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Forschungsprojekt der Universität Bremen

Prima Klima im Putenstall

    Die Vorteile liegen auf der Hand: Das biogasbetriebene Blockheizkraftwerk nutzt die Abwärme zur Kühlung des Stalls und spart dem Landwirt dadurch Stromkosten, erhöht die Energieeffizienz, reduziert den CO2-Ausstoß und ermöglicht insbesondere im Sommer ein Wohlfühlklima für die Puten.

    Absorptionskältemaschine als Herzstück

    Das Thema Kühlen wird angesichts der globalen Klimaerwärmung immer wichtiger. Vergleicht man die Mengen eingesetzter Energie für Heizen und Kühlen, so werden weltweit etwa 75 Prozent für die Kühlung und lediglich 25 Prozent für Heizen verwendet, Tendenz steigend. Die konventionelle Technik der Kühlung, die sogenannte Kompressionskältetechnik, verwendet Strom alsAntriebsenergie. Zudem werden in den meisten Fällen umweltschädliche Kältemittel eingesetzt, die in die Umwelt gelangenund den Treibhauseffekt fördern. Die thermische Kühlung dagegen nutzt keinen Strom, sondern Wärme als Antriebsenergie. Dabei sind verschiedene Wärmequellen als Antriebsenergie einsetzbar: Solarwärme, Nah-/Fernwärme, BHKW- bzw. KWK-Abwärme, Biomasse (Stückholz, Hackschnitzel, Biogas) und Prozessabwärme. Bei dem im Putenstall verwendeten, von der bayerischen Firma SolarNext entwickelten Ad- und Absorptionskältesystem chillii Cooling Kit WFC70 einschl. des chillii System Controllers HC wird die Abwärme eines biogasbetriebenen Blockheizkraftwerkes als Antriebsenergie verwendet. In dem Putenstall mit einer Fläche von 900 m2 werden 3000 Puten gehalten, er wird über Gewebeschläuche gekühlt. Bisher ging die Abwärme ungenutzt in die Atmosphäre.

    Zentrale Steuerungseinheit regelt Gesamtsystem

    Das Gesamtsystem funktioniert wie folgt: Der speziell für die Sorptionstechnologie entwickelte Systemregler übernimmt das Wärmemanagement des Absorptionssystems. In den chillii Cooling Kits werden Hoch­effizienzpumpen eingesetzt, die aufgrund der analogen Ansteuerung mittels 010 V Signal sehr energieeffizient betrieben werden können. Diese bedarfsgerechte Drehzahlregelung verringert den elektrischen Energieverbrauch stark. Da nur eine Regelung für die Gesamtanlage notwendig ist, wird insgesamt eine sehr hohe Effizienz des Gesamtsystems erreicht. Betriebsrelevante Steuersignale und Messwerte (Temperaturen, Volumenströme etc.) können von einem integrierten Datenlogger aufgezeichnet, auf einer SD Karte im chillii System Controller gespeichert und ausgewertet werden. Mittels Feinjustierung kann das Absorptionssystem entsprechend seinem individuellen Betriebsverhalten optimal in die bestehende Anlage integriert werden.

    Das Biogas-BHKW verfügt über eine Antriebswärme von 95 °C und eine Leistung von 350 kW. Das chillii Cooling System benötigt hiervon nur eine Leistung von etwa 130 kW. Da hier die Wärme kontinuierlich zur Verfügung steht, wird ein Wärmespeicher nur zur hydraulischen Trennung benötigt. Die Einrichtung eines Speichervolumens zur Pufferung der Wärmeversorgung im Winter oder zur Warmwasserbereitung ist möglich. Das zur Prozesskühlung eingesetzte Kühlsystem die Sorptionskältemaschine verfügt über eine Nennleistung von 70 kW, bei einer Antriebstemperatur von 95 °C (Nennbetriebspunkt 88 °C) kann die Nennkälteleistung von 70 auf 85 kW erhöht werden, die Betriebstemperaturen des Kaltwassers be­tragen 7 bis 15 °C. Aufgrund der höheren Kälte- und Antriebsleitung wird auch eine größere Rückkühlleistung benötigt. Hierzu wird ein größerer Nasskühlturm mit einer Nennleistung von ca. 250 kW eingesetzt.

    Neben der Speicherung der Kälte dient der Kaltwasserspeicher auch zur hydraulischen Trennung der chillii Cooling Kits von den Verbraucherkreisen, die deshalb an den Pufferspeicher Kaltwasser angeschlossen werden. Durch den chillii System Controller wird die Kühlleistung des Systems, also Temperaturniveaus und Temperaturspreizungen, automatisch an die Kühllast angepasst, Pumpen, Mischer sowie die Rückkühlung werden drehzahlgeregelt gesteuert. Das spart nicht nur Hilfsenergie, sondern sichert notwendige Temperaturniveaus sowie Spreizungen von Vor- und Rücklauftemperaturen.

    Das Kühlen-mit-Wärme-Prinzip

    Beim Kühlen mit Wärme wird mithilfe von Wärme als Energiequelle Kälte erzeugt. Dafür werden spezielle thermische Kältemaschinen, sogenannte Absorptionskältemaschinen eingesetzt. Die so erzeugte Kälte wird bei der Raumklimatisierung zur Kühlung verwendet. Generell machen Kältemaschinen Verdunstungskälte nutzbar, die entsteht, wenn eine Flüssigkeit verdampft. Dieser physikalische Vorgang entzieht der Umgebung Wärme und senkt so die Temperatur. Übertragen auf die Trägermedien Wasser und Luft wird diese Kältewirkung zur Kühlung eingesetzt.

    Neben einer angenehmen Raumtemperatur ist die Luftfeuchtigkeit ein wichtiger Faktor. Deshalb ist in vielen warmen Regionen der Erde die Luftentfeuchtung eine zen­trale Aufgabe klimatechnischer Anlagen. Das mittels Wärme erzeugte Kaltwasser wird als Medium benutzt. Dieses Kaltwasser wird zur Kühlung der Raumluft in Klimaanlage verwendet oder über ein Kaltwassernetz zu dezentralen Kälteaggregaten geleitet.

    Das Grundprinzip aller thermischen Kältemaschinen ist die Sorption, also die Bindung des Kältemittels in einer chemischen Lösung (Absorption) oder an der Oberfläche eines Festkörpers (Adsorption). Der Begriff Absorption stammt von dem lateinischen Begriff absorptio und bedeutet saugen, absaugen oder auch aufsaugen. Damit die Absorptionsstoffe wieder Feuchtigkeit speichern können, werden diese durch Wärme getrocknet. Absorptionskältemaschinen sind die weltweit am häufigsten verbreiteten Kältemaschinen. Als Träger werden ein flüssiges Kältemittel und ein flüssiges Lösungsmittel verwendet. Die Antriebswärme ersetzt die elektrische Energie eines mechanischen Kompressors. Für Kaltwasser über 0 °C, das üblicherweise zur Klimatisierung verwendet wird, wird eine Wasser/Lithiumbromid-Lösung eingesetzt, wobei Wasser als Kältemittel dient. Die Kühlwirkung basiert auf der Verdampfung des Kältemittels Wasser im Verdampfer. Durch ein niedriges Druckniveau verdampft das Wasser bereits bei 4 bis 7 °C und erzeugt dabei die nutzbare Kälteenergie. Man spricht in diesem Zusammenhang von Verdunstungskälte. Der Absorber absorbiert den Kältemitteldampf und es entsteht eine konzentrierte Lösung. Die Lösung wird auf ein höheres Druckniveau in einen Generator gepumpt. Hier wird durch Zufuhr von Wärme das Kältemittel ausgedampft und in den Kondensator geleitet. Das Kondensat fließt über ein Ventil zurück in den Verdampfer und wird erneut aufgeheizt.

    Die typische Leistung für Absorptionskältemaschinen liegt zwischen 30 und 100 kW. Mit einer Absorptionskältemaschine erschließen sich in Kombination mit einem Blockheizkraftwerk (BHKW) weitere Einsatzgebiete in der Industrie. Die Kraft Wärme-Kälte-Koppelung (KWKK) macht es möglich, dass die erzeugte Wärme eines BHKW in Kälte umgewandelt und zum Kühlen verwendet werden kann. Dies ist immer dann von Vorteil, wenn überschüssige Wärme nicht genutzt werden kann, wie beispielsweise in den Sommermonaten.

    Großer Nachholbedarf, aber auch nach­haltiges Interesse in Tierzuchtbetrieben

    Nach Angaben des Statistischen Bundesamts (Destatis) wurden 2011 in Deutschland insgesamt 8,2 Millionen Tonnen Fleisch gewerblich erzeugt (gegenüber 2010 plus 1,5 Prozent), darunter die Geflügelfleisch­erzeugung, die um 43200 Tonnen (+ 3,1 Prozent) auf eine Jahresproduktion von 1,4 Millionen Tonnen stieg. Nach Angaben des Verbands Deutscher Putenerzeuger gibt es in Deutschland rund 6500 Geflügelhalter. Das zeigt das Marktpotenzial für effiziente Energieerzeugung und ressourcen- und damit kostenschonenden Mastbetrieb auf.

    Der aktuelle DLG-Trendmonitor Europa von November belegt das mit konkreten Investitionsüberlegungen von Betriebsleitern deutscher Landwirtschaftsunternehmen: Bei den Investitionsplänen liegt der Schwerpunkt laut DLG auf der Tierhaltung: 44 Prozent der in Deutschland geplanten Investitionen fließen in diesen Bereich, 14 Prozent in die Bioenergie. Die Besucher der Mitte November in Hannover stattgefundenen Fachmesse EuroTier interessierten sich laut einer Umfrage vor allem für die tierartenübergreifenden Ausstellungsthemen Stall- und Hallenbau (44 Prozent), Bioenergie (22 Prozent) und Klima- und Umwelttechnik (18 Prozent). Die parallel zur EuroTier stattgefundene BioEnergy Decentral hatte als Themenschwerpunkte Bioenergie Technik & Service, Dezen­trale Energieversorgung und Smart Energy. Das bestätigt, dass sich Landwirte für bedarfsgerechte, ressourcenschonende Energieerzeugung interessieren.

    Der Verband VDMA Power Systems erwartet, dass durch den Umbau der Energieversorgungsstruktur mit einem wachsenden Anteil erneuerbarer Energien die Energieversorgung in Zukunft dezentraler werden wird. Die Anforderungen an die Flexibilität des Gesamtsystems steigen laut VDMA beträchtlich an, wobei steuerbare Erzeugungsanlagen eine zentrale Rolle spielen werden. Sie können bedarfsgerecht die Leistung liefern, die sich aus der Differenz der Stromnachfrage und der nicht regelmäßig zur Verfügung stehenden Stromerzeugung (z.B. aus Sonne und Wind) ergibt. Das unterstreicht die zu erwartende Nachfrage nach innovativen Energieerzeugungs- und Heizungs-/Kühlanlagen in der Tiermast wie sie zum Beispiel thermische Kühlsysteme bieten und das nicht nur in Deutschland. -

    http://www.solarnext.eu

    Das SolarNext-Thermische Kühlsystem im Detail

    SolarNext-chillii Cooling Kit WFC70

    chillii System Controller HC

    Bedienung: Touchscreen

    Elektrischer Anschluss: 1 Ph ∼ 110230 V / 5060 Hz

    inkl. der erforderlichen Temperatursensoren

    chillii WFC70 Absorptionskältemaschine

    Gewicht: 1156 kg

    Maximale Leistungsaufnahme: 0,26 kWel

    Speichererweiterung auf etwa 6 kWel möglich

    Arbeitslösung: Wasser / Lithiumbromid

    Nennleistung: 70 kW

    Nenntemperaturen: 12,5 °C / 7 °C

    Nasskühlturm

    Abmessungen (B x T x H): 1,62 x 1,62 x 3,27 m

    Gewicht: 1700 kg

    Frequenzumrichter zur Regelung der Lüfterdrehzahl

    inkl. Schwimmer- und Magnetventil zur Befüllung

    inkl. Entleereinrichtung zur Spülung und bei Frostgefahr

    Heißwasserkreis (Antriebskreis)

    Leistungsgeregelte Umwälzpumpe

    Mischer mit Stellantrieb

    Rückkühlkreis

    Umwälzpumpe

    Mischer mit Stellantrieb

    Installation:

    D. Meyer Kühlanlagen GmbH 27793 Wildeshausen

    http://www.meyer-kuehlanlagen.de

    Frank Molter

    Vorstand SolarNext AG, Bernau / Chiemsee

    Frank Molter, Bernau

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