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European Heat Pump Summit in Nürnberg

Hohes Innovationspotenzialbeflügelt Wärmepumpenmarkt

Die Protagonisten der Wärmepumpe wollen jetzt durchstarten. Auf der Triple-Veranstaltung European Heat Pump Summit 2011, 9. Forum Wärmepumpe und ZVKKW-Symposium Luft/Luft-Wärmepumpe für Gewerbeimmobilien vom 27. bis 29. September in Nürnberg zeigte sich die Branche zuversichtlich über ihre künftige Rolle am Wärmemarkt. Rund 450 Teilnehmer, davon über ein Drittel aus dem Ausland, nahmen an der Veranstaltung teil. Dass sich drei tangierende Verbände auf einen Veranstaltungstermin einigen und ein gemeinsames Programm auf die Beine stellen konnten, ist ein Novum in der HLK-Verbandslandschaft.

Nach einer neuen Branchenstudie des Bundesverbands Wärmepumpen e. V. (BWP) könnte der Wärmepumpenabsatz in Deutschland bei günstigen Rahmenbedingungen bis 2030 auf rund 300000 Stück pro Jahr steigen. Die Anzahl der möglichen installierten Wärmepumpen wird bis 2030 mit 3,5 Millionen Wärmepumpen beziffert. Bei ungünstigem Marktumfeld rechnen die BWP-Experten mit lediglich 115000 verkauften Wärmepumpen pro Jahr und zwei Millionen installierten Geräten im Jahr 2030.Voraussetzung für die weitere Marktdurchdringung der Wärmepumpe sei zunächst eine gerechtere Besteuerung der Energieträger, erklärte Karl-Heinz Stawiarski, Geschäftsführer BWP. Derzeit werde Wärmepumpenstrom mit rund 80 Prozent Steuern und Abgaben belastet, Erdgas mit nur 53 Prozent und Heizöl sogar mit nur 23 Prozent. Diese ungleiche Bewertung der Energieträger stehe im Widerspruch zu dem im Energiekonzept verankerten Ziel, die Besteuerung der Energieträger an ökologischen Kriterien auszurichten. Daten und Handlungsempfehlungen hat der BWP im Positionspapier Die Lenkungswirkung von Steuern und Abgaben auf Energieträger zusammengestellt, das als Download auf der BWP-Homepage zur Verfügung steht. Empfehlung der Studie: Die Energiebesteuerung sollte sich künftig stärker an den CO2-Emissionen des jeweiligen Energieträgers ausrichten. Eine Entlastung des Wärmepumpenstroms von Steuern und Abgaben könne beispielsweise durch eine reduzierte Stromsteuer bei der Einbindung der Wärmepumpe in Smart-Grid-Funktionen erfolgen. Schon jetzt zeichne sich ab, dass die Wärmepumpe in einem intelligenten Stromnetz einen wichtigen Beitrag zur Netzstabilität leisten könne. Einerseits böte sie ein hohes Potenzial für Lastverschiebungen im Netz, andererseits könnten durch Smart-Grid-Funktionen überschüssiger Wind- und PV-Strom zur Entlastung der Netze genutzt und im Gebäude thermisch gespeichert werden. Dazu hat der BWP das Modell Überschussstromtarif entwickelt, das durch besonders günstige Strompreise einen Anreiz zu einem netzlastvariablen Wärmepumpenbetrieb bieten soll.

Die RWE Effizienz GmbH hat dazu das Forschungsprojekt Windheizung initiiert, bei dem fluktuierender Strom aus Windkraft- und PV-Anlagen über ein spezielles Lademodul bei 50 RWE-Kunden in vorhandene Elektrospeicherheizungen eingespeist wird. Um die Erkenntnisse abzusichern, sollen in der laufenden Heizperiode auch Wärmepumpen virtuell in das Projekt eingebunden werden. Dabei spielt das Pufferspeichermanagement und womöglich auch eine in die Laststeuerung eingebundene Wettervorhersage-Regelung eine entscheidende Rolle. Die Mehrkosten für den größeren Pufferspeicher sollen sich über den günstigeren Stromtarif refinanzieren. Das Steuerungskonzept dazu stammt vom Siemens Sektor Energy. Erste Ergebnisse zum Lastmanagement im Endkundensegment werden zum Ende der Heizperiode 2011/2012 erwartet.

Auch beim Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) wird die Rolle der Wärmepumpe im Zusammenhang mit intelligenter bidirektionaler Kommunikationstechnik, sprich Smart Grid, untersucht. Eine Potenzialstudie über das Lastmanagement mit Wärmepumpen soll Ende 2011 veröffentlicht werden und Aufschluss über das Zusammenwirken von fluktuierendem Strom aus erneuerbaren Energien und einer stromlastgeführten Fahrweise von Wärmepumpen und anderen Stromverbrauchern im Gebäude geben. Im Rahmen der Studie wurden statische und dynamische Abschaltzeiten simuliert und mit dem Lastverschiebepotenzial von Pumpspeicherwerken und der Elektromobilität verglichen. Erste Ergebnisse:

  • Wärmepumpen bieten ein begrenztes, aber positives Abschaltpotenzial. Sie eig­nen sich dazu, die Abregelung volatiler Stromeinspeisung aus erneuerbaren Energien zu verringern und wirken dämpfend auf die Spitzenlast.
  • Beim stromgeführten Wärmepumpenbetrieb muss mit Effizienzverlusten auf der Wärmeseite gerechnet werden.
  • Je niedriger der Energiebedarf eines Gebäudes, desto stärker wirken sich die Effizienzverluste aus.
  • Je mehr Lastabschalt- und Verschiebepotenzial in Gebäuden generiert werden kann, desto geringer ist der Bedarf an Pumpspeicher-Kraftwerken zur Netzstabilisierung.

Ecodesign-Richtlinie könnte ­Brennwertgeräte degradieren

Besonders starke Impulse für die Marktbelebung erwartet die Wärmepumpenbranche von der geplanten Zertifizierung von Wärmeerzeugern im Rahmen der Ecodesign-Richtlinie, insbesondere durch die Visualisierung der Effizienzwerte per EU-Label. Der Konflikt mit den Heizgeräteherstellern ist hier bereits vorprogrammiert. Nach dem Willen der EU sollen im Ecodesign Lot 1 Heizgeräte, Wärmepumpen, Solaranlagen und Mikro-KWK-Geräte nach den einheitlichen Effizienzkriterien bewertet werden, und zwar für zwei Wärmeverteilungs-Abgabesysteme mit 55 bzw. 35 °C Vorlauftemperatur. Würde diese Richtlinie in der jetzigen Form umgesetzt, käme die Wärmepumpe in Energieeffizienzklasse A, der Hocheffizienz-Brennwertheizkessel nur noch in Klasse D! Eine reversibel arbeitende Wärmepumpe zum Heizen und Kühlen würde sogar mit A+ und höher zertifiziert. Interessanterweise wurde der Vortrag über die Auswirkungen der Ecodesign-Richtlinie von einer Mitarbeiterin von Daikin vorgetragen. Zu diesem heiklen Thema hätte man sich eigentlich einen neutralen Referenten/Referentin aus der EU-Administration gewünscht.

Behörden behindern Geothermie-Wärmepumpen

Mit dem Geothermie-Tag wurde den erdgekoppelten Wärmepumpensystemen ein besonderes Augenmerk eingeräumt. Nach der Statistik des BWP sind die Verkaufs-zahlen erdgekoppelter Wärmepumpen seit 2008 rückläufig. Eine Zäsur in der Nutzung der Erdwärme als Wärmequelle für Wärmepumpen waren mit Sicherheit die unerwarteten Hebungen und Senkungen nach der Erdsondenbohrung in Staufen im Breisgau, aber auch die jüngsten Vorfälle in Wiesbaden, Leonberg, Schorndorf und anderen Städten. Aber auch die Probleme bei den Tiefenbohrungen in Basel und Landau hätten die Geothermie in Deutschland in Verruf gebracht, schreibt Spiegel online am 12. Dezember 2009. Tatsache ist, dass An-wohner von Geothermie-Projekten seither stärker sensibilisiert sind und Genehmigungsprozedere durch Bürgerinitiativen hinausgezögert werden.

Auf der Nürnberger Veranstaltung gab es für den rückgängigen Absatz erdgekop­pelter Wärmepumpen von offizieller Seite die unterschiedlichsten Erklärungen. Eindeutig seien die zunehmend rigidere Ge-nehmigungspraxis der Behörden sowie die von Bundesland zu Bundesland oftmals auch von Behörde zu Behörde unterschiedlichen Verfahrenswege Gründe für die Marktschwäche. Einzelnen Behörden wird in einer Studie der Firma UBeG GbR, Umwelt Baugrund Geothermie Geotechnik, Wetzlar, mit dem Titel Chancen und Bar­rieren erdgekoppelter Wärmepumpen unterstellt, durch subjektive Einstellungen einzelner Behördenvertreter Ermessensentscheidungen zu beeinflussen. Vermehrt zögen sich die Behörden aus der fachlichen Beurteilung zurück und verlangen (teure) Gutachten privatwirtschaftlicher Sachverständiger. Interessant ist der Passus, dass erdgekoppelte Wärmepumpen im reinen Heiz­betrieb schon immer sehr lange Amortisationszeiten hätten, die jetzt durch die behördlichen Auflagen ins Unendliche laufen, so die Studie.

In der BWP-Branchenstudie 2011 sieht man die Zukunft der erdgekoppelten Wärmepumpen nach den verunglückten Geothermie-Bohrungen eher nüchtern. Die An-zahl der Erdreich- und Grundwasser-Wärmepumpen werde zurückgehen, allerdings seien in diesem Bereich besonders viele Großanlagen zu erwarten, sodass man bei der Gesamtleistung eher auf Zuwachs setze. Will heißen: Der Genehmigungsaufwand für geothermische Wärmepumpen lohnt sich unter diesen Umständen nur noch für gewerbliche Gebäude, im Idealfall bei Anlagen mit gleichzeitigem oder phasenverschobenem Heiz- und Kühlbedarf. Bedauerlich sei, dass das höhere Effizienzpotenzial der oberflächennahen Geothermie, insbeson-dere bei Nutzung der Heiz- und Kühlfunktion, bislang wegen der aufwendigen Genehmigungsprozedere wenig genutzt werde.

Durch die angekündigten Hocheffizienz-Luft/Wasser-Wärmepumpen und die steigenden Kosten für Sondenbohrungen sei davon auszugehen, dass sich die Luft/Wasser-Wärmepumpe weiter durchsetze, so der BWP. Ähnliche Entwicklungen habe man in den bereits reifen Wärmepumpenländern wie der Schweiz und Schweden be-obachtet. Auch für die günstigen und kom-pakt dimensionierten Split-Wärmepumpen gäbe es neue Käuferschichten. Ihr Anteil am Gesamtabsatz der Luft-Wärmepumpen liege bereits bei 35 Prozent. Inoffiziell wurde jedoch auch Kritik an den schlechten Leistungszahlen von Split-Wärmepumpen geübt, die meist aus japanischen Split-Klimageräten konfektioniert werden.

Verunsicherung durch Versicherung

Für Überraschung sorgte die Erklärung von BWP-Geschäftsführer Karl-Heinz Stawiarski, dass vom Verband eine spezielle Risiko-Versicherung gegen Schäden durch Bohrmaßnahmen aufgelegt wurde. Die Statistik bei den rund 250000 erdgekoppelten Wärmepumpen zeige, dass Schäden rund ums Bohrloch sehr selten, aber nicht ganz auszuschließen seien, wie die Projekte in Staufen, Wiesbaden, Schorndorf und Leonberg zeigten. Deshalb habe der BWP zusammen mit dem Versicherungsmakler Dr. Hörtkorn und der Waldenburger Versicherung (Würth-Gruppe) die Spezialversicherung hörtkorngeothermic für die oberflächennahe Geothermie-Bohrung entwickelt. Voraussetzung für ein Greifen des Versicherungsschutzes ist, dass die Bohrarbeiten auf der Basis des DVGW-Arbeitsblattes W 120 durch ein zertifiziertes Unternehmen durchgeführt werden. Leider seien sich viele Bauherren nicht bewusst, dass sie im Falle ei-nes Schadens durch Bohrarbeiten zunächst die volle Haftung tragen, bis die endgültige Schuldfrage geklärt ist. Das könne mehrere Jahre dauern und den Bauherrn in den Ruin treiben. Die Besonderheit der neuen Versicherungslösung liege darin, dass sie verschuldungsunabhängig und schnell Hilfe leiste. Die Kosten belaufen sich auf 1,50 Euro je laufendem Bohrmeter, bei einer Mindest-prämie von 297,50 Euro.

Wie die Realität am Bohrloch aussieht, erläuterte Alois Jäger von der Baugrund Süd, Ges. für Geothermie GmbH, Bad Wurzach. In vielen Fällen benutzen die Bohrfirmen zu kleine Bohrgeräte, mit denen man auf plötzlich auftretende Probleme nicht reagieren könne. Auch fehle an der Bohrstelle meist das notwendige Geräte- und Verpressmaterial, um Schäden zu begrenzen, beispielsweise bei artesisch angespanntem Grundwasser. Selbst seriöse Bohrfirmen würden aus Kostengründen nicht immer adäquates Bohrgerät einsetzen, so Alois Jäger. Ein Traktor mit selbst gebautem Bohr-Rigg sei in dieser Branche keine Seltenheit. Jäger monierte, dass Behörden kaum auf Meldungen über unzureichend ausgestattete Bohrteams reagieren. Wichtig bei jeder Bohrung sei das Anlegen eines Schichtenverzeichnisses, um auf sich abzeichnende Probleme rasch und vor allem mit den richtigen Gegenmaßnahmen reagieren zu können. Das Bohrverfahren Geojetting halte er für problematisch, da bei diesem Verfahren das Bohrgut zum größten Teil in das Umgebungsgestein verdrängt werde und damit keine Information über den Schichtenaufbau im Erdreich zur Verfügung steht. Der Geschäftsführer eines nach DVWG W 120 zertifizierten Bohrunternehmens bestätigte gegenüber dem Chronisten die Kritik von Alois Jäger: Etwa die Hälfte der Bohrfirmen im Bereich der oberflächennahen Geothermie arbeite un­seriös. Der Kunde werde durch Billigangebote getäuscht; viele Probleme kämen erst später auf den Bauherrn zu. Wenn man Behördenvertreter auf die schwarzen Schafe hinweise, passiere in der Regel nichts. Wichtig seien zumindest stichprobenartige Kontrollgänge während der Bohrarbeiten nach dem Vorbild der Lebensmittelkontrolle.

Ob das neue Versicherungspaket die Entscheidung eines Bauherrn zu einer erdgekoppelten Wärmepumpe eher begünstigt oder etwa hemmt, wird in der Branche derzeit kontrovers diskutiert. Ein Aussteller im Wärmepumpen-Forum zum Chronisten: Mit so einer Versicherung kann man Bauherren auch verunsichern. Wer in­vestiert schon in eine ohnehin teure Technik mit einem Haftungsrisiko, das in die Millionen gehen kann? Tatsache ist, dass durch die Erdbohrsondenversicherung das Risiko des Bauherrn erstmals ungeschminkt thematisiert wurde.

Kommende Innovationen verändern den Markt

Wer häufiger Fachtagungen zum Thema innovative Wärmeerzeugung besucht, stößt fast immer auf den Hinweis: Unser künftiger Hauptwettbewerber ist die Wärmepumpe und hier insbesondere die nächste Generation an Luft/Wasser-Ausführungen. Selbst die Anbieter von Mikro-KWK-Heizgeräten, die ja meist das ganze Sortiment an klassischen Heizgeräten und oft auch Wärmepumpen anbieten, sehen in der kommenden Wärmepumpengeneration eineernstzunehmende Konkurrenz und Sortimentsergänzung zugleich. Wichtigste Innovation für die nächste Wärmepumpengeneration ist der invertergeregelte Srcoll-Verdichter, der bei Einsatz in Luft/Wasser-Wärmepumpen zusammen mit intelligenten Regelungsstrategien die Jahresarbeitszahl zwischen 20 und 50 Prozent steigern soll. Effizienz-Verbündete des Verdichters sind energie- und schalloptimierte EC-Ventilatoren, die ihre Drehzahl stufenlos in Abhängigkeit der aktuell benötigten Heizleistung und der Anforderung des Kältekreises variieren.

Plattenwärmeübertrager mit Mikrostruktur

Auch die Hersteller von gelöteten Plattenwärmeübertragern wollen ihren Teil zur Hocheffizienz-Wärmepumpe beitragen. Alfa Laval, Danfoss und Swep bieten künftig maßgeschneiderte Plattenwärmeübertrager an, die aufgrund ihrer asymmetrischen Plattenstruktur den Wärmeübergang zwischen Kältemittel und Wasser bzw. Sole signifikant verbessern sowie geringere Druckverluste aufweisen. Triebkräfte für diese Entwicklung bei Wärmeübertragern sind neben dem Leistungs- und Effizienzzuwachs die Einsparung von teurem Stahl und damit auch eine Gewichtsersparnis mit Volumenreduktion sowie geringere Kälte­mittelfüllmengen. Danfoss gibt an, das Gewicht eines klassischen 60 kW-Plattenwärmeübertragers mit Fischgrätenmuster durch den Wechsel zum Mikro-Platten-Design von 120 kg auf 60,3 kg reduzieren zu können. Allein durch das geringere Gewicht spare der WP-Hersteller rund 65 Euro pro Wärmeübertrager ein. Hinzu komme die geringere Kältemittelfüllmenge, die mit einem Kostenvorteil von etwa 58 Euro pro Gerät zu Buche schlagen soll. Wie es heißt, arbeitet Danfoss bereits an der zweiten Generation sogenannter Micro Plate Heat Exchanger (MPHE) mit einem ähnlich hohen Entwicklungssprung. Swep gibt an, allein durch den Wechsel vom Fischgrät-Design zum asymmetrischem Matrix-Design den COP einer Wärmepumpe um 0,4 Prozentpunkte zu verbessern.

Eindeutiges Votum der Marktakteure: Die Zeit der Standard-Plattenwärmeübertrager für Verdampfer oder Verflüssiger in Wärmepumpen ist vorbei. Künftig wird es für die unterschiedlichen Kältemittel und Wärmeträger angepasste Plattengeometrien geben, die ein Optimum an Wärmeübertragerleistung zwischen Kältemittel und Wasser bzw. Sole aufweisen. Mehr noch: Auch bei den Außenluftverdampfern für Luft/Wasser-Wärmepumpen zeichnet sich ein Wechsel in der Bauart ab. Anstatt Kupferrohr-Aluminium-Lamellen-Wärmeübertrager können dort künftig Minichannel- und Microchannel-Wärmeübertrager aus Aluminium Verwendung finden. Typische Treiber sind auch hier die verbesserte Wärmeübertragung auf der Luft- wie auch auf der Kältemittelseite, geringere Kältemittelfüllmengen, Reduzierung von Gewicht und Volumen, Materialkosteneinsparungen (Aluminium ist kostengünstiger als Kupfer) sowie ein einfacheres Recycling, da reines Aluminium verwendet wird. Auch hier will man künftig durch eine individuelle Formgebung und Geometrie bei den Mini- und Microchannels weitere Effizienzpotenziale erschließen.

Die jetzige Entwicklung bei Minichannel-Wärmeübertragern basiert auf Erfahrungen in der Automobilindustrie. Dort konnte durch den Wechsel von Wärmeübertragern aus Rundrohr-Lamellen zu Minichannel-Wärmeübertragern die Kältemittelfüllmenge in Autoklimaanlagen um 80 Prozent verringert werden, ebenso das Gewicht.

Weitere Effizienzsteigerungen bei Wärmepumpen sind die zusätzliche Kältemitteldampf-Injektion bzw. die Flüssigkältemittel-Einspritzung in den Kälteverdichter bzw. die Kältemittelansaugung. Ersteres ermöglicht höhere Arbeitstemperaturen bei gleichzeitiger Steigerung der Leistung um 15 bis 20 Prozent. Damit könnten Luft/Wasser-Wärmepumpen besser für die Trinkwassererwärmung genutzt werden, beispielsweise in Hotels. Gegenüber einer Trinkwassererwärmung mit klassischem Heizkessel könnten beispielsweise in einem 50-Zimmer-Hotel die Betriebskosten durch eine Wärme-pumpe um 50 Prozent gesenkt werden, so Danfoss.

Abluft-Wärmepumpe heizt KfW-70-Haus

Wie ein Wärmepumpensystem für ein KfW- 70-Haus, also mit vergleichsweise hohem Anteil an Heizarbeit für die Trinkwassererwärmung, aussehen könnte, präsentierte der schwedische Hersteller Nibe in Nürnberg. Bei der neuen Abluft-Wärmepumpe F 370 sind Wärmepumpe für Heizung und Trinkwassererwärmung sowie die Lüftung in einem Kompaktgerät zusammengefasst. Durch Drehzahlregulierung des Verdichters und Kältemitteldampf-Einspritzung sei das Gerät optimal für Einfamilienhäuser nach KfW-70-Gebäudeeffizienz-Standard und besser geeignet, so Nibe-Geschäftsführer Klaus Ackermann. Die mit dem Kältemittel Propan (R 290) arbeitende Luft/Wasser-Wärmepumpe kommt bei A20(12)W45 und 150 m3/h Luftvolumenstrom auf einen COP von 3,24, bei A20(12)W35 und 200 m3/h Luftvolumenstrom sogar auf einen COP von 3,93. Vorstellbar seien künftig auch hybride Wärmepumpen, die bei frostfreiem Wetter als Luft/Wasser-Wärmepumpe arbeiten, bei Minustemperaturen jedoch auf Erdsonde umschalten. Durch die geringe benötigte Heizleistung komme man mit vergleichsweise kurzen Bohrsonden aus.

Trinkwassererwärmung wird zur dominanten Größe

Fachleute gehen davon aus, dass mit steigenden Anforderungen an die Gebäudeenergieeffizienz im Ein- und Zweifamilienhaus die Wärmepumpe zumindest im Neubaubereich mehr und mehr auf den Betrieb der Trinkwassererwärmung optimiert wird. Die dort notwendigen höheren Temperaturen würden dann das Kältemittel CO2 begünstigen, das Heiztemperaturen von bis zu 90 °C zulässt. So plant das in Frankreich ansässige japanische Tochterunternehmen Sanden Manufacturing Europe die Markteinführung einer auf europäische Verhältnisse modifizierten Ecocute-Wärme-pumpe zur Trinkwassererwärmung. Ziel sei ein COP von 3,0. Das zunächst für den französischen Markt entwickelte Gerät soll mit einer Boost-Funktion ausgerüstet werden, um bei Niedrigtarif die Trinkwassererwärmung zu beschleunigen. Das Gerät eignet sich offenbar weniger für Kaltduscher und Zählergucker, sondern eher für stark hygienebewusste Haushalte, denn je höher der Warmwasserkonsum, desto besser der COP. In Japan avanciert der Ecocute Heat Pump Water Heater zum absoluten Marktrenner. Nach einer Statistik des japanischen Klimageräteverbands Japan Refrigeration and Air Conditioning Industry Association (JRAIA) wurden in den letzten vier Jahren von der Ecocute-CO2-Wärmepumpe jährlich rund eine halbe Million Geräte abgesetzt. Dem kritischen Beobachter stellt sich da die Frage, warum diese überaus erfolgreichen und vom japanischen Staat geförderten Geräte nicht längst in Europa angekommen sind.

Lifestyle anstatt Elektrotechnik

Und noch eine Entwicklung scheint vorprogrammiert zu sein. Das iPhone wird zur universellen Bedienoberfläche für Wärmepumpen und andere Energieverbraucher im Haushalt. Es sei demographisch vorgegeben, dass die sogenannten digitalen Migranten im Verständnis von Jens Rammensee von Glen Dimplex sind das Personen über 50 von den digitalen Natives, also den Jungen verdrängt werden. Wer mit iPhone, Apps und ähnlichen Kommunikationsmitteln aufgewachsen sei, bevorzuge deren intuitiv gestaltete Bedienoberfläche auch für die Hausautomation. Sogar im Zusammenhang mit Smart Metering und zeitvariablen Stromtarifen wird dem iPhone künftig eine wichtige Funktion zugeschrieben. Voraussetzung sei allerdings, dass es der betroffenen Branche gelingt, das Image ihrer Produkte auf Lifestyle-Niveau anzuheben, frei nach dem Motto: mein Smart-Haus, meine Hocheffizienz-Wärmepumpe, meine Haushaltsgeräte powered by wind and solar.

Fazit

Die neue WärmepumpenGeneration so sie in dem angekündigten Maße kommen wird könnte den eta­blierten Heizkessel- und Heizgerätemarkt einschneidend verän­dern. Reife Wärmepumpenländer wie Schweden und die Schweiz verdeutlichen, wie schnell sich der Wärmemarkt wandeln kann. Voraussetzung für einen prosperierenden Wärmepumpenmarkt sind jedoch günstigere energie- und förderpolitische Rahmenbedingungen sowie ein verbessertes Qualitätsniveau bei der In­stallation und rund um das Bohrloch. Der Markt bietet inzwischen zahlreiche Hocheffizienz-Komponenten für Wärmepumpen an, die zur Steigerung der Gesamteffizienz aber noch intelligent kombiniert werden müssen. Zweifellos wird es bei den etablierten Heizgeräte-Herstellern, die auch Wärme­pumpen anbieten, zu Kannibalismus-Effekten kommen. Dies umso mehr, je stärker der Gesetzgeber das EU-Label für Wärmeerzeuger vorantreibt. Es ist kaum zu erwarten, dass sich eine mit dem Politikbetrieb gut vernetzte Heizgeräte-Industrie ihre Hocheffizienz-Brennwertkessel- und -Geräte auf das Energieeffizienz-Schlusslicht D zurückstufen lässt. -

Wolfgang Schmid

freier Fachjournalist für Technische Gebäude­ausrüstung, München

Wolfgang Schmid, München

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