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Was ist eigentlich...Fit-For-55?

Viel zu tun in Brüssel

Und als ob das nicht genug wäre, sehen wir uns auch noch mit der Revision der F-Gase Verordnung konfrontiert und außerdem mit einer Neuauflage von Ökodesign – das künftig nicht mehr nur auf Mindestenergieeffizienz fokussieren wird, sondern auch noch auf eine Menge anderer Faktoren wie zum Beispiel Lebensdauer, Recycling, Reparaturfähigkeit und so weiter… Der Krieg in der Ukraine schürt das Energiethema noch weiter und verlagert den Schwerpunkt von Klima- und Umweltschutz auf Energiesicherheit. Die EU Kommission hat denn auch gleich nachgelegt: Zunächst mit dem sogenannten REPower EU Plan, der die Ziele der genannten Richtlinien noch ein Stück weiter nach oben schraubt und außerdem konkreten Bezug auf Technologien und Lösungen nimmt wie zum Beispiel Wärmepumpen, Fernwärme, Solarenergie oder auch Wasserstoff. Und vor ein paar Wochen dann noch mit der Initiative „Save gas for a safe winter“, im Rahmen derer sich die EU-Staaten dazu verpflichtet haben, den Gasverbrauch ab sofort und bis zum 1. April nächstes Jahr um 15 Prozent zu reduzieren.

Europas „Man on the Moon” Moment

Aber von vorn. Begonnen hat alles mit dem EU Green Deal, dem grünen Wachstumsplan der EU, oder Europas „Man on the Moon“ Moment, wie Kommissionpräsidentin Ursula Von der Leyen ihn damals ankündigte. Dann kam das europäische Klimagesetz, das Klimaneutralität bis 2050 gesetzlich verankert und eine Neuauflage zahlreicher Richtlinien und Verordnungen erforderte. Denn aus der Modellierung der Kommission ging klar hervor, dass für die Erreichung von Klimaneutralität bis 2050 das bisher geltende Zwischenziel einer Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 40 Prozent bis 2030 nicht ausreicht und auf 55 Prozent angehoben werden muss. Das wiederum zog einen ganzen Rattenschwanz an Gesetzen nach sich, die deshalb nun auch überholt werden müssen – die Geburtsstunde des „Fit-For-55“ Pakets.

Auch die F-Gase-Verordnung, die zwar rein formal nicht zu Fit-For-55 gehört, wird gern in diesem Zusammenhang gesehen. So soll die Revision sicherstellen, dass sie einen maximalen Beitrag zu jenen 55 Prozent leistet. Entsprechend ambitioniert fällt der Vorschlag der Kommission dazu denn auch aus mit einem extrem steilen Phase-Down und zusätzlichen Verboten.

Eine Chance für die Branche

Was bedeutet das alles nun für die Branche? Alles weit weg in Brüssel? Nicht wirklich. Die Überholung von Richtlinien wie denjenigen zu Gebäudeeffizienz, zu Energieeffizienz und zu Erneuerbaren Energien setzt wichtige Akzente, von denen die Kälte- Klima- Wärmepumpenindustrie unter dem Strich profitieren dürfte. Ein wichtiger roter Faden ist zum Beispiel die Renovierung des Gebäudebestands, die beschleunigt werden soll, da Gebäude für 40 Prozent des Energieverbrauchs und 36 Prozent der Treibhausgasemissionen in Europa stehen. Renovierung bedeutet zum Beispiel Austausch von Heizkesseln. Durch was? Mit der Energiekrise stehen Wärmepumpen mehr denn je im Rampenlicht, auch politisch. Erneuerbare Energien sind eine weitere Priorität, ebenfalls verstärkt durch den Ukrainekrieg. Mehr erneuerbare Energien bedeutet steigenden Bedarf an Lastmanagement, insbesondere um Spitzenlasten abzufedern. Wärme- oder Kältespeicherung und Abwärmenutzung können hier einen wichtigen Beitrag leisten. Auch Raumluftqualität gewinnt zunehmend an Bedeutung – ein Trend, der durch die Pandemie noch weiter verstärkt wurde und jetzt konkret aufgegriffen wird. Entwicklungen also, die durchaus einen positiven Effekt für die Branche haben können.

Auch wenn sich die Tendenzen deutlich abzeichnen, bleibt abzuwarten, wie die endgültigen Versionen der verschiedenen Richtlinien und Verordnungen aussehen werden, denn der Brüssler Gesetzgebungsprozess ist noch längst nicht abgeschlossen. Die Vorschläge der Kommission werden im Parlament und Rat diskutiert, und am Ende muss ein Kompromiss zwischen den drei Institutionen gefunden werden.

F-Gase auf dem Prüfstand

Das gilt auch für die Überarbeitung der F-Gase-Verordnung, die allerdings eher kritisch beäugt wird. So fürchten viele Branchenvertreter, dass ein zu steiler Phase-Down zum Beispiel das Wachstum des Wärmepumpenmarkts bremsen oder gar verhindern könnte. Das Damoklesschwert mit dem schönen Namen PFAS (Per- und Polyfluorierte Alkylsubstanzen) trägt zusätzlich zur Verunsicherung des Marktes bei. PFAS bezeichnet eine Gruppe von über 4700 verschiedenen Substanzen, die in zahlreichen Prozessen eingesetzt werden und zu denen auch viele fluorierte Kältemittel zählen. Verschiedene Mitgliedsstaaten, darunter auch Deutschland, sähen PFAS gern gemäß der REACH Richtlinie reguliert. Auch wenn hier noch längst nicht das letzte Wort gesprochen ist – der REACH Prozess läuft anders als die Überarbeitung von Richtlinien und Verordnungen und vor 2025 wird es kaum zu einer Entscheidung kommen – heizen die Untersuchungen dazu die Stimmung in Brüssel und auch auf nationaler Ebene noch weiter auf.

Ganz ähnliche Entwicklungen, insbesondere im Hinblick auf den Energiebereich, sehen wir auch auf der anderen Seite des Atlantiks. Gerade wurde der sogenannte „Inflation Reduction Act“ in den USA verabschiedet, der, ähnlich wie auch Fit-For-55, auf den Ausbau der erneuerbaren Energien und mehr Energieeffizienz u.a. im Gebäudebereich abzielt. Ein echter Durchbruch für Präsident Biden, der auch der Kälte- Klimabranche zugutekommen dürfte. Auch bei Kältemitteln tut sich einiges. Auch wenn das Kigali Abkommen noch immer nicht ratifiziert wurde, hat doch die Regierung schon vor einiger Zeit den AIM Act auf den Weg gebracht, der letztendlich auf einen Phase-Down der HFKWs hinausläuft. Auch PFAS sind ein Thema in den USA, allerdings stehen die Kältemittel dort weniger im Rampenlicht als hierzulande.

Fachleute gesucht!

Alles in allem also trotz der weltweit angespannten politischen Lage und den Nachwirkungen von COVID-19, ein Hoffnungsschimmer für die Kälte- Klimabranche, die einmal mehr beweist, wie unerlässlich sie für das Leben in unserer Gesellschaft, aber auch für die Erreichung der Energie- und Klimaziele ist. Es fehlen uns nur noch mehr Fachleute! Deshalb ist es so extrem wichtig, mehr junge Leute für diesen so wichtigen Beruf zu begeistern… AV

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