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ausgezeichnete Konzepte und Produkte zum energiesparen

BMU-Förderpreis für effiziente Kälte- und Klimatechnik

Bereits in dem der Preisverleihung vorangegangenen Vortragsprogramm wurden die Konzepte der prämierten Firmen vorgetragen, so dass es für die knapp 100 Besucher der Veranstaltung nachvollziehbar wurde, was die Jury zu ihrer Auswahl bewog. Das Programm, das von dem bekannten Journalisten und Buchautor Günter D. Alt moderiert wurde, bot den Zuhörern aber noch weitere interessante Referenten wie Regierungsdirektor Wolfgang Müller vom BMU, der den Bogen von den Zielen der Regierungserklärung vom 26. April 2007 zum Förderprogramm Klimaschutzmaßnahmen an gewerblichen Kälteanlagen spannte. Demnach soll der Stromverbrauch in Deutschland bis 2020 um insgesamt 11% reduziert werden. Dem gegen­über beträgt der derzeitige Anteil der Kältetechnik am gesamten Elektroenergieverbrauch in Deutschland etwa 15%. Durch Modernisierung ließe sich davon rund 1/3 einsparen. Diese zwei Zahlen verdeutlichen die Größe des Einsparpotenzials durch Modernisierung der Kältetechnik.

Die Förderrichtlinie selbst wurde von Jörn Schwarz, Arbeitsgemeinschaft Kälte, noch einmal im Detail vorgestellt. Im Anschluss daran entzündete sich eine rege Diskussion über den aktuellen Stand bei der Umsetzung der Förderrichtlinie. Hierbei räumte Kathleen Jennrich, Referentin beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, das für die Durchführung der Förderungen verantwortlich ist, ein, dass es beispielsweise Interpretationsspielräume bei der Beurteilung gebe, was als Alt- oder Neuanlage gelte. Dieser Punkt hat einen erheblichen Einfluss auf die Förderung, denn bei Neuanlagen werden ausschließlich natürliche Kältemittel gefördert. Werden fluorierte Kohlenwasserstoffe als Kältemittel eingesetzt, erhalten nur Altanlagen im Sinne der Förderrichtlinie einen Investitionszuschuss, der zudem in seiner Höhe deutlich reduziert ist. Zum Stand der Bewilligungen und der bereits abgeflossenen Geldmittel gab es ebenfalls Fragen aus dem Publikum. Zahlen wollte Jennrich jedoch hierzu nicht nennen. An dieser Stelle intervenierte Regierungsdirektor Müller und teilte dem Auditorium mit, dass aufgrund der Schwierigkeiten bei der Abwicklung derzeit die Überarbeitung der Richtlinie mit Zeithorizont 1. Halbjahr stattfinde.

Arbeit der Jury

Als Vorsitzender der Jury referierte der Bundesinnungsmeister des Deutschen Kälteanlagenbauerhandwerks, Frank Heuberger, über die Auswahl der Preisträger aus insgesamt 19 Bewerbungen, die alle sehr vielversprechende Ansätze aufgezeigt hätten. Entsprechend spannend sei die Arbeit gewesen. Preise gab es in den drei Kategorien Kältekomponenten und Systeme, Kältenetzwerke und Initiativen sowie Wärme und Kälte zu vergeben, wobei der letzte Preis auf zwei Unternehmen aufgesplittet wurde.

Die Preisverleihung wurde von der Parlamentarischen Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Astrid Klug, vorgenommen. Die Firma Wurm aus Remscheid erhielt für das Regelverfahren Frigotakt plus den Förderpreis für Komponenten und Systeme. Das Verfahren regelt Kühlstellen, Verdichter und Verflüssiger ganzheitlich und mit Fokus auf die Kühltemperatur jeder einzelnen Kühlstelle. Auf leistungsfähige Mikrocontroller verteilte Intelligenz ermögliche dabei die Auswahl des energetisch günstigsten Arbeitspunktes der Anlage anhand der jeweiligen Betriebskennlinien durch Online-Modellierung aller Kältekomponenten. Dieses Verfahren wird im Detail auch auf der KK-Fachtagung am 26. Mai in Frankfurt vorgestellt.

Das Netzwerk Kälteeffizienz Hamburg erhielt den Förderpreis für seine Kampagne, den Energieverbrauch von Kälteanlagen in Hamburger Unternehmen durch energieeffiziente und innovative Kältetechnik zu senken. Dazu wurde eine Netzwerkstruktur aufgebaut, die den Informationsaustausch zwischen Betreibern, Fachbetrieben, Planern, Herstellern, Wissenschaftlern und Verbänden organisiert und eine Plattform für den Austausch von Erfahrungen schafft.

Der Förderpreis Kälte und Wärme wurde auf zwei Unternehmen aufgeteilt: Daikin Airconditioning aus Unterhaching erhielt 5000Euro für die Weiterentwicklung seines Systems Conveni-Pack, das Kälte und Wärme im Lebensmitteleinzelhandel gleichzeitig bereitstellt. So geht keine wertvolle Abwärme der Kälteanlage in die Atmosphäre, während nebenan für die Beheizung fossile Energie­träger verbrannt werden. Die Firma Hauser aus Linz, die ebenfalls mit einem Scheck über 5000 Euro bedacht wurde, nutzt mit ihrem Economic Energy Saving (Eco ES) System die Abwärme der Kühlmöbel in Kom­bination mit umweltschonender und kostengünstiger Erdwärme zum Heizen. Über 90% der Heizperiode reiche so die Abwärme der Kälteanlage aus. U.B. -

Links

http://www.kaelte-effizient.de

Kommentar

Michael Müller, Parlamentarischer Staatssekretär beim BMU in einem Interview zum Thema „Förderprogramm Gewerbekälte“ der Bundes­regierung: „Bei der Kältetechnik gibt es zwei auf die Umwelt bezogene Ansatzpunkte: Zum einen sind es die Kältemittel selbst. Viel größere Beiträge zum Klimaschutz ermöglicht aber die Steigerung der Energieeffizienz.“ Das Interview wurde in der Februarausgabe der KK veröffentlicht.

Die Wirklichkeit sieht allerdings ganz anders aus. Denn jenes Förderprogramm bevorteilt klar natürliche Kältemittel gegenüber HFKWs, völlig unabhängig von der Energieeffizienz. So werden Neuanlagen, auch wenn sie noch so energieeffizient sind, derzeit nur dann gefördert, wenn sie mit natürlichen Kältemitteln betrieben werden.

Bei bestehenden Anlagen mussten notgedrungen wohl auch fluorierte Kältemittel für die Förderung zugelassen werden, da die meisten dieser Anlagen nun einmal mit diesen Produkten laufen, aber es wurde schnell noch ein Riegel in Form von niedrigeren Fördersätzen (15% im Vergleich zu 25% bei natürlichen Kältemitteln) vorge­schoben.

Michael Müller nannte diese Lösung „einen hausinternen Kompromiss“. Aber warum musste man hier eigentlich einen Kompromiss finden? Wäre es nicht wesentlich sinnvoller gewesen, einfach nur auf die Energieeffizienz abzuheben und die Kälte­mittelfrage ausnahmsweise einmal außen vor zu lassen? Offensichtlich nicht. Kältemittel sind einfach „sexy“, wie die Briten so schön sagen, und das höhere Treibhauspotenzial der HFKWs lässt sich eben gar zu gut (im negativen Sinne) vermarkten viel besser als so eine staubtrockene Energie­effizienz, für die noch dazu meistens eine technische Argu­mentation erforderlich ist. Kein Wunder also, dass die Gegner der fluorierten Kältemittel diese Gelegenheit für ihre Sache genutzt haben.

Das konnte die Industrie in Gestalt des Interessenverbands EPEE natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Sie prangerte die ungleiche Behandlung der Kältemittel an und die Tatsache, dass die Energie­effizienz politischen Motiven zum Opfer falle.

Die Kritik scheint angekommen zu sein, denn inzwischen ist offiziell von einer Überarbeitung der Förderrichtlinie die Rede, bei der der Effizienzweg im Vordergrund stehen soll. Wie die neue Version aussehen wird, ist noch nicht bekannt und hängt sicher von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel von den bislang über 100 eingereichten Förderanträgen. Die Tatsache aber, dass überhaupt eine Überarbeitung stattfindet, dürfte als eine Art Zugeständnis der Regierung gewertet werden, dass es sich bei der ersten Version um einen korrekturbedürftigen Schnellschuss handelte.

Daraus sollten alle Beteiligten eine Lehre ziehen: Spätestens seit der F-Gase-Verordnung, die auf Anlagendichtheit setzt, entspricht Schubladendenken bei der Kältemittelfrage nicht mehr der Realität. Die guten alten Feindbilder sind überholt und Propagandamache für oder gegen eine Produktgruppe ist heutzutage definitiv fehl am Platz! In gewisser Weise macht es das natürlich wesentlich schwieriger, die richtige Lösung zu finden. Das gilt nicht nur für die Gesetzgeber, sondern für die ganze Branche. Da ist es doch beruhigend, dass wir viele fähige Leute haben, die sich von all dem nicht aus dem Konzept bringen lassen und unbeirrt weiter den richtigen Weg gehen: den der Energieeffizienz. A.V. -

U.B.

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