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Lüftungssysteme im Vergleich

Zentral oder dezentral?

    In Anbetracht immer dichter gebauter Fassaden ist die optimale Belüftung heute allerdings alles andere als selbstverständlich. Im Gegenteil: Die effektive Gebäudeisolierung kann schnell zum Gesundheitsrisiko werden. Die warme Luft speichert die Feuchtigkeit, es entsteht Schimmel. Und der kann in Innenräumen zu Atemwegserkrankungen führen und das Allergie- und Asthmarisiko erhöhen. Auch Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen, Schleimhautreizungen oder anhaltende Müdigkeit können die Folgen sein.

    Einhergehend mit der zunehmend effektiveren Gebäudedämmung werden professionelle Lüftungsanlagen zum Muss – nicht zuletzt, um die gesetzlich vorgeschriebenen und medizinisch geforderten Rahmenbedingungen zu erfüllen. Doch wann sollten zentrale und wann dezentrale Lüftungssysteme zum Einsatz kommen?

    Glaubt man dem Mieterbund, werden rund 50 Prozent aller Konflikte um Mietminderung durch Schimmelbefall ausgelöst. Doch ist Lüften allein Sache der Nutzer des Gebäudes? Nach aktueller Rechtsprechung ist es nicht so. Das OLG Frankfurt a. M. sagt: Privatrechtlich ist mehr als zweimaliges Stoßlüften am Tag nicht zumutbar.“ Die Minimalforderung von Raumhygieneexperten sind vier bis sechs Stoßlüftungen am Tag durch das Öffnen der Fenster für ca. zehn Minuten. Manche fordern sogar, die Fenster alle zwei Stunden zu öffnen – auch nachts! Die Gerichte befinden jedoch, dass dies einem Mieter nicht zumutbar ist, und verlangen, eine Wohnung so zu beschaffen, dass bei einem üblichen Wohnverhalten die erforderliche Raumluftqualität ohne besondere eigene Lüftungsmaßnahmen gewährleistet ist.

    Im Mai 2009 wurde die Norm DIN 1946-6 Lüftung von Wohnungen – Allgemeine Anforderungen, Anforderungen zur Bemessung, Ausführung und Kennzeichnung, Übergabe/Übernahme (Abnahme) und Instandhaltung“, welche die Belüftung bei Neubauten und Sanierungen regelt, verabschiedet. Die Norm erfasst konkret, was in § 6 Abs. 2 EnEV 2009 gefordert ist: Zu errichtende Gebäude sind so auszuführen, dass der zum Zwecke der Gesundheit und Beheizung erforderliche Mindestluftwechsel sichergestellt ist.“

    Zentral oder dezentral

    Bei der Umsetzung eines Lüftungskonzeptes nach DIN 1946-6 hat man die Wahl zwischen zentralen und dezentralen Lüftungen. Grundsätzlich ist zu sagen, dass eine dezentrale Lüftung in der Regel kostengünstiger ist und weniger Aufwand bedeutet – dies gilt sowohl für die Installation als auch für die Wartung.

    Dazu kommt, dass man eine zentrale Lüftung normalerweise nur bei einem Neubau oder einer umfangreichen Sanierung ohne unverhältnismäßigen Aufwand installieren kann. Bauartbedingt benötigen zentrale Lüftungen nämlich neben einem Ein- und Auslass auch ein Kanalsystem, durch das die Luft im Gebäude oder in der Wohnung geleitet wird. In kleineren Wohnungen müssen zwar keine großen Metallrohre unter der Decke entlanglaufen, jedoch sind auch die Kunststofflösungen, die hier zum Einsatz kommen, mit einigem baulichen Aufwand verbunden: Es müssen Luftführungen mit flachem Querschnitt in einer Zwischenwand oder unter dem Fußboden verlegt werden. Ein weiterer Haken: die Reinigung. Sind die schmalen Kanäle erst einmal im Gebäude verlegt, ist eine regelmäßige Reinigung – jedenfalls in einem wirtschaftlich vertretbaren Rahmen – nicht mehr ohne Weiteres möglich.

    Die Staubfilter und Kanäle dezentraler Lüftungseinheiten dagegen sind einfach zugänglich und lassen sich problemlos auswaschen. Für Allergiker lassen sich überdies Pollenfilter in die Lüfter integrieren. Ihr Austausch gestaltet sich ebenso komplikationslos.

    Auch im Rahmen der Installation erfordern dezentrale Lüftungen deutlich weniger bauliche Maßnahmen als zentrale Lüftungen. Zwar benötigt die dezentrale Variante ebenfalls Wanddurchbrüche in den Außenwänden, doch darüber hinaus müssen Planer und Bauherren mit keinen weiteren Maßnahmen rechnen. Ein weiterer positiver Aspekt: Dezentrale Lösungen sind problemlos erweiterbar. So ist es beispielsweise denkbar, dass im Grundkonzept zur Objektbelüftung vorerst nur stark belastete Räume wie beispielsweise Badezimmer, Raucherzimmer oder Küchen mit einer dezentralen Lüftung versehen werden und man nachträglich das Belüftungskonzept noch ausbaut. Für dezentrale Anlagen sprechen zusätzlich die ästhetischen Gesichtspunkte, denn die Systeme verschwinden größtenteils in den Wänden.

    Die jeweiligen Geräte werden meist neben einem Fenster auf Höhe der Fensterstürze oder oben in den Zimmerecken positioniert. Falls möglich, nutzt man eine vorhandene Heizung zur Erwärmung der einströmenden Luft. Moderne Varianten der dezentralen Lüftungen arbeiten allerdings mit Keramik-Wärmespeichern, wodurch eine Wärmerückgewinnung (WRG) möglich ist. In diesem Fall ist jede dezentrale Lüftungseinheit mit einem eigenen Ventilator und Wärmespeicher ausgestattet. Der Wirkungsgrad dieser wartungsarmen Elemente liegt teils bei bis zu 90 Prozent. Angesichts immer weiter steigender Energiepreise ergibt es kaum Sinn, im Wohnumfeld eine Anlage ohne WRG einzusetzen. Allerdings muss man berücksichtigen, dass die Ventilatoren der Lüftungssysteme Strom verbrauchen. Bei dezentralen Lüftungssystemen liegt der Stromverbrauch bei 1–3 Watt Leistungsaufnahme. Mithilfe der Steuerung der Lüftungsanlagen kann der Nutzer zu festgelegten Zeiten lüften. In selten genutzten Räumen kann so die Lüftung reduziert und an die tatsächlichen Gegebenheiten angepasst werden – eine Möglichkeit, die es bei zentralen Lüftungen in dieser Form nicht gibt. Auch im Servicefall überwiegen die Vorteile dezentraler Lüftungsanlagen: Getauscht wird nur das betroffene Gerät, nicht das Gesamtsystem.

    Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Einsatz eines dezentralen Lüftungssystems in kleineren Neubauten oder bei der Modernisierung von Wohnungen mit überschaubaren Ausgaben verbunden ist, da einerseits die Anschaffung vergleichsweise günstig ist und andererseits die Wartung nicht zu versteckten Kosten führt. Eine zentrale Lüftung ist zwar bei großflächigen Objekten, wie beispielsweise Großraumbüros oder Hallen, wirtschaftlicher oder sogar technisch unumgänglich, im privaten Umfeld hingegen ist eine dezentrale Lüftung die bessere Wahl.

    Zentrale Lüftungsgeräte mit WRG von Benzing

    Energieeffizienz auf höchstem Niveau

    Die Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung von Benzing Lüftungssyteme GmbH, Villingen-Schwenningen, ermöglichen eine kontrollierte Be- und Entlüftung mit integrierter Wärmerückgewinnung für Luftmengen von 180 m³/h bis 5000 m³/h. Die Geräte WRGZ 300, 400, 500 und 800 bieten aufgrund ihrer Passivhaus-Zertifizierung alle Voraussetzungen für eine Kfw-Förderung. In einem integrierten Kunststoff-Kreuz-Gegenstrom-Wärmeübertrager wird die Wärme der verbrauchten Luft an die von außen zugeführte Frischluft abgegeben. Ab- und Zuluftstrom bleiben dabei stets absolut voneinander getrennt. Damit lassen sich über 90 Prozent der Wärme zurückgewinnen. Optional kann ein Enthalpie-Wärmeübertrager eingebaut werden, der neben der Wärmerückgewinnung, zusätzlich bis zu 65 Prozent der Feuchtigkeit aus der Abluft zurückgewinnt und an die trockene Zuluft überträgt. Die energiesparenden EC-Motoren sorgen für einen gleichbleibenden Volumenstrom für Zu- und Abluft, auch bei Veränderung des Druckverlustes im System. Als Wandgeräte eignen sich die Geräte für Wohnhäuser und Wohnungen. Die Zentrallüftungsgeräte zeichnen sich durch die direkte Anschlussmöglichkeit von Vor- und Nachheizregister ohne zusätzliche Strömungswächter aus. Die Vorheizung wird bei Außentemperaturen unter 0 °C aktiviert und verhindert das Einfrieren des Kunststoff-Kreuz-Gegenstrom-Wärmeübertragers. Die Steuerung erfolgt über die Messdaten der Temperaturfühler. http://www.benzing-ls.de

    Joachim Schrader

    arbeitet als Gebäudeenergieberater bei der inVENTer GmbH

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