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Unternehmensnachfolge heute – Teil 1

Unternehmerschaft ist ­stärker sensibilisiert

KK: Herr Müller, was hat sich in den letzten vier Jahren beim Thema Unternehmensnachfolge getan? Gibt es wichtige neue Aspekte und aktuelle Tendenzen?

Dirk G. Müller: Zu Ihrer Frage fallen mir sofort einige Punkte ein:

1. Im Vergleich zu vor ein paar Jahren ist zum Thema Nachfolge eine größere Sensibilisierung in der Unternehmerschaft festzustellen. Aufgrund von Publikationen, Vorträgen oder Seminaren haben viel mehr Unternehmer schon das eine oder andere zum Thema gehört. Uns wird viel häufiger als früher die Frage gestellt: „Ich will in zwei oder drei Jahren aufhören. Was muss ich tun?“

2. In den ersten Jahren unserer Tätigkeit in der Kälte Klima Branche waren die Unternehmer, die an uns wegen des Themas Verkauf und Nachfolge herangetreten sind, in der Regel über 60 Jahre, manche sogar an die 70 Jahre alt. Wir beobachten in letzter Zeit einen Trend, dass bereits viel jüngere Unternehmer daran denken, schon mit 50 Jahren aufzuhören. Wir hören dann sehr häufig das Argument, dass 25, 30 oder 35 Jahre in dieser Branche doch genug sind.

3. Ein ganz bedeutender Punkt, sich mit dem Thema Nachfolge zu befassen, ist folgender: Nach der Finanzkrise 2008 hatten wir zehn Jahre lang eine sehr gut laufende Konjunktur mit steigenden Umsätzen und vor allen Dingen außerordentlich guten Erträgen. Manch einer überlegt sich, dass das nicht unbedingt so weitergehen muss. Jeder Konjunkturzyklus hat einmal ein Ende. Und im Moment werden für die zum Verkauf stehenden Betriebe auch sehr gute Kaufpreise erzielt.

KK: Also gibt es nur Positives zu berichten? Es gibt keinen Grund zur Klage?

Dirk G. Müller: Die Branche hat natürlich auch Sorgen, große Sorgen sogar. Lassen wir einmal die F-Gase-Verordnung als Belastung beiseite. Die Betriebe kämpfen mit dem sich verstärkenden Facharbeitermangel. Man spricht davon, dass Prämien gezahlt worden sind, wenn Monteure wechseln und dass Provisionen für die erfolgreiche Vermittlung Wechselwilliger geflossen sind. Die Situation wird sich in Zukunft weiter verschärfen, da die Zahl der Auszubildenden von Jahr zu Jahr sinkt. Es gibt Regionen, in denen die Industrie gar nicht mehr ausbildet, sondern nur noch ausgebildete Monteure mit guten, aber oft auch mit nur auf dem ersten Blick attraktiven Angeboten abwirbt. Diese Aussichten beschleunigen bei dem einen oder anderen Unternehmen den Prozess, sich mit dem Thema Verkauf bzw. Nachfolge zu befassen.

KK: Trifft das Ihrem Eindruck nach auf alle Betriebsgrößen zu?

Dirk G. Müller: Betroffen davon sind alle Betriebe; die kleineren flächendeckend in der ganzen Republik und die größeren besonders dort, wo sich in der Nähe viel Industrie befindet. Ein weiterer, wichtiger Aspekt, der vor allen Dingen kleinere Betriebe betrifft und der dazu führt, dass über das Thema Unternehmensverkauf nachgedacht wird, ist die zunehmende Regulierungsflut und Nachweispflicht. Diese zusätzlichen Verwaltungsaufgaben verursachen sehr viel Arbeit, binden Mitarbeiter und sind ein großer Kostentreiber. Die Folge ist: kleinere Betriebe geben auf und gehen im besten Fall als Niederlassungen in größeren Betrieben auf.

KK: Zum Schluss noch die Frage, wer tritt als Käufer auf, wenn Betriebe am Markt angeboten werden? Wir haben davon gehört, dass Banken und Fonds Kälte-Klima-Betriebe kaufen, stimmt das?

Dirk G. Müller: Die Nachfolge innerhalb der Familie und innerhalb des Betriebes durch einen oder mehrere Mitarbeiter ist nach wie vor ein attraktives Modell, das nur darunter leidet, dass sich die Kaufpreise aufgrund der guten Ertragslage der Betriebe in den letzten Jahren erhöht haben. Gleiches gilt auch für den jungen Meister mit einigen Jahren Berufserfahrung, der einen fremden Betrieb übernehmen will.

Einen strategischen Investor nennt man einen Käufer, der einen Kollegenbetrieb kauft, um sein Einzugsgebiet oder sein Niederlassungsnetz auszubauen. Umsatz, Wachstum und das Gewinnen von Arbeitskräften sind hier die Kaufmotive. In die Kategorie der strategischen Investoren gehören auch die TGA- und FM-Unternehmen, die verstärkt versuchen, eine Kälte Klima Abteilung aufzubauen oder ihre vorhandene auszubauen. Die Gruppe der strategischen Investoren war schon immer bedeutend und ist in den letzten Jahren weiter ge-
wachsen.

Relativ neu mit zunehmender Bedeutung sind zwei branchenfremde Gruppierungen; das sind zum einen Banken, die über ihre Beteiligungsgesellschaft versuchen, Betriebe zu übernehmen und ein flächendeckendes Netz aufzubauen. Zum anderen sind das Fonds oder Managementgesellschaften, die fremdes oder eigenes Geld in dieser lukrativen Branche investieren wollen. Mit diesen Gruppierungen werden wir uns im Rahmen der Artikelserie noch tiefer befassen.

Wir arbeiten mit allen diesen Interessentengruppen intensiv zusammen und haben mit ihnen durch unsere Recherche und Kampagne im Rahmen der Nachfolgesuche regen Austausch.

KK: Herr Müller, wir danken Ihnen für die Ausführungen und sind gespannt auf Ihre Artikel zum Thema „Unternehmensnachfolge“. ■

Zur Person : Dirk G. Müller

Dirk G. Müller, Inhaber und Geschäftsführer der Beratungsgesellschaft DM Consulting Dirk G. Müller mit Sitz in Berlin und Büro in München, ist seit 2007 schwerpunktmäßig in der Kälte-Klima-­Branche tätig. Vor gut drei Jahren wurde von Dirk G. Müller und seinem Team auf Initiative des BIV der erste umfassende Betriebsvergleich durchgeführt. Dabei wurden von den teilnehmenden Betrieben die Bilanzen von drei Jahren analysiert. Die Beratungs­gesellschaft von Dirk G. Müller hat seit nunmehr 12 Jahren mehr als 100 Projekte im Bereich Kälte Klima begleitet.

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