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Ist Öl ein Fossiler Brennstoff oder kommt es aus den Tiefen der Erde?

Zwei Theorien zur Entstehung des Erdöls

    Im Jahr 1859 begann das Zeitalter des Erdöls. In Amerika wurde erstmals Öl mittels einer Bohrung an die Erdoberfläche gefördert, während in Deutschland ein neuer Verwendungszweck für Erdöl gefunden wurde der Verbrennungsmotor, der damals seinen Siegeszug um die Welt antrat.

    Mit zunehmender Nachfrage begannen sich Wissenschaftler mit der Frage nach der Herkunft des Erdöls zu befassen. Die Theorie, dass Öl über Millionen von Jahren bei der anaeroben Verwesung von Pflanzen und Tieren entstanden und deshalb nur begrenzt auf der Erde vorhandenen sei, wurde 1757 vom russischen Geowissenschaftler Mikhailo Lomonossov postu­liert. Seitdem wurde sie in der westlichen Welt nie mehr offiziell angefochten. In Russ­land hingegen hat es immer schon Zweifler gegeben, deren Modelle sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts unter dem Begriff abiotische Entstehung von Erdöl in der russischen Fachwelt weitgehend durchgesetzt hatten.

    Professor Dr. Thomas Gold (Cornell Univ., Ithaca, N.Y., 19202004) hat mit dem Autor über die letzten Jahre seines Lebens regelmäßig korrespondiert. An dieser Stelle seien ein paar wesentliche Argumente angeführt, die Gold in die Debatte eingebracht hat. Als Erfinder der Radioastronomie hat Gold mit seinem Kollegen Chandra Wickramasinghe die Materie im Weltall spektroskopisch analysiert und herausgefunden, dass ein Großteil kosmischer Materie organischer Natur ist, also bestehend aus Kohlenstoffverbindungen der einen oder anderen Art. Gold war verwundert ob dieser Fakten und fragte sich, wo denn all dieser Kohlenstoff auf der Erde geblieben sei.

    An dieser Stelle ein kleiner Hinweis zum Begriff des Organischen: Wenn wir von organischer Chemie reden, dann hat das nichts mit organischem Leben zu tun, sondern umfasst die Chemie des Kohlenstoffs. Mit der kosmischen Materie organischer Natur sind Substanzen im Sinne der organischen Chemie gemeint.

    Öl kommt aus großen Tiefen

    Nach der abiotischen Entstehungstheorie entsteht Erdöl aufgrund von Bildungsmechanismen im Erdmantel und der tieferen Kruste. Experimente beweisen, dass sich Kohlenwasserstoffe im Erdinneren im Verlauf simpler anorganischer Reaktionen bilden können und nicht nur bei der Verwesung abgestorbener Organismen, wie dies allgemein angenommen wird.

    Die Erdkruste besteht aus tektonischen Platten, die auf einem Material schwimmen, in dem unvorstellbare Mengen von Kohlenwasserstoffen enthalten sind. Wo immer diese Platten aus Gestein aneinander stoßen, Verwerfungen entstehen und der darunter liegende Erdmantel in diese Vorgänge mit einbezogen wird, können diese Kohlen­wasserstoffe an die Erdoberfläche hoch­steigen.

    Für diese Theorie spricht die regionale Verbreitung von Ölquellen. Stellt man die Erdölvorkommen in Südostasien in Be­ziehung mit den tektonischen Strukturen, dann sieht man deutlich, dass sich diese entlang der Grenzen von Kontinentalplatten befinden. Neben der kontinuierlichen Mobilität der Erdkruste, die hier aus ozeanischen Platten besteht, befindet sich in dieser Region auch eine der aktivsten vulkanischen Zonen der Welt.

    Im Nahen Osten hingegen ist die Geologie geprägt von mächtigen Sediment­abfolgen¹, Erdölvorkommen sind hier ­vergesellschaftet mit Gesteinen von kontinentalen Krusten. Zwei der wichtigsten Ölfördergebiete weisen damit eine gänzlich unterschiedliche Beschaffenheit des ­geologischen Untergrundes auf. Betrachtet man andere Regionen, in denen Erdöl gefunden wurde, dann ergeben sich weitere Inkonsistenzen.

    Quellen werden von unten aufgefüllt

    Ein weiteres Phänomen: Erschöpfte Ölquellen scheinen sich von selbst wieder aufzufüllen, wofür die These der fossilen Ölentstehung keine Erklärung bieten kann. So berichtete 2003 die Geotimes über die Ölquellen im Golf von Mexiko, dass ­Kohlenwasserstoffe über ein kompliziertes Netzwerk aus Verbindungswegen und Reservoiren von unten nachfließen Ölquellen, so scheint es, füllen sich also selbsttätig wieder auf.

    Dennoch sind im Westen ganze Bibliotheken voll mit Büchern, welche die Theorie der fossilen Entstehung vollkommen unkritisch nachbeten. Diese ist zudem mit der unschönen Realität behaftet, dass sie nicht im Labor nachvollziehbar ist.

    Die Theorie vom fossilen Treibstoff (TFT) entstand zu einer Zeit, als die Chemie noch in den Kinderschuhen steckte, die Physik noch keine der heutigen Probleme mit der manifesten Wirklichkeit hatte und Wissenschaft ganz allgemein noch mit Hausverstand agierte. Dass in Kohle verkohltes Holz zu finden ist und unter dem Mikroskop allerlei biologische Strukturen zu sehen sind, macht den Glauben an eine organische Entstehung von Kohle leicht nachvollziehbar. Dass Erdöl in vielen Fällen gerade wie in Pennsylvania, wo es 1859 erstmals erbohrt worden war, in einer engen räumlichen Beziehung mit Kohlelagerstätten stand, wurde zum Anlass genommen zu argumentieren, dass Öl Ausschwitzungen von Kohlefeldern darstellte.

    Wie steht es aber um das Erdöl? Können wir organische Strukturen oder gar Fossilien in ihm finden? Ja sicher eine Reihe von Bakterien leben in oder vielmehr von Erdöl und deren Überreste können wir finden. Das beweist aber eine fossile Herkunft des Öls keinesfalls.

    Unkonventionelle Suchmethoden

    Mit der ersten globalen Ölkrise 1973 begannen Menschen weltweit panisch nach Ersatz für das immer teurer werdende Erdöl zu suchen. Professor Gold war es, der im Westen als einziger die Erkenntnisse russischer Erdölgeologen anwendete. In Siljan (Schweden), dem Einschlagskrater eines gigantischen Meteoriten, ließ er ein etwa 5000 m tiefes Bohrloch niederbringen. Das war zu dieser Zeit im Westen ein eher frevelhaftes Unternehmen, denn in dieser Tiefe konnte ja kein Öl sein. Doch aus diesem Bohrloch sprudelte Öl! Das Bohrloch war abgeteuft worden durch Gesteine, in denen der TFT zufolge Öl nicht hätte sein dürfen. Das bei der Niederbringung der Bohrung anfallende Bohrklein wurde gaschromatografisch analysiert und siehe da: in den magmatischen Komponenten fanden sich Kohlenwasserstoffe, nicht aber in den sedimentären und metamorphen Anteilen, in denen sich nach der TFT am ehesten Öl oder Erdgas hätte finden sollen. Dann aber fand man Bakterien in dem Öl. Damit war die TFT für die Gläubigen gerettet: Es seien die Bakterien gewesen, welche das Öl geschaffen hätten! Die Frage nach dem Woraus konnte aber nicht auf Dauer negiert werden.

    Laborversuche unter extremen Drücken

    Sie wurde beantwortet von amerikanischen Forschern, die gesteinsbildende Mineralien und Wasser in einem Schraubstock aus Diamant derart unter Druck setzten, dass sich Methan bildete. Durch die Diamanten wurden alle Phasenänderungen spektroskopisch verfolgt und es erwies sich eindeutig, dass sich Erdgas unter den im Erdinneren herrschenden Bedingungen aus den vorhandenen Substanzen bildet. Im Verlaufe fortwährender Hydrationen (Reaktionen mit Wasser) komplexifizieren sich diese Hydrokarbonphasen, um letztlich das zu bilden, was wir als Öl bezeichnen. Die durch die Plattentektonik gegeneinander verworfenen Teile Kaliforniens sind ein ideales natürliches Beispiel für Prozesse dieser Art.

    Ölerzeugung im industriellen Maßstab

    Hierzu noch ein weiteres, anschauliches Beispiel: In der Zeit zwischen den Kriegen war Deutschland von praktisch allen Erdöllieferungen abgeschnitten und der deutsche Erfindergeist hatte nach Ersatz zu suchen: Über die Hydrierung von Kohle mithilfe eines Katalysators ließ sich im Fischer-Tropsch Verfahren leicht Öl synthetisieren. Diese historische Wirklichkeit ist ein Glied in der Kette von Beweisen für die abiotische Herkunft des Erdöls. Durch Erhitzung von kohlenstoffhaltigen Materialien werden gasförmige Kohlenwasserstoffe gebildet, die sich im Beisein eines Katalysators auch bei niedrigen Drücken in Verbindung mit Wasser zu einem Gemisch von höhermolekularen Kohlenwasserstoffen umwandeln es werde Öl!

    Für einen Wissenschaftstheoretiker ist es ob dieser Sachverhalte nicht mehr möglich, von einer Theorie der fossilen Treibstoffe zu reden. Warum also erfolgt nicht ein radikaler Umschwung der Denkweisen? Ist es nicht seit der Aufklärung so, dass Rationalität den Gang menschlicher Belange leitet?

    Tiefe Bohrungen führten zum Erfolg

    Die ehemalige UDSSR war im Wesentlichen auf ihre eigenen Ressourcen angewiesen und hatte mit dem Zuendegehen der oberflächennahen Ölvorräte nach dem Zweiten Weltkrieg nach Ersatz zu suchen. In den Nachfolgestaaten Russland und vor allem in der Ukraine, wo die abiotische Öl-Theorie ursprünglich aufgrund der streng wissenschaftlichen Interpretation von Daten entstanden war, wird nach wie vor weit über 5000 m tief gebohrt und Erdöl gefördert. Auf der Halbinsel Kola sind es sogar mehr als 40000 Fuß, also fast 14000 m.

    Kaum jemand ist sich der Tatsache bewusst, dass Russland der weitaus größte Erdölproduzent der Welt ist und dass ein Gutteil dieser Förderung aus Quellen stammt, welche der TFT zufolge kein Öl enthalten sollten.

    Nordsee dürfte keine Vorkommen haben

    Dass im Westen Wasser gepredigt und Wein getrunken wird, ist spätestens seit der Öl- Förderung in der Nordsee vollkommen offensichtlich. Dort sind nirgendwo die erforderlichen Sedimentmächtigkeiten vorhanden, um als Herkunftsgesteine für Öl in Frage zu kommen.

    Dass Brasilien nun bald zu einem der Hauptproduzenten der Welt aufsteigen wird vermittels Öl, welches aus dem ozeanischen Gestein des Atlantiks gefördert wird, in dem laut TFT kein Öl sein kann, das sei nur am Rande erwähnt. Im Jahr 2005 also 22 Jahre nach dem Falkland-Krieg wurde bekannt, worum es wirklich ging: Es wurde vom Bereich der Falklandinseln, die vor dem Friedensschluss ein von sowohl England als auch Argentinien beanspruchtes Territorium gewesen waren, vom britischen Geological Survey über Ölvorkommen berichtet, welche jenen des arabischen Schildes vergleichbar sind.

    Die Ölvorkommen des arabischen Schildes kommen in tektonisch zerscherten Sedimenten vor, jene im Atlantik in Vulkaniten (ozeanischer Kruste) an Plattengrenzen. Die Ölvorkommen Indonesiens demonstrieren den Zusammenhang von mobiler Kruste und Erdöl. Es ist offensichtlich, dass nicht die Gesteinsart die Chancen Öl in einem bestimmten Gebiet zu finden bestimmt, sondern seine tektonische Position. -

    1 Sedimente sind aus Ablagerungen entstanden. Bekannte Gesteinstypen sind Schiefer, Sand- und Kalksteine.

    Dr. phil. Siegfried Emanuel Tischler

    ist Gastprofessor für Ethics of Scienes an verschiedenen indonesischen Universitäten

    Wer hat den Nutzen?

    An dieser Stelle möchte ich die rhetorische Frage von Dr. Tischler aus dem Text noch einmal aufgreifen: „Ist es nicht seit der Aufklärung so, dass Rationalität den Gang menschlicher Belange leitet?“

    Die Frage „Cui bono?“ oder zu Deutsch „Wem zum Vorteil?“ kann hier weiter- helfen. Sicher haben die Antworten keinen Beweisstatus, aber sie liefern gute Rechercheansätze. Wer hat also Nutzen von Peak Oil & Co? Zuerst fallen mir hier die Ölkonzerne ein: Ein vermeintlich knapper werdender Rohstoff und steigende Nachfrage nur Geld drucken ist schöner. Im Glashaus sitzt auch der Staat, der an jeder Energiepreissteigerung üppig partizipiert.

    Damit mich keiner falsch versteht: Auch ich bin gegen den hemmungslosen Verbrauch von natürlichen Ressourcen, denn eine gesunde Umwelt ist sicher eines unserer höchsten Güter. Aber mich beschleicht immer häufiger das sichere Gefühl, dass wir in einem unglaublichen Ausmaß verschaukelt werden und das nicht nur bei dieser Geschichte.U.B.

    Dr. Siegfried Emanuel Tischler

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