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BIV-Lehrertreffen 2019 in Ratingen

Steigende Azubi-Zahlen – weniger Grundwissen

Ulrich Brinkmann, Branch Manager HVAC Deutschland, vom diesjährigen Gastgeber und Hauptsponsor Johnson Controls begrüßte die 34 Teilnehmer am Montagmittag in der Ratinger Niederlassung und eröffnete den Reigen der Fachvorträge mit dem Thema „Innovation, Sicherheit und Effizienz in der Kältetechnik“. Nach einer kurzen Präsentation des Unternehmens Johnson Controls konzentrierte er sich in der Ausführung seines Vortrags auf folgende Schwerpunkte:

  • Kältemittel – Sicherheit und Effizienz,
  • BAFA-Förderung von Kälte- und Klimaanlagen,
  • in der Zukunft auf modulare wassergekühlte und luftgekühlte Flüssigkeitskühler setzen und
  • innovative Produkte und Technologien aus dem Bereich der Wärmepumpen.
  • Martin Törpe von AL-KO Therm widmete sich dem Thema „Energieeffizienz in der Lüftungstechnik“. Die Vortragsinhalte konzentrierten sich auf den Energieverbrauch in raumlufttechnischen Anlagen, optimierte RLT-Gerätekomponenten unter dem Aspekt der Wärmerückgewinnung. Hier wurden klassische Lösungen und Kombi-Lösungen mit Wärmepumpe sowie Lüftungsanlagen mit Wärmepumpentechnik vorgestellt.

    Bild: SI
    Martin Törpe

    Rainer Brinkmann, verantwortlich für den technische Support HVAC bei Johnson Controls, berichtete über „Ausgewählte Gesetze, Verordnungen, Richtlinien, Normen für Betreiber von Kälteanlagen“. Schwerpunkte seines Vortrags waren:

  • die Rechtsgrundlagen für Hersteller und Betreiber,
  • die Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV),
  • das Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG),
  • das Wasserhaushaltsgesetz (WHG),
  • die Gefahrstoffverordnung (GefStoffV),
  • die Chemikalien Klimaschutzverordnung (ChemKlimaschutzV() und
  • Hinweise zu DIN EN 378. 
  • Bild: SI
    Rainer Brinkmann

    Thomas Saliger von Aspen/Malessa & Schüller befasste sich in seinem Beitrag mit dem „Auffinden und Beseitigen von Kältemittelverlusten“. Der erste Tag des BIV-Lehrertreffens schloss mit einem kurzen Überblick von Bundesinnungsmeister Heribert Baumeister zum Thema „Aktuelles aus der Verbandslandschaft“. Nach dem Einchecken im benachbarten Tryp Hotel konnten sich die teilnehmenden Lehrkräfte noch bei einem gemeinsamen Abendessen mit den Referenten und untereinander austauschen.

    Bild: SI
    Thomas Saliger

    Der zweite Tag des BIV-Lehrertreffens begann mit einem Beitrag von Sigurd ­Schiller (Vertrieb – Kaltwassersysteme Building Efficiency HVAC bei Johnson Controls). Er präsentierte „Kompakte Wasserkühlsätze mit Ammoniak als Kältemittel“. Die Schwerpunkte hier lagen bei

  • Übersicht der Kältemittel unter besonderer Berücksichtigung von Ammoniak,
  • die Anforderungen an Maschinenräume nach EN378,
  • eine Leistungsübersicht der Marke Sabroe sowie
  • die Vorstellung der ChillPAC-Geräteserie.
  • Bild: SI
    Sigurd Schiller

    Michael Müllers (Vertrieb – Kaltwassersysteme Building Efficiency HVAC bei Johnson Controls) stellte anschießend in seinem Beitrag „Einsatzbereiche von Absorptionskälteanlagen“ energieoptimierte, vernetzte, sichere und intelligente Lösungen vor.

    Bild: SI
    Michael Muellers

    Es folgte Stephan Borg von Ziehl Abbeg, der sich mit „Neuen Trends und zukunftsorientierten Ventilatoren in der Kältetechnik“ befasste. Nach einer kurzen Zusammenfassung der Unternehmenshistorie stellte Borg die Innovationen in der Ventilatorentwicklung durch Bionik vor. Weitere Schwerpunkte waren:

  • die Erfolgs­geschichte der Axial­ventilatoren,
  • eine Fallstudie zu V-Coil sowie
  • digitale Mehrwerte mit der ECblue Technologie.
  • Bild: SI
    Stephan Borg

    Karsten Beermann, Geschäftsführer der IKKE, Duisburg, erläuterte im Anschluss die „Nutzung der Trainingsmaterialien zu natürlichen Kältemitteln aus dem Real Alternatives 4 Life-Projekt“ und Dirk Rehfeld von der KK-Redaktion stellte schließlich den „KältenKlub“ vor.

    Lehrer-Lehrer-Dialog

    Am Nachmittag des 2. Tages begann der Lehrer-Lehrer-Dialog mit einer Vorstellungsrunde, bei der Schule (Bundesland, Standort), Schülerzahl, Kollegium und Prüfungsergebnisse im Vordergrund standen. Dabei zeigten sich einige übereinstimmend berichtete Trends:

    Es ist schwierig, Berufsschulehrkräfte für Kältetechnik zu finden, die die Laufbahnvoraussetzungen erfüllen, also ein Lehramtsstudium absolviert haben bzw. für den Quereinstieg einen Universitätsabschluss (Diplom oder Master) und mehrjährige Berufspraxis haben und auch den Ausbildungsberuf gelernt haben. Deswegen werden an praktisch allen Schulen für Metall- oder Elektrotechnik ausgebildete Lehrkräfte durch Besuch von Lehrgängen an Innungsfachschulen qualifiziert und im Team-Teaching an den Unterricht in den Fachklassen herangeführt.

    Zugleich steigt die Anzahl der Auszubildenden weiter bzw. stabilisiert sich auf hohem Niveau. Parallel dazu wurde festgestellt, dass die Azubis im ersten Ausbildungsjahr immer weniger an Grundwissen mitbringen. Gemessen wird das z. B. an den BBS Springe, wo seit 2002 der stets gleiche „Grundwissentest“ durchgeführt wird. Besonders die Ergebnisse in Mathematik weisen im Trend in Besorgnis erregender Weise nach unten. Verblüfft hat die Teilnehmer auch, dass die Ergebnisse der Gesellenprüfung sich parallel zu den jeweils im Grundwissentest erzielten Ergebnissen im Mathe-Test entwickeln. In der Folge dieser Entwicklung ist es nur plausibel, dass, wie berichtet wurde, die Quote derer, die die Abschlussprüfung im ersten Anlauf bestehen, sinkt (Durchfallquote zwischen 6 und 34 Prozent) und darüber hinaus die Quote derer, die die Ausbildung abbrechen, steigt.

    Die Lehrkräfte sehen sich also in zunehmendem Maße vor dem Problem, auch schwächere Schülerinnen und Schüler zu einem erfolgreichen Abschluss in dem anspruchsvollen Ausbildungsberuf „Mechatroniker/in für Kältetechnik“ zu bringen. Dazu müssen die Schwächen individuell ermittelt werden, um entsprechend gegensteuern zu können. In der Diskussion dazu kristallisierten sich von den verschiedenen Berufsschulen u. a. folgende Vorgehensweisen heraus:

  • Zu Beginn der Ausbildung werden gezielt mathematische Grundkenntnisse (z. B. Bruchrechnen, Umstellen von Gleichungen) wiederholt.
  • Ebenfalls frühzeitig werden Verfahren des Textverständnisses und der Texterschließung im Deutschunterricht an Fachtexten geübt.
  • Gelegentlich werden Konzentrationsübungen durchgeführt, z. B. durch abschnittsweises Diktieren von Definitionen u. Ä., die in der Länge zunehmen.
  • Schon im ersten Ausbildungsjahr werden die Schüler systematisch an das Arbeiten mit Formelsammlung und Tabellen (z. B. Dampftabellen) herangeführt.
  • Nach den ersten Zeugnissen, also im zweiten Ausbildungsjahr, wenn jeder weiß, wo er steht, werden gute Schüler zu „Lehrern“, die nach dem Unterricht schwächeren Schülern Nachhilfe geben. Diesen freiwilligen Lerngruppen stellt die Schule den Klassenraum mitsamt Technik (Computer, Beamer, Dokumentenkamera) zur Verfügung. Die Nachhilfe-Schüler zahlen einen kleinen Obolus, der den Nachhilfe-“Lehrern“ zugute kommt.
  • Im dritten Ausbildungsjahr werden die Schüler zunehmend darauf vorbereitet, komplexere Textaufgaben (praxisnahe Fälle) zu analysieren und schriftlich eigenständig zu lösen, statt Musterlösungen abzuschreiben oder auswendig zu lernen.
  • Gleiches gilt für das Analysieren und Erstellen von Fließbildskizzen und Schaltplänen.
  • Am Ende des dritten Jahres wird eine Gesellenprüfungssituation geprobt, indem ein Bündel von Klassenarbeiten in entsprechendem Zeitrahmen zu schreiben ist. Die Schüler werden schon zu Beginn des dritten Ausbildungsjahres über diese Probe-GP informiert. Die Noten fließen in das Zeugnis des vierten Ausbildungsjahres ein (Ernstcharakter).
  • Die künftigen Prüflinge werden auf die effiziente Bearbeitung von Prüfungsaufgaben vorbereitet. Dazu müssen sie die wesentlichen Operatoren (z. B. Nennen, Beschreiben, Erklären, Begründen, Bewerten) kennen und anhand der pro Teilaufgabe zu erzielenden Punkte auf den geforderten Umfang der Antwort schließen können.
  • In der Abschlussprüfung im Prüfungsbereich Kälte- und Klimatechnik soll „der Prüfling fallorientierte Aufgaben schriftlich bearbeiten.“ Die Fähigkeit dazu bringen nur wenige Schüler von der allgemeinbildenden Schule mit. Sie muss daher bei den meisten in den dreieinhalb Jahren Berufsschulunterricht erarbeitet und gestärkt werden. Der Erfahrungsaustausch der Lehrkräfte zu diesem Themenkomplex nahm breiten Raum ein und wurde von allen Beteiligten als gewinnbringend empfunden.

    Das diesjährige BIV-Lehrertreffen endete am Abend mit einem gemeinsamen Abendessen im Ratinger Brauhaus mit genügend Zeit zu weiterem fachlichen Austausch.

    SI / DS

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