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Cooler Mist!

Die auch Pillendreher oder Skarabäen genannten Käfer stellen mithilfe ihrer Vorderbeine und des Kopfes Kugeln aus feuchtem Dung her, um damit ihre Eier zu ummanteln. Nach dem Schlüpfen ernähren sich die Larven von diesem Mistball. Um die Kugeln dem Zugriff anderer Mistkäfer und weiterer Konkurrenten zu entziehen, rollen die Käfer sie rückwärts vom Dunghaufen weg und vergraben sie. Beim Transport krabbeln die Tiere gelegentlich auf die Kugeln und vollführen einen sogenannten Orientierungstanz, um die beste Rollrichtung zu bestimmen.

Mobile Klimaanlage

Als die Biologen um Jochen Smolka von der Universität im schwedischen Lund die Käfer nun gezielt beobachteten, fiel ihnen ein ungewöhnlicher Effekt auf: Die Käfer klettern bei heißen Temperaturen deutlich öfter auf ihre Kugeln. Wenn die rollende Fracht über heißen Boden transportiert werden musste, zählten die Forscher bis zu siebenmal mehr Kugelkletterer, als wenn der Untergrund kühl war. Der Grund dafür: Die Dungkugel besitzt den Untersuchungen zufolge durch die Verdunstungskühlung häufig nur Temperaturen um 30 °C, während der umliegende Untergrund dagegen oft Werte um 50 °C erreicht. Der Kühleffekt wird offenbar auch noch anders genutzt: Die Insekten wischten bei der Rast häufig mit den Beinchen über das Gesicht. Die Forscher vermuten, dass die Käfer dabei Feuchtigkeit auf ihrer Körperoberfläche verteilen, um den Kühleffekt bei der Pause auf der mobilen Klimaanlage noch weiter zu erhöhen.

Käfer mit Kühlstiefeln brauchen weniger Pausen

Um zu überprüfen, ob Überhitzung tatsächlich der Auslöser des Verhaltens ist, führten die Forscher kuriose Versuche durch: Sie verpassten den Käfern winzige Kühlstiefel (siehe Bild). Sie bestanden aus einem speziellen Material mit Kühleffekt, das die Beinchen der Insekten umschloss. Auf diese Weise ausgerüstet, kletterten die Käfer tatsächlich deutlich seltener auf ihre Mistbälle, zeigten die Beobachtungen. Für Smolka und seine Kollegen war das der Beweis, dass die heißen Füße die Pillendreher auf die erfrischende Kugel treiben. Für die Forscher ist dies ein witziges Beispiel für den Erfindungsreichtum der Natur: Die Evolution zeigt eine erstaunliche Fähigkeit zur Nutzung bestehender Strukturen für neue Zwecke in diesem Fall machte sie eine Nahrungsquelle zur Klimaanlage, so Smolka. (Gelesen auf der Homepage von Bild der Wissenschaft vom 22.10.2012.)

https://www.wissenschaft.de/

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