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Informationsveranstaltung DKV / IZW

Herausforderungen und Lösungen für die Branche

Nach der Begrüßung durch Holger Neumann (DKV) und Volker Weinmann (IZW) gab ersterer eine Einführung und einen Überblick über das Thema des Tages. Die allgemeine Klimaerwärmung lässt dabei den Bedarf an Kälte- und Klimaanlagen steigen. Das ist zwar nicht neu, aber auch nicht die einzige Herausforderung für die Branche. Dazu gesellt sich ein neues Bewusstsein für Luftreinigung. Die Corona-Pandemie hat den Markt für Luftqualitätsüberwachung und Luftreinigung wachsen lassen. Der Fachkräftemangel stellt Politik und Industrie vor eine demografische Hürde und die Energiekrise und der Materialmangel reihen sich ebenfalls in die Liste ein. Aber eines nach dem Anderen.

Holger Neumann wartet mit Zahlen zum Fachkräftemangel auf und bestätigt, was Industrie und Handwerk bereits seit einiger Zeit gefühlt wahrnehmen. Laut der Deutschen Industrie- und Handelskammer gehen mittlerweile 61 Prozent der Unternehmen von einer Mehrbelastung ihrer Belegschaft aus. 58 Prozent der Unternehmen rechnen mit steigenden Arbeitskosten für neue Fachkräfte und die Haltung der vorhandenen. 43 Prozent der Unternehmen befürchten eine Einschränkung der Angebotspalette und, dass Angebote abgelehnt werden müssen. 20 Prozent erwarten einen Verlust von Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit.

Das klingt alles recht düster, hat aber leider auch handfeste Gründe. Dass die Alterspyramide unausgeglichen dasteht, ist seit Jahren bekannt. Jetzt scheint der Ernst der Lage jedoch greifbar zu werden. Die Baby-Boomer haben es nicht mehr weit bis zum Altersruhestand und damit geht ein großer Anteil der Produzenten, aber auch Abnehmer in der Wirtschaft aus dem aktiven Markt. Daneben haben Teilzeit-Arbeitsmodelle zugenommen. Die MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) schreiben seit gut zehn Jahren mehr und mehr Stellen für Fachkräfte mit Berufsabschluss aus. Das deutet auf ein steigendes Defizit hin und passt zur allgemeinen Wahrnehmung der Betriebe. Wie reagieren diese also darauf? Nach einer Studie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie setzen die Unternehmen vornehmlich auf Weiterbildung, bessere Arbeitsbedingungen und Familienfreundlichkeit. Gleichzeitig sollen Digitalisierung und Automatisierung den Bedarf an Fachkräften zumindest teilweise abfedern können. Die Bundesregierung hat laut Neumann indes eigene Strategien und Maßnahmen im Auge. So soll das Bildungssystem allgemein verbessert und ausländische Fachkräfte gelockt und gehalten werden. Daneben reihen sich noch „sonstige“ Maßnahmen ein, die allerdings noch eher vage klingen. Die „Erschließung unausgeschöpftem Erwerbspotentials“ mit den Unterpunkten „nicht berufstätige Frauen, ältere Personen, Niedrigqualifizierte, Personen mit Migrationshintergrund“ wirkt ein wenig wie Verzweiflung. Allerdings scheinen sie in Anbetracht der akuten Lage dann doch nicht so unrealistisch zu sein.

Neben der Energiekrise durch die anhaltende Weltpolitik geht Neumann auf einen möglichen Zielkonflikt ein: Ist das ambitionierte Wärmepumpenziel im Koalitionsvertrag vereinbar mit der Novellierung der F-Gase-Verordnung? Denn laut Angabe der Industrie können von den jährlich geforderten 500.000 Wärmepumpen nur rund die Hälfte mit Propan betrieben werden. Der Rest? Unklar.

Zum Schluss geht es noch um Materialmangel und Lieferengpässe. Auch wenn diese sich auf dem lang erwarteten Abwärtstrend befinden, sind sie noch nicht ganz verschwunden.

Rainer Jakobs vom IZW schließt direkt an. Nach einer Zusammenfassung der vergangenen Jahresthemen merkt er an, dass beim „Push“ der Wärmepumpen die Hybriden Systeme von steigender Bedeutung sind. Der Fachkräftemangel wird die Kapazitäten der Branchen in allen Bereichen beeinflussen, die Frage mit den Kältemitteln muss geklärt werden und die Kreislaufwirtschaft sei bei all dem ein zentraler Baustein.

Christoph Brauneis vom VDKF folgte darauf mit einem Vortrag zur F-Gase-Verordnung und der geplanten PFAS-Beschränkung. Er vergleicht dabei die F-Gase-Novellierung in ihren Entwürfen von EU - Rat, Kommission und Parlament. Diese unterscheiden sich oberflächlich nicht besonders, haben es bei näherer Betrachtung aber in sich. So stand im schwedischen Vorschlag vom März 2023 noch ein Limit von GWP < 150 für hermetische, stationäre Anlagen mit Ausnahme von sicherheitsrelevanten Systemen. Den letzten Teil strich die Kommission und als es dann im Parlament ankam, war auch von der Übergangsfrist mit GWP < 150 keine Spur mehr zu sehen. Die Antwort auf so eine unrealistische Regulierung war ein gemeinsames Positionspapier der Kälteverbände und -Schulen. Ähnlich düster zeichnete sich das Bild zur geplanten PFAS-Beschränkung ab. Die Ewigkeits-Chemikalien PFAS (Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) sind in einer Vielzahl von alltäglichen Utensilien enthalten. Klebstoffe, Kleidung, Farbe, Möbel, Verpackung, Isolierung oder Pestizide sind nur ein Ausschnitt der Bereiche, die sich nach Alternativen umsehen müssen. Und die Zeit drängt. Denn seit März 2023 läuft die öffentliche, sechsmonatige Konsultation dazu. Bereits Anfang 2025 soll das Verbot wirksam werden, wenn auch mit einer 18-monatigen Übergangsfrist. Das ist dringender, als es scheint. Nach einer Umfrage unter den VDKF-Mitgliedern waren rund 87 Prozent der Kunden nicht auf die Verwendung von brennbaren Kältemitteln vorbereitet oder sich der Betreiberpflichten bewusst. Es sieht also danach aus, dass die Endkunden ein böses Erwachen erleben werden. Brauneis fasst den Berg an Herausforderungen für das Handwerk zusammen und schließt mit einem Augenzwinkern: „Wenn dann noch Zeit bleibt: Planung, Installation und Wartung von Kälte-, Klima- und Wärmepumpen-Anlagen.“

Volker Weinmann von Daikin spricht über den beschleunigten Wärmepumpen-Rollout. Das Ziel und die Theorie. 500.000 Wärmepumpen pro Jahr sollen es laut Bundeminister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck ab 2024 werden. 2022 waren es 236.000 Stück. Immerhin eine Steigerung um 53 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Um die Produktion bewerkstelligen zu können, investiert Daikin derweil in Kapazitäten in Europa.

Weiter geht es mit Timo Methler vom Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg. Er berichtet von aktuellen Forschungsthemen und geht dabei auf R 290 im Besonderen ein. Eine Versuchsreihe mit dem Namen „LC 150“ hat die Reduktion von Kältemittel im Fokus und will Heizleistungen von 4 bis 13,5 kW bei maximal 190 g Propan Füllmenge erreichen. Kompakte Wärmepumpen mit minimaler Füllung sind also auf dem Weg. Aber auch hier gibt es Herausforderungen wie Akustik und Ästhetik bei der Außenaufstellung oder die Kosten der Anlageninstallation selbst.

Joachim Dietle von Ziehl-Abegg ging unter anderem auf die Bor- Alternative zu den Neodym-Magneten ein, setzte dann aber auch den Fokus auf die Nachwuchsgewinnung. Ziehl-Abegg will hier die Jugend ansprechen und macht das mit einer starken Social-Media-Präsenz und eSport-Turnieren. Das mag sich ungewöhnlich anhören, aber man soll die Menschen ja da abholen, wo sie stehen. Die Quintessenz daraus lässt sich auf die Industrie selbst übertragen: Ein Unternehmen sollte sich frühzeitig mit Trends auseinandersetzen, um rechtzeitig agieren zu können.

Abschließen geht Michael Hendriks von Rivacold auf gewerbliche Systemlösungen ein. Vor allem Propananlagen für NK und TK will Rivacold hier mit Standalone-Geräten bedienen. Das senkt die Füllmengen, aber auch die Stromrechnung. Wobei auch Parallelschaltungen mit 75 kW realisierbar sein sollen. Hat die klassische Verbundanlage also ausgedient? Wenn es in größere Leistungsgruppen geht, dann steht sie nachwievor gut da. Zumindest, wenn sie mit CO2 läuft. Hendriks schließt mit einem Beispiel, wie sich Flüssigkeitskühlsätze mit Propan mit Hydraulikstationen und Glykol-Freikühler kombinieren lassen, um eine insgesamt energetisch sinnvolle Anlage zu konzipieren. Damit schloss der letzte Vortrag gegen 17:30 Uhr und die Teilnehmer konnten sich untereinander austauschen.

Es wird informiert, nachgefragt und beantwortet. So manch einer geht mit neuen Impulsen auf die Heimfahrt. Informationsveranstaltungen wie diese bringen die Branche regelmäßig an einen Tisch. Und das ist ­wichtig. OB

Rund 40 Teilnehmer konnten sich in Darmstadt informieren und austauschen. Die Lage ist ernst, bietet aber auch Chancen.

Bild: KK Redaktion

Rund 40 Teilnehmer konnten sich in Darmstadt informieren und austauschen. Die Lage ist ernst, bietet aber auch Chancen.

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