Der gute Ruf von Karlsruhe als eines der kältetechnischen Zentren in Deutschland geht auf Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. mult. Rudolf Plank zurück, der die Kältetechnik 1925 an der TH Karlsruhe etablierte und 1926 das weltweit erste Kältetechnische Institut gründete. Einer seiner Schüler, Prof. Dr.-Ing. Valerius Füner, führte die Kältetechnik 1948 am damaligen Staatstechnikum Karlsruhe ein, der jetzigen Hochschule Karlsruhe.
1952 baute Füner mithilfe von Spenden aus der Industrie ein kältetechnisches Labor auf und rief den ersten kältetechnischen Fortbildungslehrgang (kurz: „Kältekurs“) ins Leben. Diese Kurse fanden einmal pro Jahr statt, anfangs über zwölf, später über neun Wochen.
1980 übernahm sein Nachfolger, Prof. Dr.-Ing. Johannes Reichelt, diese Lehrgänge und baute sie wesentlich aus. Bis heute wurden diese auf rund 40 Grund-, Aufbau- und Speziallehrgänge für ca. 50 Wochen pro Jahr erweitert. Dazu kommen zahlreiche Firmenschulungen. Im Mittel besuchen rund 1200 Teilnehmer pro Jahr diese Lehrgänge; einschließlich Symposien ca. 1500.
Ebenfalls 1980 wurde die FH Karlsruhe auf Antrag von Prof. Reichelt als eine von drei neutralen DIN-Prüfstellen für Wärmepumpen und Kältetechnik zugelassenen. Die Mess- und Prüfaktivitäten wurden seitdem erweitert.
1996 kam es zur Gründung der TWK –Test- und Weiterbildungszentrum Wärmepumpen und Kältetechnik GmbH, die 2005 für den Weiterbildungsbereich als gemeinnützig anerkannt wurde. Zur gleichen Zeit konnte ein ehemaliges Kasernengebäude in Karlsruhe angemietet werden.
Reichelt gründete 2001 eine Stiftung zur Unterstützung und zum langfristigem Erhalt des Studienschwerpunkts „Kälte-, Klima und Umwelttechnik“ an der FH KA, seit 2005 Hochschule KA, die den Namen des Gründers der Kältekurse trägt: „Valerius-Füner-Stiftung“. 2004 übertrug Reichelt die TWK GmbH kostenlos an diese Stiftung. Die TWK unterstützt deren Ziele, indem die Studierenden der Hochschule KA zum Selbstkostenpreis an den Weiterbildungskursen teilnehmen können. Zudem werden Praktika und Abschlussarbeiten betreut (Bild 1).
TWK
2016 hat die TWK in Stutensee bei Karlsruhe ein eigenes Gebäude für Schulungs- und Prüfzwecke erstellt (Bild 2). 2021 wurde die TWK nach ISO 9001 für die Bereiche „Weiterbildung Kälte-, Klima-, Wär-mepumpentechnik“ und „Messungen an thermodynamischen Systemen und Komponenten“ zertifiziert.
Eine Besonderheit der angebotenen Präsenzkurse ist ein hoher Praxisanteil. Dafür stehen über 100 verschiedene Labor- und Demonstrationsmodelle zur Verfügung. Durch kleine Laborgruppen wird eine intensive Betreuung der Teilnehmer und ein hoher Lernerfolg gewährleistet. Als Reaktion auf die derzeitigen Einschränkungen bei den Präsenzkursen wurde im Weiterbildungsbereich ein umfangreiches Onlinekursangebot aufgebaut.
Durch das umfangreiche Prüf- und Schulungsangebot im Bereich umweltfreundlicher Kältemittel leistet die TWK einen Beitrag zur Reduzierung des Ausstoßes von fluorierten Treibhausgasen und zur Entwicklung einer ökologisch nachhaltigeren Kältetechnik.
In der Prüfstelle der TWK GmbH können Tests und Betriebsuntersuchungen durchgeführt werden. Verschiedene Prüfstände ermöglichen Messungen an Komponenten des Kältemittelkreislaufes von Kompressionskältemaschinen. Es können luft- und flüssigkeitsbeaufschlagte Wärmeübertrager, Verdichter und Rohrleitungskomponenten, wie Expansionsorgane, Flüssigkeitsabscheider, Trockner und Schlauchleitungen, untersucht werden. Dies kann neben Leistungsmessungen auch die Ermittlung bauteilspezifischer Eigenschaften, wie zum Beispiel Druckabfall, Temperaturprofil, Kondensatablauf und Öltransport, umfassen.
Zudem besteht die Möglichkeit, kälte- und klimatechnische Komplettsysteme, speziell für Pkw, Busse und Schienenfahrzeuge, hinsichtlich ihres Leistungs- und Betriebsverhaltens zu untersuchen. Dafür stehen Prüfkammern von - 20 bis + 60 °C zur Verfügung. Rainer Burger