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Kühlhäuser und Kühllogistik in Deutschland 2016

Kühlhäuser setzen auf Ammoniak

Wie groß ein Kühlhaus ist, hängt dabei vor allem damit zusammen, was dort schwerpunktmäßig geschehen soll. Eine allgemeine Entwicklung ist die zunehmende Bedeutung von zusätzlichen Dienstleistungen, beispielsweise das Kontrollieren der Ware, die Zoll-Abfertigung inklusive der Erstellung der erforderlichen Papiere, das Ver- und Umpacken, Etikettieren, Konfektionieren und Kommissionieren bis hin zum Ein- oder Nachfrosten und Auftauen. Für diese und andere Tätigkeiten wird im Kühlhaus Platz benötigt, der nicht zwingend mit Regalen ausgestattet ist. In der Folge kommt es vor, dass moderne Kühlhäuser in der Fläche größer sind, ohne dabei mehr regalisierte Lagerkapazität aufzuweisen. Geeignete Umschlagsflächen sind heute genauso wichtig wie ausreichende Lagerflächen.

Das Angebot an Dienstleistungen wird übrigens immer breiter. Deutschlands Kühlhäuser entwickeln sich dabei punktgenau an den Bedürfnissen ihrer Kunden und stimmen die Kunden-Dienstleister-Beziehung immer feiner verzahnt aufeinander ab. Viele Kunden haben den Wunsch, bei der temperaturgeführten Logistik alles aus einer Hand“ zu bekommen. Und das setzen die Unternehmen der Branche dann selbstverständlich auch um.

In den letzten Jahren ist eine kontinuierlich zunehmende Verschärfung des Wettbewerbs zu beobachten. Grund hierfür ist nicht die Entstehung neuer Dienstleistungs-Kühlhäuser, vielmehr fordern zusätzlich neue gebaute Lagerkapazitäten in der Industrie und im Handel die VDKL-Kühlhäuser heraus.

Eine andere Herausforderung: die zunehmende, fast unüberschaubare Anzahl an nationalen und europäischen Regelungen, Normierungen und Standardisierungen, die Betreiber heute beachten müssen. Hier erarbeitet eine Arbeitsgruppe des Verbands Deutscher Kühlhäuser und Kühllogistikunternehmen (VDKL), Bonn, derzeit eine umfassende technische Übersicht über verpflichtende und empfohlene Prüfungen und deren Intervalle. Diese Übersicht wird es ermöglichen, den Überblick über die verschiedenen Vorschriften und deren Einhaltung zu behalten.

Kostenfaktor Strom

Die Strompreise sind hinsichtlich der Höhe des reinen kWh-Arbeitspreises momentan auf einem vertretbaren Niveau. Allerdings macht dieser Arbeitspreis lediglich ca. 25 Prozent des gesamten Strompreises aus. Der Rest sind weitgehend Steuern und Abgaben und hier hat es in den letzten zehn Jahren durchschnittlich Steigerungen um 100 Prozent gegeben. Zusätzlich haben sich die Netzdurchleitungskosten standortabhängig verdoppelt. Auch die im Juli 2015 beschlossene Energiewende in Frankreich wird möglicherweise zu einem Anstieg der Großhandelspreise für Strom führen. Der VDKL-Strompool, der die Strom-Einkäufe der teilnehmenden Unternehmen bündelt, wird daher jetzt schon Strommengen ggf. bis in das Jahr 2020 einkaufen.

Gleichzeitig ist Energiesparen ein wesentliches Thema für alle Kühlhäuser und wird es immer bleiben, denn wer einem Kühlhaus-Betreiber sagt, er soll Energie sparen, rennt eine offene Tür ein. Die Kosten für Energie machen bis zu 30 Prozent der gesamten Betriebskosten eines Kühlhauses aus und sind damit nach dem Personal der zweitgrößte Kostenfaktor!

Stichworte zum Thema Stromsparen im Kühlhaus sind Viertelstunden-Strompreise, Lastoptimierung durch die optimale Fahrweise einer Kälteanlage und das dynamische Lastmanagement. So wird eine Kälteanlage natürlich stärker beansprucht, wenn sie dynamisch und strompreisabhängig gefahren wird. Andererseits kann man dadurch natürlich auch den Energieverbrauch deutlich verringern. Die Höhe der Einsparungen hängt aber nicht nur von der Fahrweise der Kälteanlage, sondern auch von der Wärmedämmung, dem konkreten Kühlgut, der Umschlagshäufigkeit der Waren und den Wetterbedingungen ab.

Höchste Priorität hat dabei immer, dass die Ware im Kühlhaus optimal bei der richtigen Temperatur gelagert wird und die Qualität gesichert ist. Da gibt es Produkte, beispielsweise Speiseeis, die auf Temperaturschwankungen besonders sensibel reagieren. Andere Warengruppen sind eher unempfindlich.

Auch in anderen Bereichen, so bei der Wahl der Kältemittel oder der Energiequelle orientiert sich die Branche zunehmen an ökologischen Standards. Zahlreiche Kühlhäuser setzen daher bereits auf Grünstrom. Dabei steht aber fest: Ökologische Ideen müssen mit ökonomischen Realitäten vereinbar sein, um erfolgreich umgesetzt zu werden.

Innere Werte des Kühlhauses: die Kälteanlage

Das Herzstück“ eines jeden Kühlhauses ist die Kälteanlage und die Anforderungen an das richtige Kältemittel sind vielfältig. Es sollte energetisch effizient arbeiten, gute globale Umwelteigenschaften und vorteilhafte technische Eigenschaften haben. Darüber hinaus sollte es günstig in der Anschaffung und möglichst ungefährlich sein.

Über 80 Prozent der deutschen Kühlhäuser setzen auf das natürliche Kältemittel Ammoniak. Ein wesentlicher Vorteil des Kältemittels Ammoniak mit der chemischen Formel NH3 ist die sehr gute globale Umweltverträglichkeit: Es weist weder ein Ozonabbaupotenzial noch einen Treibhauseffekt auf.

Weil Ammoniak hervorragende thermodynamische Eigenschaften hat, können äußerst energieeffiziente Anlagen konzipiert und gebaut werden. Ammoniak ist unbegrenzt verfügbar und kostengünstig in der Beschaffung. Demgegenüber steht, dass die Investitionen relativ hoch sind und der Bau einer größeren Ammoniak-Kälteanlage von zahlreichen Behörden im Rahmen eines sog. BImsch-Verfahrens genehmigt werden muss. Das fordert seine Zeit.

Da Ammoniak im gesetzlichen Regelwerk unter anderem als reizend“ eingestuft ist, muss die Kälteanlage in Bezug auf die Sicherheit und die Anlagendichtheit besonders hochwertig gebaut werden. Sachverständige müssen diese Sicherheit prüfen und bestätigen. Neben Ammoniak sind als Kältemittel in Kühlhäusern noch fluorierte Kohlenwasserstoffe und – mit steigender Tendenz – die natürlichen Kältemittel Kohlenstoffdioxid und Propan im Einsatz.

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