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Deutsche Kälte-Klima-Tagung 2009

Jubiläumstagung zum 100-jährigen Bestehen des DKV

Die ersten Vorträge wurden bereits am Nachmittag des 18.11. gehalten: Nachdem man seit der Tagung 2006 in Dresden den Studenten ein größeres Forum eingeräumt hat, findet die Studentenveranstaltung nun regelmäßig am Vortag zur eigentlichen Tagung statt. Unter dem Motto Von Studenten für Studenten konnten die 91 Teilnehmer in 13 Vorträgen einen interessanten Einblick in die vielfältigen Arbeiten der Studenten nehmen. Die Leitung hatte erneut Professor Dr.-Ing. Michael Kauffeld übernommen.

Am Abend fand traditionsgemäß auch die Mitgliederversammlung des DKV statt wir hatten bereits in der letzten Ausgabe der KK darüber berichtet. Professor Dr.-Ing. Michael Arnemann konnte bei dieser Gelegenheit einen im Jubiläumsjahr besonders erfreulichen absoluten Höchststand der Mitgliederzahl von 1321 bekanntgeben. Offiziell eröffnet wurde die Tagung am 19. 11. mit der Ehrung langjähriger und verdienter Vereinsmitglieder sowie zwei Festvorträgen zur Geschichte und Zukunft der Kälte- und Klimatechnik.

Vor den Ehrungen richteten aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums des DKV noch Gordon Holness, Präsident der American Society of Heating, Refrigeration and Air Conditioning Engineers Inc., ASHRAE, und Didier Coloumb, Direktor des International Institute du Froid, IIF/IIR, Grußworte an das Auditorium. Die Gründung des DKV sei, so Coloumb, eng mit der Gründung des IIF/IIR verbunden. So war neben Englisch und Französisch auch Deutsch Kongresssprache beim IIF/IIR.

Ehrungen

Im Anschluss wurden, wie immer in der Eröffnungssitzung, langjährige Mitglieder für ihre treue Mitgliedschaft mit einer silbernen Ehrennadel für 25 Jahre und mit einer goldenen Ehrennadel für 40 bzw. 50 Jahre geehrt. Ferner konnte nach langer Zeit in diesem Jahr erstmals wieder der DKV-Studienpreis vergeben werden. Cand. mach. Björn C.F. Müller von der Leibniz Universität Hannover wurde für seine Projektarbeit Entwicklung und In betriebnahme neuer Messtechnik für eine Standardsiedeapparatur ausgezeichnet.

Für seine Verdienste im DKV als Obmann II.2 und Vorsitzender des Bezirksvereins Stuttgart sowie für sein Engagement um die Historie der Branche wurde Dipl.-Ing. Adalbert Stenzel mit der DKV-Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet. In seiner Laudatio hob Prof. Dr.-Ing. Helmut Lotz besonders die Verdienste von Adalbert Stenzel um die DKV-Senioren und seine große Leidenschaft hervor, den geschichtlichen Werdegang der Branche darzustellen und lebendig zu halten.

Eine Sonderehrung gab es für den Verein Historische Kälte- und Klimatechnik, HKK. Damit solle die herausragende Leistung Anerkennung finden, so Dr. Rainer Jakobs in seiner Laudatio, in nur wenigen Jahren eine in Europa einzigartige Sammlung von historisch wertvollen Maschinen, Anlagenteilen und Dokumenten erhalten und umfassend bearbeitet zu haben, das Frigotheum aufzubauen, die Straße der Kälte zu fördern und zu dokumentieren sowie zahlreiche Druckschriften, Berichte und Dokumentationen zur Historie zu erstellen. Nur durch die große Unterstützung des HKK sei es möglich gewesen, die Dokumentation zu den 100 Jahren DKV zu erarbeiten.

Der Vorsitzende des HKK, Kurt Kohr, nahm einen Scheck des DKV in Höhe von 2500 Euro entgegen, mit dem die weiteren Aktivitäten des HKK unterstützt werden sollen.

Festvorträge

Im ersten Festvortrag mit dem Titel Zwischen Hochschule und Industrie 100 Jahre DKV widmete sich Dr. Hans Liudger Dienel, Center für Technology and Society der Berlin University of Technology, der Vergangenheit. Die Gründung des DKV sei, so Dienel, nicht ganz freiwillig gewesen. Man fühlte sich durch die Gründung des IIF/IIR unter Druck gesetzt und Linde wollte das sowieso nicht, da man so führend am Markt war, dass man eine Plattform (Verein) gar nicht wollte. In dieser Hinsicht hat der DKV zu einer Öffnung dieser Hierarchie bzw. Demokratisierung der Branche beitragen.

Die Unternehmen hatten anfangs großen Einfluss im DKV, so dass die Mitgliederzahlen recht übersichtlich waren. Dienel zeigte die verschiedenen Phasen in der Entwicklung des DKV, die Professionalisierungsstrategien der Ingenieure, den DKV als Industrieverein und als Professorenverein, die Konkurrenz der Kältevereine und der Kältezeitschriften, wie eine Hightechbranche erwachsen wird, den Sonderweg DDR, die politischen und gesellschaftlichen Aufgaben des DKV und wagte schließlich einen kurzen Blick in die Zukunft des DKV.

Die Zukunft war eigentlich das Thema des zweiten Festredners Dr. Karlheinz Steinmüller, Z-Punkt GmbH Büro für Zukunftsgestaltung, mit seinem Vortrag zur Bereitstellung von Kälte und Wärme Die Zukunft der Kaltdampfkompressionstechnik. Er betrachtete zunächst das globale Umfeld und die verschiedenen Einflussfaktoren auf unsere Zukunft. Der Klimawandel treffe uns schließlich alle. So stehe die Energieversorgung vor einem grundsätzlichen Wandel, denn das CO2-Problem sei nicht durch das Ende des Öls gelöst dann werde eben etwas anderes verbrannt. Steinmüller sieht in der Energieeffizienz einen Schlüsselfaktor mit einem Potenzial von mindestens 30 %.

Er beleuchtete in seinem weiteren Vortrag gesellschaftliche und technische Trends. Daraus entwickelte er schließlich Visionen und Perspektiven für die Kältetechnik. Steinmüller schloss seinen Vortrag mit den Worten: Die Zukunft kommt von selbst, der Fortschritt nicht.

Vortragsprogramm

Das Vortragsprogramm war auf fünf Ar beitsabteilungen verteilt und umfasste 108 Vorträge über das gesamte Spektrum der Kälte-, Klima-, Kryo- und Wärmepumpentechnik. Es ist an dieser Stelle freilich unmöglich, alle Vorträge vorzustellen. Einige wenige werden hier kurz angeschnitten; zudem wird noch der eine oder andere Vortrag in der KK veröffentlicht werden.

Zunächst sei der Vortrag von Alexander Wirsching, TEKO Gesellschaft für Kältetechnik mbH, Prozessenergienutzung von Supermarktkälteanlagen zur Gebäudeheizung erwähnt. Wirsching erläuterte die ganzheitliche Betrachtungsweise und dass dafür natürlich eine entsprechende Regelungstechnik notwendig ist. Das System Frigotakt plus von Wurm verfolgt einen solchen ganzheitlichen Ansatz statt die einzelnen Komponenten mehr oder weniger isoliert zu regeln. Auf leistungsfähige Mikrocontroller verteilte Intelligenz ermögliche dabei die Auswahl des energetisch günstigsten Arbeitspunktes der Anlage anhand der jeweiligen Betriebskennlinien durch Online-Modellierung aller Komponenten.

TEKO habe damit inzwischen etwas mehr als 20 Anlagen gebaut und man habe trotz des kalten Winters im letzten Jahr nicht elektrisch zuheizen müssen, so Wirsching.

Auch die Hauser GmbH in Linz verfolgt schon seit langem eine ganzheitliche Betrachtungsweise von Supermärkten, wie Gerald Hofer in seinem Vortrag Energieverbrauch und Treibhauspotenzial von Supermärkten darstellte. Unter Berücksichtigung weiterer Maßnahmen wie z. B. Tageslichtbänder in der Decke zur Beleuchtung zwischen den Regalen oder einer entsprechenden Gestaltung des Ein-/Ausgangsbereichs seien Einsparungen von 34 % durchaus möglich. Wichtig sei jedoch eine gemeinsame Planung des gesamten Gebäudes von Anfang an.

Über die Entwicklung einer Expander-Kompressoreinheit zur Rückgewinnung von mechanischer Energie bei transkritischen Kälteprozessen mit CO2 berichtete Mario Wenzel vom Lehrstuhl für Kälte- und Kryo technik der TU Dresden. Das Wirkprinzip und die Steuerung der Maschine wurde von der Dampflokomotive abgeleitet. Gerade bei transkritischen Prozessen lohne sich aufgrund der hohen Drücke und der thermodynamischen Eigenschaften des Kältemittels eine solche aufwendige Energierückgewinnung im Rahmen des Forschungsprojektes wurden die Einsparpotenziale auf 20 % im Jahresdurchschnitt geschätzt.

Mit einem überaus praxisrelevanten Thema beschäftigte sich Heinz Jackmann von Güntner: Oft würden die von den Herstellern angegebenen Wurfweiten der Luftkühler in der Praxis nicht erreicht, weil Raumhöhen zu niedrig seien oder weil Temperaturdifferenzen zwischen eindringendem Luftstrahl und der Raumluft ein vorzeitiges Ablösen der Strömung von der Decke bewirken würden. Der Hersteller für Luftkühler hat deshalb ein Berechnungsmodell entwickelt, das auf theoretischen Berechnungen und Labormessungen basiere. Es berücksichtige die Raumgeometrie ebenso wie Einflüsse durch niedrige Temperaturen der eingeblasenen Luft. Bei den Labormessungen seien Geschwindigkeits- und Richtungsprofile der Strömung ermittelt worden, so dass ein qualifiziertes Modell entwickelt werden konnte. Im Vortrag präsentierte Jackmann beeindruckende Bilder von den Mess- und Simulationsergebnissen und zeigte auf, wie sich in Kühlhäusern unerwünschte Sekundärströmungen, zum Teil in Form mehrerer Walzen, entwickeln.

Bemerkenswert waren auch viele der historischen Vorträge, die doch den hohen Stellenwert der Kältetechnik für eine moderne Gesellschaft verdeutlichen: Mit der Geschichte der Raumklimatechnik beschäftigte sich Prof. Dr.-Ing. Klaus Fitzner von der Klimakonzept Ingenieurgesellschaft. Nach einem Ausflug zu den Klassikern wie Lavoisier, Pettenkofer, Mollier und Fanger präsentierte er eine Klimaanlage aus dem Jahr 1836, die bereits alle modernen Funktionen aufwies: Heizen, Kühlen, Filtern, das Be- und Entfeuchten sowie die Luftverteilung via Quelllüftung, alles war zu dieser Zeit im House of Commons in London bereits möglich. Ein Unterdruck im Gebäude, der die Abluft absaugte, wurde durch Auftriebskräfte in einem Schornstein, in dem ein Koksfeuer brannte, erzeugt. Die knapp oberhalb der Themse angesaugte Zuluft wurde zunächst durch ein unterirdisches Gang system geleitet, dort mit Eis gekühlt und mit Filtereinsätzen aus Baumwollwatte gerei-nigt. Die Tem peratureinstellung erfolgte über ein Klappensystem, das für eine entsprechende Mischung von kalten und warmen Luftströmen sorgte. Als Lufteintritt dienten Roste im Boden, so dass die Luft das Gebäude von unten nach oben zum Absaug durchströmte.

Dass die Herstellung von Bier eine wichtige Triebfeder für die Entwicklung der Kältetechnik war, konnten die Hörer im Vortrag von Adalbert Stenzel erfahren. Nachdem einige Experimente mit Kompressionskälteprozessen scheiterten, präsentierte Carl Linde im Jahr 1873 seine Ideen für eine Kaltdampfmaschine auf einem Brauerkongress und erhielt einen Auftrag zur Entwicklung, der zu einem Durchbruch der Technologie führte. Nach einem aufregenden Streifzug durch verschiedene Entwicklungsstufen der Kompressionskältemaschinen gab Stenzel einige Statements für die Zukunft ab. Seiner Meinung nach werden Kolbenverdichter mit CO2 eine Renaissance erleben. Allgemein wird die Forderung nach Effizienzsteigerungen die Suche nach neuen Materialpaarungen antreiben. Darüber hinaus seien höhere Fertigungsgüte sowie verbesserte Ventile und Wärmeübertrager erforderlich. Schließlich müssten auch auf der Antriebsseite Effizienzverbesserungen erzielt werden beispielsweise durch Permanent-Magnet-Motoren.

Eine kritische Bemerkung zu den Vorträgen über aktuelle Entwicklungen sei jedoch abschließend erlaubt: Obwohl auch hier über einige hervorragende Vorträge zu berichten ist, gab es leider auch Vorträge, deren Inhalt weniger neu war und eher eine Aktualisierung vorheriger Vorträge darstellte. Hier sollte man vielleicht etwas mehr auf die fachliche Qualität achten, meint zumindest M. S. -

*Dieses System wurde am 26. März 2009 in Berlin mit dem BMU-Förderpreis für effiziente Kälte- und Klimatechnik in der Kategorie Komponenten und Systeme ausgezeichnet.

Ehrungen

25 Jahre Mitgliedschaft

Dr.-Ing. György J. Borbely (Ph.D.), Dipl.-Ing. Rainer Brinkmann, Dr.-Ing. Heinz Brockmeyer, Dipl.-Ing. Gunther Claus, Helmut Emmerich, Dipl.-Ing. Volker Peter Großkopf, Thomas Hagenlocher, Dr.-Ing. Ullrich Hesse, Dipl.-Ing. José Alex Hoffmann, Kurt Jeske, Dipl.-Ing. Karl-Friedrich Kammhoff, Volker Klott, Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Knoll, Prof. Dr.-Ing. Jürgen Köhler, Prof. Dr.-Ing. Werner Malewski, Karl Meis, Dipl.-Ing. (FH) Hans-Heinz Moderegger, Dr. sc. techn. Anton Reinhard, Dipl.-Ing. (FH) Otto Schmid, Dr.-Ing. Thomas Sefker, Dipl.-Ing. Hans-Jürgen Stiehl, Dipl.-Ing. (FH) Konrad Weis

40 Jahre Mitgliedschaft

Dr.-Ing. Ulrich Adolph, Dipl.-Ing. Christoffer Arns, Ing. Klaus Bartels, Ing. Alfred Erbs, Prof. Dr.-Ing. Klaus Langeheinecke, Dipl.-Ing. Ottomar Neuwirth, Dipl.-Ing. Karl-Heinz Rudolph, Dipl.-Ing. Peter Scholl-Fischer, Prof. Dr.-Ing. Karl Stephan

50 Jahre Mitgliedschaft

Prof. Dr.-Ing. Günter Heinrich, Ing. (grad.) Hans-Heinrich Rössling

Anm.: Bei den Ehrungen waren nicht alle hier genannten Personen anwesend.

M. S.

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