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9. KK-Fachtagung in Darmstadt: Zukunft der Kältemittel

Dem Anspruch durchweg gerecht

Die bestehenden Regularien, ihre vorgesehenen Veränderungen und der technische Entwicklungsstand der Kältetechnik undder Kältemittel bilden eine Einheit, aus der immer neue Lösungen entspringen. Diese ordnen sich zumeist in das Bestreben ein, dieUmweltbelastung zu reduzieren oder zu ver­meiden. Diesen ganzen Komplex beleuchteten die einzelnen Vorträge der Tagung in umfassender Weise. Die Teilnehmer kamen alle mit dem aktuellen Wissensstand der Branche nach Darmstadt und erwarteten für ihre Arbeit in den Unternehmen und Institutionen Anregungen für die weiteren Entwicklungen oder gar darüber hinausgehende Informationen zu neuen Regularien. Wenn auch dieser letzte Wunsch nicht deutlich in Erfüllung gehen konnte, nahmen doch die meisten Experten nützliche Anregungen mit nach Hause und können aus dem erkennbaren Überblick zu den Entwicklungstendenzen eigene Schlussfolgerungen ziehen.

Der Moderator der Tagung, Dr. Matthias Schmitt (ZVKKW), orientierte in seinen Eröffnungsworten darauf, die eigenen individuell gestalteten Produkt- und Verfahrenslösungen in die allgemeinen Entwicklungen einzubetten und den gegebenen Gestaltungsspielraum zu nutzen. Die ersten drei Vorträge beschäftigten sich dann auch von sehr kompetenter Seite mit diesen Gestaltungsspielräumen.

Dr. Rainer Jakobs vom IZW e. V. sprach über Möglichkeiten, die die verfügbaren Kältemittel bieten und über deren Entwicklungstrends. Dabei legte er den Schwerpunkt auf die ökologische Seite und benannte die dabei zu berücksichtigenden vorteilhaften Ei­-genschaften und ihre Richtung, nämlich die Möglichkeit der Effizienzsteigerung mit geringerem Massenstrom, die Lage des kritischen Punktes möglichst hoch und für den Betrieb moderate Drücke, gute Wärmeübertragungseigenschaften und kein bzw. geringen Temperaturgleit, nicht brennbar und nicht toxisch. Unter diesen Aspekten sind die gebräuchlichen HFKW ebenso zu verstehen wie die reinen KW, aber auch CO2, NH3 und R 723.

Kältemittel anwendungsgerecht auswählen

In Fernost geht der Trend dahin, das R 410 A durch R 32 (CH2F2) zu ersetzen, was auch in Europa aussichtsreich erscheint. Der GWP-Wert beträgt ca. ein Viertel des R 410 A-Wertes. R 32 wird gegenwärtig umfangreich als Gemischkomponente verwendet, führt aber als Reinstoff zu höheren Verdichtungstemperaturen. Das bleibt bei der Klimaanwendung beherrschbar, R 32 muss jedoch in die Brennbarkeitsklasse A2L eingeordnet werden. Das wird gegenwärtig als für die Verwendung wichtiger Gesichtspunkt in der Normung bearbeitet. Jakobs appellierte an die Akteure, schneller zu reagieren, die Kältemittel anwendungsgerecht auszuwählen, die Hermetisierung zu verbessern und Rückgewinnungsverluste zu vermeiden.

Danach sprach Rolf Engelhard vom Bundesumweltministerium zum Stand der Regulierungsarbeiten und der internationalen Diskussion dazu. Diese Ausführungen waren mit besonderer Spannung erwartet worden. Er ging vom fast vollendeten Ausstieg aus den FCKW in Europa aus, wies aber auf die Probleme in den Entwicklungsländern hin. Es besteht das Bestreben, in den Entwicklungsländern beim HFCKW-Ausstieg bis 2030 nicht erst als Zwischenstufe in die HFKW einzusteigen. Es gibt einen Vorschlag, die HFKW in die Regelungen des Montrealer-Protokolls aufzunehmen und so ihre Reduzierung zu beschleunigen. Die Reduktion soll gestaffelt bis 2033 um 85 Prozent erfolgen, was also keinen Ausstieg, sondern eine deutliche Verminderung bedeutet. Das KyotoProtokoll soll dabei nicht angetastet werden. Die EU wird diesen Vorschlag unterstützen.

Massive Ausdehnung der HFKW-Verwendung vermeiden

Zur Frage der Überarbeitung der EU-F-Gase-Verordnung 842/2006 kam er zu dem Schluss, dass diese Überarbeitung mit hoher Wahrscheinlichkeit erfolgen wird. Die EU-Klimakommissarin Heedegard hat das Ziel ausgegeben, bis 2050 die Hälfte der zu erwartenden F-Gase-Emissionen zu verhindern. Er benannte die aussichtsreichen Alternativen mit den neuen Kältemitteln von DuPont und Mexichem, die bereits in Gang gekommene Anwendung von R 32 und die bekannten Naturstoffe. Er gab die Losung aus, die massive Ausdehnung der HFKW-Verwendung zu vermeiden, die erforderlichen Technologien für die Alternativen zu entwickeln und den europäischen Vorsprung dabei nicht zu verspielen!

Treibhausgas-Emissionen nur zu1,8 Prozent aus den F-Gasen

Die EPEE-Geschäftsführerin Andrea Voigt schloss sich nahtlos an diese Ausführungen an. Sie stellte das gegenwärtige EU-Ziel bis 2020 an den Anfang, das Treibhausgasniveau und den Energieverbrauch um je 20 Prozent zu reduzieren und die Anwendung erneuerbarer Energien im Energiemix auf 20 Prozent zu steigern. Sie wies aber auch daraufhin, dass die Treibhausgas-Emissionen zu 80 Prozent aus dem Energieverbrauch stammen und nur zu 1,8 Prozent aus den F-Gasen. Das ist für die Branche zwar beruhigend, aber kein Grund, in den Anstrengungen zur Reduzierung nachzulassen. Die diesbezüglichen Aktivitäten zur Verbesserung von Dichtheit und Rückgewinnung, zu Ausbildung und Zertifizierung, zu Berichterstattung und Kennzeichnung sind weit fortgeschritten, dürfen aber nicht vernachlässigt werden.

Die vorbildlichen Programme in den Niederlanden (STEK) und in Ungarn zeigen, dass auf diese Weise die Kältemittelemissionen reduziert werden können, weil dieser Frage allseits eine größere Aufmerksamkeit entgegengebracht wird. Die EU ist mit der F-Gase-Verordnung auf dem richtigen Weg und es deutet sich an, dass die Emissionen erheblich reduziert werden, sodass ihre absolute Höhe in den nächsten Jahren auf dem Niveau von 2010 gehalten werden kann. Der Revisionsbericht zur F-Gase-Verordnung 842/2006 liegt seit Kurzem vor und nun werden daraus abzuleitende Verordnungsvorschläge der Kommission erarbeitet.

Andrea Voigt kommt zu ähnlichen Schlussfolgerungen wie Rolf Engelhard und unterstützt die Bemühungen zur Treib­hausgasreduzierung (Phase-Down) anstelle eines kompletten Ausstiegs (Phase-Out) und bezeichnete diesen Weg als weiche Landung. Den kompletten Ausstieg stufte sie als gefährlich für die Umwelt, für die Wirtschaft und für die Verbraucher ein und benannte solche Gründe dafür wie erhöhter Energieverbrauch, verlustige Kompetenzen, unsichere Handhabung bis hin zu erforderlichen Anlagenschließungen mit dem damit verbundenen Arbeitskräfteverlust und den hohen Kosten für die Gesellschaft. In diesem Sinne wird sich EPEE in seiner weiteren Tätigkeit einsetzen.

Diese grundlegenden Ausführungen der ersten drei Vorträge gaben den Rahmen für die darauf folgenden acht Beiträge zu spezifischen Fragen der Kältemittel und ihrer Anwendung, die auf den gegenwärtigen Erfahrungen aufbauen. Darüber werden wir in der Dezember-Ausgabe der KK berichten. U A -

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