die in der Richtlinie festgelegten Grenzen verletzen und somit zu dem jeweiligen Stichtag nicht mehr in den Handel gelangen dürfen. Aufgrund der kontinuierlichen Verbesserung der Geräte-Performance sollte diese Einstufung alle drei Jahre überarbeitet werden, um dem dann aktuellen Stand der Technik Rechnung zu tragen.

Kundenvorteile durch zertifizierte Geräte

Neben der eindeutigen Einordnung, wie viel Energieverbrauch bei dem ausgewählten Gerät zu erwarten ist, bietet die Zertifizierung weitere wesentliche Vorteile, die bares Geld wert sind:

Die unabhängig gemessenen, überprüften Angaben geben Sicherheit bei der Auslegung. Man kann präzise auf den Betriebspunkt auslegen; Sicherheitsreserven sind nicht notwendig.

Durch die zertifizierten Angaben sind Geräte besser miteinander vergleichbar. So entsteht ein fairer Wettbewerb bei realistischen Bedingungen.

Das Certify-all-Prinzip stellt sicher, dass Hersteller sich nicht über einzelne Topseller“ profilieren können: Es werden komplette Baureihen zertifiziert, es gibt also keine Schlupflöcher für einzelne Geräte.

Zertifizierte Geräte sparen bares Geld: Wir empfehlen jedem Anwender, doch einmal in einem aktuellen oder zukünftigen Bauprojekt den Energieverbrauch aufgrund einer hypothetischen Fehlleistung der Wärmeübertrager von beispielsweise 20 Prozent nachzurechnen. Meistens kommt eine Amortisationszeit für das zertifizierte Gerät deutlich unter zwei Jahren heraus“, so Peter Roth, Eurovent-Verantwortlicher bei Güntner.

Die bestätigten und somit verlässlichen technischen Daten erhöhen die Investitionssicherheit und gewährleisten Planungs- und Betriebssicherheit in Bezug auf Leistung und Energieeffizienz der Gesamtanlage.

Übrigens: In Deutschland gibt es über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) staatliche Förderungen für energiesparende Investitionen bei bestehenden und neuen Klima- und Kälteanlagen. Die Eurovent-Zertifizierung für die Wärmeübertrager ist eine unabdingbare Voraussetzung für diese Zuschüsse.

Fußnoten

1 Der Beitrag wurde anlässlich des Güntner-Symposiums am 17. / 18. September 2015 in Zell am See (Österreich) von Peter Roth, Laborchef bei Güntner GmbH & Co. KG, gehalten.

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