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Auf dem richtigen Weg

Die F-Gase-Verordnung trägt Früchte

Kaum ist sie in Kraft getreten, da soll sie auch schon wieder überarbeitet werden: die F-Gase-Verordnung (EU-VO Nr. 842/2006). So muss die EU-Kommission bis Mitte 2011 einen Bericht vorlegen, der die Basis für eine mögliche Überarbeitung der Verordnung darstellt. Dabei handelt es sich um eine Art Bestandsaufnahme, ob die Maßnahmen der Verordnung in allen Mitgliedsstaaten komplett umgesetzt wurden und inwiefern dies zu einer tatsächlichen Reduzierung der Emissionen führt. Eine schwierige Aufgabe, denn schlussendlich ist die F-Gase-Verordnung erst seit 2007 in Kraft. Trotzdem sind die ersten Anzeichen durchaus ermutigend.

Positive Bilanz

Eines kann schon jetzt mit Sicherheit gesagt werden: die F-Gase-Verordnung wird bereits erfolgreich umgesetzt und das in zahlreichen Ländern Europas, wie aus einer Erhebung des Industrieverbands EPEE hervorgeht. Länder wie die Niederlande, Ungarn und Frankreich haben die Nase vorn, in Deutschland, Großbritannien, Belgien und Dänemark ist die Bilanz ebenfalls positiv. Andere Länder hinken derzeit allerdings noch hinterher. So wurden z.B. in Italien bislang zwar entscheidende Voraussetzungen wie Trainingsprogramme für Fachpersonal geschaffen, allerdings fehlt es derzeit noch an offiziellen Zertifizierungsbehörden für Fachpersonal und Betriebe.

Der europäische Verband der Kälteanlagenbauer AREA zieht trotz der Unterschiede von Land zu Land eine erste positive Bilanz der F-Gase-Verordnung. In Ländern, die die Verordnung bereits konsequent umgesetzt haben, sehen unsere Mitglieder eine klare Reduzierung der Leckagerate in Kälte-Klimaanlagen, fasst Graeme Fox, AREA Präsident, zusammen. Leckageprüfungen werden seither wesentlich häufiger durchgeführt, Probleme schneller erkannt und Emissionen folglich vermieden.

Fehlendes Bewusstsein

Ein Knackpunkt für den Erfolg der Verordnung bleibt die Bewusstseinsschaffung auf Betreiberebene. Graeme Fox erklärt: Letztlich sind die Betreiber verantwortlich für regelmäßige Leckagekontrolle und Logbuchführung. Trotzdem sind sie sich oft ihrer Verpflichtung nicht bewusst. Die AREA-Erfahrung zeigt außerdem, dass es erhebliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Segmenten gibt. So seien große Supermarktketten oder auch Krankenhäuser im Allgemeinen voll informiert über die Anforderungen der F-Gase-Verordnung, während dies in kleinen Gewerbekälteanwendungen wie Tante-Emma-Läden, Bäckereien und Fleischereien nicht unbedingt der Fall sei.

Mehr Know-how

Ebenfalls entscheidend für den Erfolg der F-Gase-Verordnung ist die Zertifizierung von Betrieben und Fachpersonal. Hier gibt es noch immer enorme Unterschiede zwischen den EU-Mitgliedsstaaten. In manchen Ländern wie Deutschland, Schweden oder den Niederlanden galten schon vor der F-Gase-Verordnung strenge Regeln, in anderen wie Frankreich und Großbritannien indessen sind die Anforderungen seither erheblich gestiegen. Trotzdem sind in beiden Ländern Schätzungen zufolge schon gut drei Viertel der Betriebe nach den neuen Vorgaben zertifiziert. In Italien und Irland hingegen gibt es bislang noch keine Zertifizierung der Betriebe und in Polen wird das Inkrafttreten der polnischen Gesetzgebung hierzu erst für Mitte 2010 erwartet.

Trotzdem: alles in allem ist die europäische Branche auf dem richtigen Weg. Graeme Fox unterstreicht den positiven Einfluss dieser Entwicklung auf den Kenntnisstand der Anlagenbauer: In vielen ­Ländern gibt es heute dank der F-GaseVerordnung deutlich mehr Ausbildungsstätten als zuvor, und auch die Anzahl der Kurse und Weiterbildungen hat zugenommen. Das ist ein gutes Zeichen und gleichzeitig ein deutlicher Indikator dafür, dass das Know-how in der Branche kontinuierlich zunimmt. Zu kritisieren ist die in manchen Ländern noch sehr schwerfällige Bürokratie und auch die Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern. So variieren allein die Kosten für die Zertifizierung eines Betriebs von gratis bis hin zu satten 3000 Euro pro Jahr.

Mangelnde Kontrollen

Ohne Kontrolle geht gar nichts: dieses Prinzip trifft auf die Umsetzung der F-Gase-Verordnung ebenso zu wie auf den Straßenverkehr. Bekannt dürfte das in allen EU-Mitgliedsstaaten sein, allerdings ziehen nicht alle die notwendigen Konsequenzen und die Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern sind ganz erheblich. Streng geht es z. B. in Frankreich zu. Hier wird seit 2009 kontrolliert, und es drohen Strafen von 1500 bis zu 75 000 Euro und sogar bis zu zwei Jahren Gefängnisstrafe. In Finnland, Portugal und Spanien hingegen gibt es weder Kontrollsys­tem noch Strafen.

In Deutschland sind Kontrollmechanismen zwar über die ChemKlimaschutzV gesetzlich geregelt, allein es fehlt an den Kontrollbehörden und die Anzahl der Kontrollen wird als zu niedrig beschrieben. In Polen wird wiederum beklagt, dass vor allem die Kältefachbetriebe kontrolliert werden und kaum die Betreiber, obwohl gerade hier die Leckagen auftreten. Die Beispiele sprechen eine deutliche Sprache: Harmonisierung, in Bezug auf Kontrollmechanismen und Strafen, ist dringend erforderlich und würde die Umsetzung der F-Gase-Verordnung in allen EU-Mitgliedsstaaten mit Sicherheit erheblich beschleunigen.

Auf dem richtigen Weg

Die Branche ist auf dem richtigen Weg, aber es ist noch zu früh, um diese Erfolge tatsächlich konkret in Form von Emissionsreduzierung messen zu können. Gesunder Menschenverstand ist hier angesagt. Wenn Leckagekontrollen wie vorgeschrieben ausgeführt werden, die Cowboys über kurz oder lang aus der Branche verschwinden, und die Betreiber ihre Verantwortung ernst nehmen, dann werden sich auch die gewünschten Ergebnisse einstellen. Und noch schneller ginge es mit EU-weiten Kontrollmechanismen und saftigen Strafen bei Nichtbefolgung der Vorschriften so ist sie eben, die menschliche Natur!

Das holländische Modell

Übrigens erreichte das STEK-Programm eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen von über 20 auf durchschnittlich 3,5 Prozent.

STEK: 18 Jahre Erfahrung

  • Vorläufer der F-Gase-Verordnung: Das holländische STEK-Programm besteht seit 1992 und basiert, wie auch die F-Gase-Verordnung, auf Emissionsreduzierung durch dichte Anlagen und regelmäßige Wartung.
  • Es dauerte ganze fünf Jahre bis das STEK- System von allen Beteiligten in den Niederlanden komplett verstanden und umgesetzt wurde.
  • Ca. 2000 Betriebe für stationäre Kälteanwendungen wurden unter STEK zertifiziert. Diese Betriebe werden alle 18 Monate einmal besucht, evaluiert durch unabhängige Organisationen und kontrolliert durch Regierungs­behörden.
  • Alle STEK-zertifizierten Bertriebe müssen auf Betriebsebene ein Kältemittelregister führen sowie ein Logbuch auf Anlagenebene, aus dem Art und Menge sowie der Zweck des eingesetzten Kältemittels hervorgehen (Neubefüllung, Wartung oder Rücknahme). Seit 1999 werden die Zahlen zentral gesammelt und zusammengestellt.
  • Die Kosten für eine Zertifizierung gemäß STEK belaufen sich bei 80 bis 90 Prozent der Betriebe auf ca. 0,33 Euro/Stunde für einen Anlagenbauer. Diese Schätzung basiert auf durchschnittlichen Kosten von 500 Euro/ Jahr/Anlagenbauer (Gebühr und interne Verwaltungskosten).

HFKW-Leckagerate

  • Vor dem Inkrafttreten von STEK 1992 belief sich die durchschnittliche Leckagerate in den Niederlanden auf ca. 20 bis 25 Prozent.
  • Seit der Einführung des STEK-Systems wurde die durchschnittliche Leckagerate auf 3,5 Prozent reduziert, basierend auf den seit 1999 zusammengestellten Zahlen. Diese Leckagerate bezieht sowohl kundenspezifisch gebaute als auch vorbefüllte Anlagen ein.

Vorteile des STEK-Systems

  • Hohes Bewusstsein in der Industrie (Betriebe, Personal und Betreiber) über den Einfluss von Kälte-Klima- und Wärmepumpenanlagen auf die Umwelt.
  • Verbesserte Anlagenqualität: Hersteller und Anlagenbauer konnten sowohl die Qualität von Anlagen als auch von Serviceleistungen steigern.
  • Betreiber profitieren von der höheren Zuverlässigkeit ihrer Systeme, die sich auch positiv auf ihren eigenen Geschäftszweck auswirkt.
  • Geringere Betriebskosten für Betreiber dank professioneller Leckagetests, die zu direkten Kältemittel- und Ersatzteilersparnissen führen. Außerdem wirken sich dichte Anlagen mit optimaler Kältemittelbefüllung auch po­sitiv auf die Effizienz aus.
  • Höhere Qualität von Aus- und Weiterbildung.
  • Echte Leckagezahlen basierend auf den Kältemittelregistern der zertifizierten Betriebe.

A. V. -

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