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90 Jahre Rütgers Kälte Klima

Competence in Coolness

Aus dem Nichts und inmitten inflationärer Krisenzeiten gründeten Carl Rütgers und Emil Bihlmaier am 1.7.1919 das Unternehmen Rütgers in Mannheim zunächst als technische Großhandlung der Elektromaschinen- und Geräteindustrie. Mit der Ausstrahlung von Rundfunksendungen aus Frankfurt wurden ab 1925 auch Radiogeräte vertrieben.

1927 kamen die aus den USA importierten Frigidaire-Kühlschränke hinzu. Daraufhin weiht Rütgers bereits 1928 eine kältetechnische Großhandelsabteilung mit Kundendienst ein. Der junge Erfolgsbetrieb für weiße und braune Ware macht jedoch, wie so viele andere Unternehmen auch, 1929 am Schwarzen Freitag zunächst Pleite.

Doch dank des guten Betriebsklimas und der starken Gemeinschaft zwischen Geschäftsführung und Belegschaft erlebt das Unternehmen ab 1930 einen anhaltenden Aufschwung im Rundfunkgeschäft. Schließlich überträgt das Frigidaire-Werk der Adam Opel AG 1936 Rütgers das Alleinverkaufsrecht mit Werksgarantie-Dienst und Service. 1937 ist Rütgers zum führenden Großhandels-Unternehmen avanciert.

In den Jahren des Zweiten Weltkrieges werden die Niederlassungen in Mannheim und Karlsruhe und sogar das Ausweichquartier im Privathaus Emil Bihlmaiers zerbombt, so dass der inzwischen alleinige Geschäftsführer Bihlmaier nach dem Krieg vor den Trümmern seiner Existenz steht.

Wegen der guten Vorkriegsverkaufserfolge überträgt das Frigidaire-Werk der Adam Opel AG 1949 Rütgers wieder das Alleinverkaufsrecht für die gesamte kältetechnische Haushaltsproduktion und beauftragt die Rütgers KG zusätzlich mit der Wahrung seiner Verkaufsinteressen für gewerbliche Kälte- und Klimaanlagen. Das führt zur Angliederung eines Ingenieur- und Montagebüros für Beratung und Planung nebst komplettem Service.

1955 stößt Franz Reck, ein begabter junger Ingenieur, als technischer Leiter zur engagierten Rütgers Mannschaft. Ihm ist es zu verdanken, dass 1958 die ersten USA-Importe von Turbo-Kompressoren und Absorptionsmaschinen für Großkälte- und Großklimaanlagen von Carrier den Einstieg von Rütgers in größere Leistungsklassen markieren.

Nach 52 erfolgreichen Arbeitsjahren, im stolzen Alter von 75 Jahren, übergibt Emil Bihlmaier 1971 die Geschäftsführung in jüngere Hände. Die technische Leitung übernimmt Franz Reck, während Dipl.-Kfm. und Elektroingenieur Horst Richter den kaufmännischen Part in die Hand nimmt.

In den Achtzigern stirbt 1981 zuerst Emil Bihlmaier, dann 1983 Carl Rütgers und schließlich 1984 Inge Bihlmaier. Noch im gleichen Jahr tritt die dritte Generation in die Fußstapfen der Gründer: Der heutige Mehrheitsgesellschafter und Geschäftsführer Josef Neuberger, Enkel von Carl Rütgers, wird kaufmännischer Leiter des Unternehmens. Doch er beginnt gleich in einer schwierigen Phase: 1985 entschließt sich Carrier, ein eigenes Vertriebsnetz aufzubauen und wird so vom Partner zum Wettbewerber. 1994 gelingt es jedoch, exklusive Distributionsverträge mit den US-Herstellern McQuay und Evapco zu akquirieren. Ferner kommt es zur Fusion mit dem Freiberger Unternehmen Aircool.

Mit lieferbaren Kühlleistungen bis fast 10 MW kann Rütgers heute bei allen großen Objekten Know-how anbieten und namhafte Firmen und Projekte auch internationale finden sich auf der Referenzliste. 60 % des Umsatzes werden im Neuanlagengeschäft erwirtschaftet, 40 % im Service- und Wartungsbereich.

Rütgers sieht sich selbst jedoch nicht als Anlagenbauer, sondern als Kältefachfirma. Das Unternehmen beschäftigt 130 Mitarbeiter und bildet regelmäßig zehn Jugendliche zum Kälteanlagenbauer aus. Ferner ist Rütgers von der ersten Stunde an Praxispartner der Europäischen Studienakademie Kälte-Klima-Lüftung (ESaK) in Maintal und unterstützt somit auch den Ingenieurnachwuchs in der Branche. Das engagierte Engineering-Unternehmen blickt äußerst positiv in die Zukunft, wie auch dem folgenden Interview* mit dem geschäftsführenden Gesellschafter Josef Neuberger zu entnehmen ist.M.S. -

* Das Interview führte der Chefredakteur der KK, Dr. Matthias Schmitt, am 21.4.09 in Mannheim.

Interview mit Josef Neuberger

KK: Herr Neuberger, wie sehen Sie die aktuelle wirtschaftliche Lage?

Neuberger: Wir sind gespannter Erwartung, aber wir teilen nicht den Pessimismus, der überall ausgebrochen ist. Ich denke, wir sind auch nicht schlecht aufgestellt. Wir haben eine gute Produktreihe mit McQuay an erster Stelle, mit LG an zweiter Stelle, mit dem Eigenbau von Sondermaschinen an dritter Stelle und mit dem Service, der 40 - 45 % Umsatzanteil hat. Da können wir immer in einer Nische Beschäftigung finden.

KK: Wie ist in diesem Zusammenhang Ihre Einschätzung zur R 22-Umstellung schlägt das jetzt so langsam durch?

Neuberger: Es gibt z.B. bei Industriekunden seit Ende 2007 / Anfang 2008 einen Plan für den Ausstieg, der alle R 22-Anlagen erfasst, und nach dem diese Anlagen sukzessive umgestellt werden sollen. Wir haben im Winter gemerkt, dass wir mit den Servicemonteuren außerordentlich gut beschäftigt waren. Es war jetzt kein Boom nicht so, wie damals beim R 11 / R 12-Ausstieg, wo in den letzten Wochen noch Anlagen ausgetauscht werden mussten. Das ist heute wesentlich gelassener durch die Ersatzkältemittel. Als Ersatzkältemittel setzen wir übrigens R 422D und R 417A ein.

KK: Heißt das, die Tendenz geht mehr in Richtung Ersatzkältemittel?

Neuberger: Ja, wir haben inzwischen über 200 Maschinen auf Ersatzkältemittel umgestellt.

KK: Bei diesen Überlegungen wird auch immer die Frage nach natürlichen Kältemitteln wie Ammoniak und CO2 aufgeworfen.

Neuberger: Diese Diskussion hatten wir Anfang der 90er Jahre doch schon einmal: Ausstieg aus den FCKWs, R 134a contra Ammoniak. Damals gab es Prognosen, dass es in ein paar Jahren nur noch Ammoniak gebe. Aber wenn man sich heute den Markt anschaut ... Wir machen Ammoniak, aber eher im untergeordneten Bereich. Wir liefern jedes Jahr etliche Anlagen, unser Hauptprodukt sind jedoch Frigen-Anlagen. Und im Klimabereich ist Ammoniak sowieso kein Thema. Ein In­dustriemann sagt natürlich ich kann viel besser mit Ammoniak umgehen, da merke ich sofort, wenn irgendwo eine Undichtigkeit ist, aber das erzählen Sie mal einem Krankenhaus- oder einem Kaufhausbetreiber, da ist man sofort auf dem Titelblatt der Tageszeitungen.

KK: Ist CO2 transkritisch ein Thema?

Neuberger: In der Gewerbekälte spielt das zunehmend eine Rolle, aber das ist ein Markt, in dem wir uns nicht bewegen. Wir sind in der Klimatechnik und in der Industriekälte. Bis jetzt hat sich dort für uns diese Fragestellung nicht ergeben das ist aber für die Zukunft nicht auszuschließen. Wir haben allerdings einen Kunden im Lebensmittelbereich, der hat vor zwei Jahren gesagt, er mache nur noch natürliche Kältemittel. Inzwischen ist er wieder bei den normalen Frigenen.

KK: Noch kurz eine Frage zum Thema Ausbildung. Sie sind Praxispartner der erste Stunde bei der ESaK. Wie zufrieden sind Sie mit den Studenten der Berufsakademie?

Neuberger: Wir sind sehr zufrieden und haben inzwischen einen weiteren Studenten eingestellt. Das ist für uns die Möglichkeit unseren Nachwuchs zu generieren. Wenn sie die Ausbildung abgeschlossen haben, sind sie sehr gut. Wir werden das in jedem Fall dauerhaft machen.

KK: Im handwerklichen Bereich ist aktuell auch die Zertifizierung von Personal ein Thema. Waren Sie hier schon aktiv?

Neuberger: Als wir im Sommer letzten Jahres darauf aufmerksam wurden, haben wir sofort die Kurse gebucht. Wir haben insgesamt 70 Monteure, von denen 35 zertifiziert werten mussten. Seit Februar ist dies nun abgeschlossen. Das war ganz interessant; die Leute sind mit Bammel hingefahren, weil sie eine Prüfung machen mussten, aber sie haben übereinstimmend gesagt es hat uns wirklich was gebracht! Wir haben jetzt einen neuen Mitarbeiter eingestellt, der diese Zertifizierung noch nicht hat. Zurzeit sind jedoch deutschlandweit alle Kurse ausgebucht. Jetzt bin ich mal gespannt, wie darauf reagiert wird, wenn der Monteur den kleinen Ausweis, den man zur Zertifizierung bekommt, nicht vorlegen kann, ob das überhaupt kontrolliert wird. Wir machen jedenfalls aktiv Werbung dafür, wir sagen das unseren Betreibern, wir haben Aufkleber auf den Autos und wir sagen das auch unseren Mitarbeitern, damit in die Offensive zu gehen. Die Industriekunden haben übrigens schon danach gefragt, die wissen Bescheid.

Herr Neuberger, herzlichen Dank für das freundliche Gespräch.

M.S.

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