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Energiemanagement im Einzelhandel 2011

Steigende Kosten fordern Maßnahmen

    Bei den beteiligten Handelsunternehmen handelt es sich in allen drei untersuchten Ländern durchweg um die je Branche bzw. Betriebstyp jeweils marktführenden Handelsunternehmen. Hinzu kommen im deutschen Textilhandel einige kleine, regional bedeutende Anbieter. An der Erhebung beteiligten sich Unternehmen aus den ­folgenden Branchen:

    • Lebensmittelfilialisten (Super-/Verbrauchermärkte, SB-Warenhäuser) 41 Prozent
    • Textil-, Schuh- und Sportfachhandel (Textil-, Schuh- und Sportfachgeschäfte, Textilkaufhäuser) 30 Prozent
    • Drogeriehandel (Drogeriefilialisten) 8 Prozent
    • Baumärkte 13 Prozent
    • Sonstiger Fachhandel (Elektrohandel, Möbelhandel, Warenhäuser) 8 Prozent

    Von den befragten Handelsunternehmen gaben 77 Prozent an, dass die Energiekosten in ihrem Unternehmen 2011 gestiegen sind im Vergleich zu 2010. Bei der letztjährigen Befragung belief sich das Ergebnis der gleichen Fragestellung noch auf 63 Prozent.

    Wesentlicher Grund für die Steigerung der Energiekosten sind aus Sicht der Mehrheit der Befragten zweifelsohne die Preiserhöhungen für Energie. Die weiteren Gründe für diese Entwicklung sind (Bild 1):

    • Steigerung des Verbrauchs durch zusätzliche Verbrauchsträger (z. B. höherwertiges Verkaufsraumdesign oder Warenpräsentation)
    • Steigerung des Verbrauchs durch längere Öffnungszeiten
    • Expansion und Erweiterung der Verkaufsflächen
    • Erhöhung der EEG-Umlage, die von 2,047 Cent/kWh im Jahr 2010 auf 3,530 Cent/kWh im Jahr 2011 gestiegen ist. Grund hierfür ist insbesondere der massive Zubau im vergangenen Jahr im Bereich der Solarenergie.
    • Einkauf von Grünstrom
    • Falscher Einkaufszeitpunkt

    Dabei haben 70 Prozent der befragen Händler einen Anstieg ihrer Energiekosten von im Schnitt um bis zu 10 Prozent zu verzeichnen, bei 7 Prozent der Händler belief sich der Anstieg sogar auf über 10 Prozent.

    Diejenigen Unternehmen, die keine Steigerung ihrer Kosten zu verzeichnen hatten, führen dies in erster Linie auf präventiv getätigte Investitionen in Maßnahmen für ein effizientes Energiemanagement, Wechsel des Energieanbieters, Verbrauchsreduzierung durch Änderung des Nutzerverhaltens sowie niedrige Energiekosten aufgrund eines in der Vergangenheit liegenden Energieeinkaufs zu günstigen Konditionen zurück.

    Höhe der Energiekosten im Food-Handel

    Betrachtet man die Energiekosten im Ein­zelhandel im Zeitverlauf, so sieht man, dass sie von Jahr zu Jahr weiter gestiegen sind. Aktuelle Aussagen über die globale Entwicklung der Energiepreise lassen vermuten, dass sich diese Steigerung auch in den kommenden Jahren weiter fortsetzen wird.

    Im Food-Handel haben die verschiedenen Betriebstypen auch mit unterschied­lichen Energiekosten zu kämpfen. In einem Supermarkt müssen für die Energiekosten 55,95 Euro/m2 VKF aufgewendet werden, 1,50 Euro mehr als in einem SB-Warenhaus.

    Die durchschnittlichen jährlichen Energiekosten (Strom, Gas, Heizöl etc.) im Food-Handel belaufen sich bei den befragten Händlern gegenwärtig im Schnitt auf 55,45 Euro/m2 VKF und sind somit um 3,85 Euro/m2 VKF seit 2009 gestiegen.

    Verteilung der Stromkosten auf die ein­zel-nen Verbrauchsträger im Food-Handel

    Im Food-Bereich stellt die Kühlung mit 45,2 Prozent den größten Stromverbraucher dar, gefolgt von der Beleuchtung mit 25,9 Prozent und der Klimatisierung mit einem Anteil von 10,9 Prozent (Bild 2). Wie auch im Nonfood-Handel nimmt die Informa­tionstechnik mit 4,8 Prozent des Strom­verbrauchs eine eher untergeordnete Rolle ein. Unter Sonstiges sind Türen, Kassen­systeme, Waagen, Produktion, Konzessionäre und sonstige Kleinstgeräte zusammengefasst.

    Eine Aufteilung des durchschnittlichen Stromverbrauchs auf die einzelnen Sortimente im Food-Handel stellt sich wie folgt dar: Die Plus-Kühlung ist mit einem Anteil von 41,6 Prozent der größte Verbraucher, gefolgt von der Minus-Kühlung mit 31,3 Prozent. Die weiteren Anteile des Stromverbrauchs entfallen auf Obst & Gemüse mit 6,4 Prozent, Bedientheken mit 10 Prozent und Nonfood 1 + 2 mit 10,7 Prozent.

    Entwicklung der Energiekosten 2011 2014 (Prognose)

    Für den Zeitraum bis 2014 geben 80,6 Prozent der befragten Händler an, dass sie einen Anstieg der Energiekosten von im Schnitt 12,7 Prozent erwarten. 16,1 Prozent der Händler sind der Meinung, dass die Energiekosten auf dem Niveau von 2011 bleiben werden, während weitere 3,3 Prozent mit einer Reduzierung der Kosten bis 2014 rechnen im Vergleich zu 2011.

    Die relativ hohen erwarteten Kostenanstiege ergeben sich unter anderem aus der Annahme der befragten Händler, dass die EEG-Umlage für die kommenden Jahre weiterhin so stark steigen wird wie seit 2009. Während des Befragungszeitraums war es für die Händler nicht absehbar, dass sich die EEG-Umlage für 2012 nur minimal erhöhen würde, nämlich auf 3,59 Cent /kWh gegenüber dem Wert von 3,530 Cent /kWh im Jahr 2011.

    Aus diesem Grund müssen die genannten hohen Energiekostenanstiege relativiert betrachtet werden, da es anzunehmen ist, dass die Nennungen unter Berücksichtigung der aktuellen EEG-Umlage um ein bis zwei Prozentpunkte niedriger liegen würden.

    Projekte zur Energieoptimierung

    Projekte zur Energieoptimierung, so die Antworten der befragten Handelsunter­nehmen zu den gegenwärtig bereits um-­gesetzten Maßnahmen, lassen sich im Wesentlichen auf folgende Ansatzpunkte verdichten (Bild 3):

    • Aufbau und Umsetzung eines Energiemanagementsystems: Erfassung, Controlling, Steuerung, Optimierung mit Ableitung und Umsetzung spezifischer Maßnahmen
    • Einsparung von Energie bei Beleuchtung, Kühlung (v. a. Schiebetüren), Gebäudeleittechnik (z. B. Zeitschaltungen) und Verbrauchsoptimierung durch Schulung von Mitarbeitern (Nutzerverhalten)
    • Erhöhung der Energieeffizienz durch Wärmerückgewinnungssysteme, Kälte-Wärme-Verbundanlagen, moderne Kältetechnik und energieeffizienter Bau bzw. Gebäudehülle
    • Erneuerbare Energien durch den Bezug von Strom aus erneuerbaren Energiequellen und der Nutzung alternativer Energiequellen zur Erzeugung von Strom, zur Brauchwassererwärmung oder Klimatisierung von Gebäuden

    Maßnahmen mit den höchsten ­Umsetzungsgraden

    Zu den Maßnahmen mit den höchsten Umsetzungsgraden gehören zweifelsohne jene, die im Hinblick auf ein effizientes Energiemanagement ohnehin allen weiteren operativen Maßnahmen vorgeschaltet sein sollten. Dazu gehören Energiebe­schaffung und diejenigen Projekte, die als größte Kostenverursacher gesehen werden und von denen man sich gleichzeitig die größten Einsparungen verspricht, wie z. B. Maßnahmen im Bereich Kühlung und Beleuchtung.

    Wie erfolgreich solche Maßnahmen zur Energieoptimierung in einem Unternehmen umgesetzt werden, hängt wesentlich auch davon ab, in welchem Umfang bereits Fachkompetenz im Unternehmen aufgebaut wurde.

    Unabhängig davon, für welche Form der organisatorischen Einbindung sich ein Unternehmen entschieden hat, bedarf es für ein effizientes und zielgerichtetes Reporting eines regelmäßigen Erfahrungs- und Informationsaustauschs zwischen allen Betei­ligten und damit einer Neudefinition in­nerbetrieblicher Kommunikationsprozesse dahingehend, wer wann welchen Beitrag leisten muss. Effizientes Energiemanagement ist damit eine das gesamte Unternehmen umfassende, ganzheitliche Managementaufgabe.

    Energiecontrolling / Monitoring

    Aus Sicht der befragten Händler ist die systematische Kostenoptimierung durch Pro-zessanalyse und -überwachung im Sinne eines umfassenden Energiemanagements von entscheidender Bedeutung. Denn nur auf dieser Basis ist eine Ableitung wirkungsvoller Effizienzmaßnahmen wie baulicher Veränderungen oder einer Erneuerung oder Nachrüstung von Verbrauchseinrichtungen möglich.

    Dazu erfassen fast drei Viertel der befragten Händler Verbrauchsdaten durch Zähler und regelmäßige Messungen, um so zunächst die wesentlichen Kostentreiber zu identifizieren. Aber auch hier ­zeigen sich Unterschiede: So betreiben ­bislang 44 bzw. 33,3 Prozent der Nonfood- bzw. der Food-Händler ein flächen­deckendes Energiecontrolling, d. h. eine Messung aller Verbrauchsträger in allen Filialen.

    Die restlichen Unternehmen messen in einer begrenzten Zahl von Filialen, entweder in einigen ausgewählten Testmärkten oder nur in Neubauten, entweder alle Verbrauchsträger oder aber nur einzelne Großverbraucher wie z. B. Kühlung und Beleuchtung. Die Daten werden dabei in unterschiedlichen Zeiträumen erfasst. Am weitesten verbreitet sind die monatliche Erfassung sowie die Erfassung im 15-Minuten-Takt.

    Kühlung im Lebensmittelhandel

    Bei den befragten Lebensmittelhändlern stehen insbesondere Maßnahmen zur Energie-optimierung im Bereich Kühlung im Fokus. Diese haben längst den Status von Pilotpro-jekten verlassen, was die hohen Umsetzungsgrade zeigen. Der Einsatz von geschlossenen Kühlstrecken (Decken, Türen, Nachtrollos etc.) bei der Minus-Kühlung und von Systemen zur Wärmerückgewinnung, also zur Nutzung der Abwärme aus der Kälteproduktion zur Heizung oder Warmwasseraufbereitung, ist bei allen befragten Unternehmen Standard.

    Immer mehr an Bedeutung gewinnt der Einsatz von LED in Kühlmöbeln. Die LED-Leuchte ist bei den in Kühlmöbeln vorherrschenden Temperaturen konventionellen Leuchtmitteln überlegen, da sie weniger Wärme abgibt und so den Kältebedarf reduziert. Weitere Vorteile der LED-Leuchte sind die Energie- und CO2-Einsparung und ihre hohe Lebensdauer (Bild 4).

    Kältemittel

    Neben Investitionen in neue Kälteanlagen wird die Wahl des Kältemittels immer wichtiger, da eine umweltfreundliche Kälteerzeugung in Supermärkten angesichts des Klimawandels zunehmend an Bedeutung gewinnt.

    Beinahe alle befragten Händler gaben an, Kälteanlagen mit CO2, insbesondere im Tiefkühlbereich, zu betreiben. Es sind aber auch einige transkritische Anlagen, also die Versorgung der Plus- und Minuskühlung mit dem natürlichen Kältemittel, vorhanden (Bild 5 und 6). Diese Anlagen haben im deutschen Lebensmittelhandel allerdings, wegen nicht vorhandener Serienfertigung und somit höherer Investitionen, den Status von Pilotprojekten bislang nicht verlassen.

    Investitionsbereitschaft und erwartete Amortisationszeiten

    Im Lebensmittelhandel ist die Bereitschaft, in energiesparende Kühlsysteme und Anla-gen zu investieren, leicht gesunken, wenn auch mit 70 Prozent der befragten Händler weiterhin sehr viele hier auf Investitionen zur Energieoptimierung setzen.

    Diese hohe Bereitschaft resultiert daraus, dass die Händler bei einer Investition in energieeffiziente Anlagen und Systeme bei der Kühlung mit hohen Einsparungen rechnen. Gerade auch bei Investitionen in die Kühlung gilt aus Sicht der Händler: Je zukunftsträchtiger eine Innovation hinsichtlich ihres Einsparpotenzials ist, umso eher werden auch längere Pay-off-Zeiträume akzeptiert, um neuen Technologien eine Chance zu geben. Dies trifft beispielsweise auf CO2-Kälteanlagen zu.

    Fazit

    Die Möglichkeiten, durch vernünftige Modernisierungsmaßnahmen Betriebskosten zu senken, sind mittlerweile enorm. Ein energetisch optimiertes Gebäude, innovative Versorgungstechnik oder der Einsatz regenerativer Energieträger wie Sonne, Holz oder Erdwärme sorgen für eine gute Energie- und Ökobilanz.

    Diese Maßnahmen dürfen allerdings nie nur als Einzelmaßnahmen verstanden werden, sondern sind stets im Gesamtkontext eines ganzheitlichen Energiemanagements zu sehen. Energiemanagement erfordert die systematische Erfassung, Analyse und Bewertung aller relevanten kaufmännischen und technischen Prozesse, um auf dieser Basis spezifische Effizienzmaßnahmen aufsetzen zu können, die auf breite Akzeptanz im Unternehmen stoßen und sich im Idealfall wechselseitig bedingen und ergänzen.

    Mit den zahlreichen, umfassenden Maßnahmen, die bereits umgesetzt werden, trägt der Einzelhandel entscheidend zur Reduzierung der klimaschädlichen Gase und zur Erreichung des deutschen Klimaziels, bis 2020 den Ausstoß an Klimagasen um 40 Prozent unter den Wert von 1990 zu senken, bei.

    Die befragten Unternehmen sind überzeugt, dass das umweltbewusste und soziale Engagement eines Unternehmens sehr wichtig ist für die Kunden, die vermehrt darauf achten, wie mit den Mitarbeitern umgegangen wird, wie nachhaltig das Unternehmen handelt etc. Sich einen grünen Anstrich zu geben ist allerdings nicht ausreichend, die Kunden wollen Glaubwürdigkeit und eine stetige Weiterentwicklung. Aus diesem Grund ist es für die befragten Unternehmen wichtig, sich als nachhaltig agierendes, ressourcenschonendes Unternehmen zu po­sitionieren.

    Um dies zu erreichen, veröffentlichen immer mehr Unternehmen Nachhaltigkeitsberichte und/oder Klimabilanzen. Insbesondere der Food-Handel nutzt diese Form der Kommunikation mit seinen Stakeholdern. 40 Prozent der befragten Food-Unternehmen veröffentlichen bereits Nachhaltigkeitsberichte, bei 10 Prozent befindet sich die Veröffentlichung in der konkreten Planung für die Geschäftsjahre 2012 und 2013. Im Nonfood-Handel werden Nachhaltigkeitsberichte von einem Viertel der befragten Unternehmen veröffentlicht und befinden sich bei sogar 35 Prozent in der Planung.-

    https://www.ehi.org/

    Ljiljana Rakita

    ist beim EHI Retail Institute als Projektleiterin Energiemanagement tätig.

    Rakita@ehi.org

    Studie zum Thema Energiemanagement

    Dieser Beitrag gibt nur einen Teil der Studie wieder. Die Studie „Energiemanagement im Einzelhandel 2011“ beschreibt auf insgesamt 49 Seiten neben den im Beitrag genannten Elementen auch den gesamten Bereich Nonfood-Handel und geht noch detaillierter auf die Bereiche Beleuchtung, Bau- und Gebäudetechnik ein. Sie können sie direkt beim EHI Retail Institute bestellen. Sie ist unter der ISBN 978-3-87257-379-7 im Jahr 2011 erschienen. Mit dem Link http://bit.ly/LQXKS0 gelangen Sie direkt auf die Bestellseite des EHI Retail Institutes. Die Studie kostet 495 Euro.

    Ljiljana Rakita, Köln

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