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2. ZVKKW Supermarkt-Symposium in Nürnberg

Neutrales Informationspodium erfolgreich etabliert

1. Tag

Zunächst wurden die Teilnehmer im Messe­zentrum von Richard Krowoza, NürnbergMesse, und dem ehemaligen Vizepräsidenten des ZVKKW und Obermeister der Innung Oberfranken, Frank Heuberger, herzlich begrüßt. Danach eröffnete Dr.-Ing. Matthias Schmitt das Vortragsprogramm. Ausgehend von den Erkenntnissen des Supermarkt-Symposiums 2010 und einem Gewerke übergreifenden Ansatz mit zen­tralem Energiemanagement habe man wieder interessante Themen wie integrale Planung, Erfahrungen mit CO2 und Propan als Kältemittel, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit für die Zukunft u. v. m. ins Programm genommen und dafür erfahrene Referenten aus Deutschland, der Schweiz, Belgien und Italien gewinnen können, so Schmitt.

Architekt Dipl.-Ing. Frank W. Lipphardt, Ecobau-Consulting, Berlin, sprach anschließend zum Thema Integrale Planung Energieeffizienz im Lebensmitteleinzelhandel. Mit der bisherigen unkoordinierten Planung kann man in Zukunft keine leistungsfähigen Gesamtkonzepte umsetzen! Ausgehend von dieser Eingangsthese entwickelte Lipphardt in überzeugender Weise den Integralen Planungsprozess. Voraussetzungen für den Erfolg sind nach Lipphardt u. a.

  • Motivation und Kooperationswille aller Projektbeteiligten
  • Interdisziplinäres Denken

Raphael Gerber, Frigo-Consulting AG, CH-Bern, berichtete über Erfahrungen mit CO2 als Kältemittel im Lebensmittelhandel. Seit über zehn Jahren zeigen mehr als 100 geplante Anlagen einen sehr zufriedenstellenden Betrieb. Der gemessene Energiebedarf der CO2-Systeme sei mindestens zehn Prozent niedriger im Vergleich zu Anlagen mit synthetischen Kältemitteln, so Gerber. Weitere Energieeinsparungen könnten mit integrierter Expansions-Kompressionsmaschine oder mit Abwärmenutzung im Sommer erzielt werden.

Dr.-Ing. Jochen Arthkamp, Arbeitsgemeinschaft für sparsamen und umweltfreundlichen Energieverbrauch e. V. (ASUE), Essen, hielt den Vortrag mit dem Thema Gaswärmepumpen erfolgreiche Alternative zum Kühlen und Heizen im Supermarkt. Da die Klimatisierung auch in Deutschland durch Lastspitzen in den Sommermonaten zunehmend zu Problemen in der Stromversorgung führt bzw. führen wird, sei es an der Zeit, verstärkt umweltfreundlichere Alternativen einzusetzen. Dazu zählt Arthkamp gasmotorische Wärmepumpen und Gasabsorptionswärmepumpen mit Kühlfunktion. Damit lasse sich Primärenergie einsparen und die Kohlendioxid-Emission signifikant reduzieren. Interessant sei in diesem Zusammenhang auch der Einsatz von Bioerdgas.

Dipl.-Ing. Bernd Heinbokel, Carrier Kältetechnik Deutschland GmbH, Köln, erläuterte in seinem Beitrag Supermarkttechnik Energieeffizienz und Nachhaltigkeit für die Zukunft sehr anschaulich die umfangreichen Erfahrungen von Carrier beim Einsatz von CO2 in der Kältetechnik. So erziele man bei einer CO2-Installation erstklassig niedrige TEWI-Werte (Total Equivalent Warming Impact). Die Systeme haben ein direktes Treibhauspotenzial (GWP) von 1 und verbessern die Energieeffizienz im Vergleich zu herkömmlichen HFKW-Direktverdampfungssystemen durchschnittlich um zehn Prozent bezogen auf mildes bis kaltes Klima (mittlere Außentemperatur ≤ 15 °C), so Heinbokel. Carrier hat dafür mit CO2OLtec ein eigenes Konzept für den Nor­mal- und Tiefkühlbereich entwickelt. Betreibern empfahl er auch die Plattform https://www.vdma-effizienz-quickcheck.org/ um Super­-märkte untereinander zu vergleichen.

Wie wichtig es ist, im Lebensmitteleinzelhandel die Kälte- und Gebäudetechnik mit einem zentralen Steuerungs- und Regelungssystem auszurüsten, machte Dr.-Ing. Frank Uhlemann, Eckelmann AG, Wiesbaden, in seinem Vortrag Beitrag der Automatisierungstechnik zur Steigerung der Energieeffizienz von Kälteanlagen deutlich. Die regelungstechnische Verknüpfung aller Wärmeströme im Supermarkt erschließe Synergien, die zu erheblicher Energieeinsparung führen, so Uhlemann. Man müsse neben den thermodynamischen Prozessen, aber auch die gesamte Gebäudeleittechnik mit einbeziehen. Die dadurch zunehmende Anlagenkomplexität muss auf der Bedienungsebene sinnvoll reduziert werden. Die von Eckelmann angebotenen Expertensysteme können dies leisten. Sie erlauben dem Betreiber auch ohne Spezialwissen, Pro­bleme zu erkennen und beispielsweise Wartungsarbeiten vorausschauend zu planen.

Ing. Stefano Fillipini, LU-VE Contardo S.p.A., I-Uboldo, zeigte in seinem Beitrag Energiesparender Einsatz von EC-Lüftern bei Wärmeübertragern, dass die Basis jeglicher Energieeffizienz im Supermarkt natürlich die Energieoptimierung aller Anlagenkomponenten ist. So werden für den Antrieb von Verdampfer- und Verflüssigerventilatoren der Kälte- und Klimaanlagen etwa seit 2002 die sogenannten EC-Motoren (permanenterregte Synchronmaschinen mit elektronischer Strangstromumschaltung und Drehzahlregelung) eingesetzt (EC-Ventilatoren). Die von LU-VE in Zusammenarbeit mit EBM entwickelten EC-Axialventilatoren ermöglichen bis zu 30 Prozent Energieeinsparung im Vergleich zu herkömmlichen Ventilatoren mit Asynchronmotor, so Fillipini. Mit dem neuen LU-VE-Regler WMC2 könne man beliebige Regelparameter flexibel und an­wenderfreundlich händeln.

Den 1. Tag beendete Dr.-Ing. Rainer Jacobs mit dem Thema Energieeffizienz: Begriffe, Anwendung in der Praxis die relative Unordnung der Termini und Begriffsdefinitionen für Kälte Wärme Klimatisierung Lüftung Warmwasser. Mit der Erkenntnis, dass es für so wichtige Kriterien wie Energieeffizienz, Kälteleistung, Leistungszahl, Arbeitszahl, Benchmarking von Anlagen usw. noch Präzisierungs- bzw. u. U. auch betreiberfreundlichen Vereinfachungsbedarf gibt, wurde zum Get-together übergeleitet. Hier wurde von erfreulich vielen Teilnehmern die Möglichkeit des Erfahrungsaustausches untereinander, aber natürlich auch mit den Referenten genutzt.

2. Tag

Die Qualität der Kälte- und Wärmeerzeugung im Lebensmitteleinzelhandel wird z. B. an der Frage gemessen Ernte gut alles gut? Wie kommen Gemüse und Früchte frisch zum Verbraucher? Darüber referierte Dr. Claudia Willging, BBZ Arenenberg, CH-Salenstein. Sie erläuterte die physiologischen Prozesse wie z. B. der Feuchtetransport zwischen Raumluft und Produktoberfläche usw., die in dem von Reservestoffen lebenden, lebendigen Pflanzenmaterial ablaufen. Daraus ergeben sich die für den Betreiber signifikanten Lagerparameter Raumlufttemperatur und relative Raumluftfeuchte.

Mit dem Thema Verwendung des Luftkühlers in energieeffizienten Supermarkt-Konzepten schloss Mathias Lich, GEA Küba GmbH, Baierbrunn, nahtlos an seine Vorrednerin an. Denn der Luftkühler ist als aktiver Wärmeübertrager zwischen Kälteträger und Kühlgut maßgeblich an der schonenden Kühlung der Produkte beteiligt, so Lich. Feuchte- und damit Masseverluste sind wirtschaftlich von Nachteil für den Handel und demzufolge zu vermeiden. Daraus leitet GEA Küba die für die Luftkühler-Auslegung entscheidenden Kriterien wie Rohr-Lamellen-Design (Optimierung des Wärmedurchgangskoeffizienten), Einsatz von EC-Motoren, Abtauung von innen, Korrosionsschutz, Hygiene und Reinigung usw. ab.

Friedhelm Meyer, Cool Expert GmbH, Allendorf (Eder), sprach anschließend über die Bedeutung der Abtauung zum energetisch besten Zeitpunkt. Für die Einhaltung einer konstanten Warentemperatur und zur Vermeidung der Vereisung des Luftkühlers sei eine rechtzeitig eingeleitete Abtauung unerlässlich, so Meyer. Ebenso wichtig sei aber auch die Abtauenderkennung, für die von Cool Expert ein neues Verfahren entwickelt wurde. Es stellt sicher, dass die Kälteversorgung genau zu dem Zeitpunkt wieder einsetzt, wenn der Kühler gänzlich eisfrei ist. Durch Ausnutzung des Sublimations-Effektes (Europapatent 0328152) werden die Abtauphasen deutlich reduziert. Nur so könne der Betreiber die Anforderungen an Qualitäts­sicherung und Verbraucherschutz erfüllen.

Ein werksvorkonfiguriertes Serien-Komplett-System mit dem Kältemittel R 410 A stellten Klaus Tadajewski und Werner Rolles, Daikin Airconditioning Germany GmbH, Unterhaching, vor. Mit dem sogenannten Conveni-Pack-System der 2. Generation können die Gewerke Gewerbekälte, Heizung, Klimatisierung und Lüftung abgedeckt werden. Durch den Einsatz des Klima-Kältemittels R 410 A sei es gelungen, die Energieeffizienz in bisher 70 Supermärkten deutlich zu verbessern, so die Referenten. Die Anlagen werden mit dem Überwachungssystem Airnet kontinuierlich überwacht und Abweichungen vom optimalen Betriebsverhalten, einschließlich Deklaration der betroffenen Bauteile, direkt an den Betreiber und Anlagenbauer weitergeleitet. So könne man vor einem nötigen Serviceeinsatz reagieren und diesen u. U. sogar vermeiden.

Andrea Voigt, European Partnership for Energy and the Environment (EPEE), B-Brüssel, berichtete in ihrem Vortrag Ökoeffizienz in Supermärkten von den Ergebnissen einer neuen Studie des britischen In­stituts SKM Enviros über verschiedene Technologien der Kälteerzeugung in europäischen Supermärkten. Analysiert und verglichen wurden folgende vier Modelle. Mo­dell 1 (R 404 A DX NK/R 404 A TK), Mo­dell 2 (R 404 A DX NK/CO2-Kaskade DX TK), Mo­dell 3 (R 404 A indirekt NK/CO2-Kas-kade DX TK), Modell 4 (transkritisch CO2 DX NK /CO2-Kaskade DX TK) bezogen auf drei typische europäische Klimazonen. Die Studie zeige, dass durch technologische Ver­besserung und Ausreifung die Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit aller Systeme, relativ unabhängig vom Kältemittel, sehr dicht zusammenrücke, so Voigt.

In seinem Beitrag Vergleichsmessungen von R 134 a und Opteon XP10 im Supermarkt verwies Dr.-Ing. Frank Rinne, DuPont de Nemours GmbH, Neu-Isenburg, auf den zunehmenden Einsatz von Kaskaden- bzw. Hybridsystemen zur Reduzierung des Treibhauspotenzials und der Leckageraten in der Gewerbekühlung. Hier werden z.B. die Vorteile von CO2 in der Tiefkühlung und R 134 a in der Normalkühlung kombiniert. Um den Treibhauseffekt weiter zu minimieren, habe DuPont Opteon XP10 als Drop-in-Kältemittel für bestehende R 134 a-Anlagen entwickelt, so Rinne. Er stellte erste Messungen in einem Supermarkt vor.

Der Vortrag Einsatz von Propan als Kältemittel im Lebensmitteleinzelhandel von Jörg Fuhrmann, Futron GmbH, Netzschkau, machte noch einmal die große Lösungsvielfalt ganz deutlich. Seine Firma entwickelte für Lidl eine Integralanlage zur Beheizung, Lüftung und Kühlung mit dem Kältemittel R 290 und Solekreislauf. Fuhrmann, der auf umfangreiche Betriebserfahrungen mit R 290 zurückgreifen kann, führte als wichtigste Vorteile an: CO2-Emissionsminderung, Energiekosteneinsparung, Betriebs- und Wartungskostensenkung.

Die weltweite, durchaus auch differenzierte Sicht auf die Kältemittel-Problematik (Stichwort R 32 in Japan!) wurde von Dr.-Ing. Rainer Jacobs in einem Überblicksvortrag Das Thema Kältemittel auf den Konferenzen Purdue Chillventa DKV Kobe dar­gestellt. Allen Veranstaltungen gemeinsam sei aber die Intensität, mit der um den richtigen Weg einer umweltschonenden Kältemittelanwendung gerungen wurde.

Im letzten Fachbeitrag Physiologische Wirkungen von Kältemitteln nahm Dr. Jacobs Bezug auf Unfälle mit austretendem Kältemittel in Supermärkten. Er verwies u. a. darauf, dass allein aufgrund der weniger Luft-verdrängenden, sondern der tatsächlich auch toxischen Wirkung von CO2 besondere Sicherheitsvorkehrungen für den Havariefall zu treffen sind. Weitere physiologische Wirkungen auf den menschlichen Organismus wurden diskutiert.

In seiner abschließenden Zusammenfassung konnte Dr. Jacobs auf zwei sehr erfolgreiche und informative Tage zurückblicken. Er hoffe, dass die Teilnehmer viele Erkenntnisse und Entscheidungs­hilfen für ihre tägliche Arbeit mitnehmen.

Und so zog auch ZVKKW-Präsident Dipl.-Ing. Werner Rolles in seinem Schlusswort eine überaus positive Veranstaltungsbilanz. Es sei erfolgreich gelungen, mit dem 2. Supermarkt-Symposium ein neutrales Podium zu etablieren, wo man sich trifft, Informationen erhält, in lockerer Atmosphäre austauscht und sich dabei kennenlernt. Besonders freue er sich, dass es überzeugend gelungen sei, die Betreiber mit ins Boot zu nehmen. So sei von allen Seiten eine Fortsetzung der Veranstaltungsreihe bekundet worden. Damit sehe er auch die Verbandsphilosophie des ZVKKW, möglichst viele Interessengruppen der Kälte-Klima-Branche zusammenzuführen, auf einem guten Weg. A R -

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