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European Heat Pump Summit 2013 hat sich mit der 3. Auflage etabliert

Wärmepumpe hat noch Luft nach oben

Als Kongressveranstaltung mit begleitender Foyer-Expo mit Produktpräsentationennamhafter Hersteller brachte der European Heat Pump Summit Wärmepumpen- und Komponentenhersteller, Experten aus Wissenschaft, Forschung und Entwicklung sowie Planer, Energieberater, Anlagenbauer und Betreiber von kommunalen, Gewerbe- und Industrieobjekten zusammen. Die fast 40 Vorträge und Workshops des Branchentreffs bündelten das Fachwissen der Wärmepumpenwelt und boten internationalenExperten eine hochspezialisierte Plattform für den intensiven Know-how- und Wissens­transfer. Rund 60 Prozent der gut 250 Teilnehmer kamen aus dem Ausland (26 Länder), darunter zahlreiche EU-Mitgliedsstaaten, aber auch aus Ländern wie den USA, Südkorea, Litauen und Russland.

Symposium mit breiter Themenpalette

Im Symposium erhielten die Kongressteilnehmer praxisnahes Know-how und umfassende Fachinformationen zu hybriden Systemen, ihren Anwendungen und Perspektiven, dem Einsatz von Wärmepumpen als Warmwassererzeuger und zur Einbindung der Wärmepumpe in Smart Grids, den intelligenten Stromnetzen der Zukunft. Weitere Themen waren die Produktentwicklung, Wärmepumpen für Industrie und Gewerbeanwendungen, nationale und europäische Gesetze und Verordnungen, internationale Marktanalysen sowie Praxisberichte zu Wohn-, Gewerbe- und Industriewärmepumpen. Einen weiteren Schwerpunkt bildeten die Komponenten für Wärmepumpen, die in diesem Jahr eine besondere Rolle spielten.

Die anstehende Entscheidung über die mögliche neue F-Gase-Verordnung mit einem Rundumverbot von F-Gasen auf europäischer Ebene wird auch in der Wärmepumpenbranche mit Spannung erwartet. Im Rahmen des Symposiums wurde über mögliche Auswirkungen der geplanten Verordnung sowie über die Bedeutung der Eco-Design-Richtlinie für Wärmepumpenhersteller informiert.

Zu den Highlights zählten die Vorträge im Rahmen des IEA Heat Pump Programme, die Trends und zukünftige Einsatzmöglichkeiten von Wärmepumpen, beispielsweise in Smart Grids, beleuchteten. Es wurden neueste Forschungsergebnisse zu Niedertemperatur-Wärmepumpen, zu Kombinationsmöglichkeiten von solarthermischen Anlagen und Wärmepumpen und zu Konzepten für Nullenergiehäuser vorgestellt. Bekanntlich fordert die EU Energy Performance Building Directive, dass der Energieverbrauch von Neubauten ab 2021 auf ein Minimum gesenkt wird. Ähnliche Forderungen gibt es in den USA und Japan. Für die Hersteller von Wärmepumpen ergeben sich hieraus Chancen, den Anteil am Markt für Wärmeerzeuger deutlich auszubauen.

Bei den Wärmepumpensystemen gibt es offensichtlich einen Trend hin zu hybriden Lösungen, die vor allem den Sanierungssektor betreffen. Hierbei handelt es sich um eine Kombination aus einer klassischen Gasheizung mit einer Luft/Wasser-Wärmepumpe. Aktuelle Zahlen und Informationen zur Marktentwicklung in zahlreichen europäischen Ländern, Indien und Russland rundeten die Palette der Vortragsthemen ab.

Wie entwickeln sich die Wärmepumpenmärkte?

Referenten und Experten waren sich dar­über einig, dass intensiv dafür gekämpft werden muss, der Wärmepumpe zu der Anerkennung zu verhelfen, die ihr zusteht. Bei Umweltverträglichkeit, Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit kann die Wärmepumpe eine überlegene Bilanz aufweisen. Zudem spielt sie eine wichtige Rolle bei der Energiewende bis hin zur Nutzung erneuerbarer Energien. Ein Beispiel dafür ist die direkte Nutzung von Solarstrom. Damit ist das Potenzial der Wärmepumpe deutlich größer als ihre derzeitige Bedeutung.

Der Wärmepumpenabsatz in Europa fällt nach einem stürmischen Wachstum zwischen 2005 und 2007 bereits seit einigen Jahren, zuletzt 2012 um etwa 5 Prozent. In diesem Jahr wurden 755000 Wärmepumpen mit einem Wert von etwa fünf Milliarden Euro abgesetzt. Als Gründe für den Rückgang sehen Experten die Marktsättigung in Nordeuropa als sehr wichtigen Absatzmarkt, die schlechte wirtschaftliche Situation in vielen europäischen Ländern sowie die mangelhafte Unterstützung durch politische Rahmenbedingungen. Besser sieht es in Deutschland aus, wo 2012 über 70000 Wärmepumpen abgesetzt werden konnten, was einem Anstieg von knapp sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Derzeit deutet sich aber auch hierzulande eine Stagnation an.

Konkret ist 2012 der Wärmepumpenabsatz zwar in zehn Ländern um 21000 Einheiten gewachsen, gleichzeitig aber in ebenfalls zehn Ländern um 81000 gesunken. Größte Absatzländer waren Frankreich mit etwa 142000 Systemen, Italien mit 118000, Schweden mit 95000, Deutschland mit 70000, Norwegen mit 67000 und Finnland mit 61000. Höchst unterschiedlich ist die aktuelle Wärmepumpen-Durchdringung pro 100000 Haushalte auf dem Kontinent: Während sie in Norwegen 2632, in Schweden 2612 und in Frankreich 1 902 beträgt, sind es in Deutschland lediglich 119 Geräte. Es deutet sich an, dass die Wärmepumpen-Durchdringungsziele der EU für 2020 verfehlt werden könnten. Aktuell beschäftigt die Wärmepumpe europaweit 40000 Personen, davon 37 Prozent bei den Herstellern, 19 Prozent bei den Komponentenherstellern, 32 Prozent bei den Installateuren und 12 Prozent im Service-Sektor.

Weltweit gibt es bessere Perspektiven. So gibt es in Indien einen stark steigenden Warmwasserbedarf, der mit entsprechenden Wärmepumpen abgedeckt werden könnte. Russland habe zwar selbst riesige Primärenergievorräte, jedoch beispielsweise kein Gasnetz zu deren Verteilung. Hier könnten Wärmepumpen in die Bresche springen.

Energiequelle Luft auf dem Vormarsch

Während derzeit die Luft/Wasser-Wärmepumpen sowohl für Heizungen als auch für die Brauchwassererwärmung an Boden gewinnen, werden die Chancen der durch Sole und durch geothermische Wärme versorgten Wärmepumpen derzeit nur verhalten optimistisch beurteilt. Grund dafür seien die hohen Erschließungskosten der Wärmequelle, weswegen diese Technik vorrangig für größere Anwendungen gut nutzbar sei, schlechter jedoch für den privaten Hausbereich. Insbesondere sei die Wärmepumpe für die Sanierung gewerblich genutzter Gebäude sehr interessant, vor allem deswegen, weil gleichzeitig Wärme und Kälte für die Klimatisierung bereitgestellt werden können. Zudem erreichen Wärmepumpen im Gewerbebetrieb viele Betriebsstunden und seien dort auch wegen der gegenüber Haushalten oft niedrigeren Stromkosten interessant.

Bessere politische Rahmenbedingungen gefordert

Viele Vortrags- und Diskussionsbeiträge machten deutlich, dass die Wärmepumpe derzeit mit den Rahmenbedingungen hadert, vor allem mit den politischen. In diesem Zusammenhang wurde gefordert, die Vorteile dieser Technik stärker hervorzuheben. Sie seien zwar vollständig kongruent mit den in Europa formulierten politischen Zielen der Energieeinsparung und der Emissionsvermeidung, dennoch werde die Wärmepumpe von der Politik zu wenig gefördert.

Die hohen Investitionskosten sowie die hohen laufenden Stromkosten begrenzen in Deutschland derzeit das Potenzial der Wärmepumpe. Folgerichtig werden wegen der niedrigeren Kosten zunehmend Lösungen mit Luft als Wärmequelle nachgefragt solche Geräte haben mittlerweile einen Anteil von 49 Prozent am Gesamtabsatz erreicht wenn der Wettbewerb nicht zugunsten der in der Anschaffung billigeren Gasheizung ausgeht.

Gefordert seien daher politische Rahmenbedingungen, die die Kosten der Energiewende nicht allein auf die Stromerzeugung und -verteilung abwälzen (Stromsteuer, EEG, Netzentgelte). Vielmehr müsste die CO2-Erzeugung durch die fossilen Energieträger stärker belastet werden. Dies würde den Preis für Strom senken 50 Prozent davon seien staatlich verordnete Abgaben und damit der Wärmepumpe zugute- kommen. Deren Energiebedarf solle von der Stromsteuer sowie der EEG-Umlage befreit werden, lautete eine weitere Forderung.

Vorteilhaft für die Wärmepumpe sei, dass der Gesetzgeber den zulässigen Energiebedarf von Gebäuden zunehmend begrenzt und die Wärmepumpe als Erzeuger erneuerbarer Energie anerkannt sei. Als Resümee wurde gezogen, dass das weitere Wachstum bei den Wärmepumpen weniger von den zweifellos vorliegenden ständigen technischen Verbesserungen abhänge, als vielmehr von besseren politischen Rahmenbedingungen.

In diesem Zusammenhang wurde die Abschaffung der Förderung fossiler Energieträger und der Kernenergie in Europa gefordert. Sie belaufe sich derzeit auf etwa 90 Mrd. Euro und liege damit dreimal höher als die Förderung der erneuerbaren Energien. Zudem müsse man sich bewusst sein, dass die EU für jährlich über 400 Mrd. Euro fossile Brennstoffe importiert. Ein Teil dieser Summe könne durch einen verstärkten Wärmepumpeneinsatz eingespart werden.

Hausaufgaben für die Branche

Gefordert wurde auch, die Position der Wärmepumpe bei den Installateuren besser zu vertreten. Für viele davon sei die Wärmepumpe ein eher schwieriges Produkt, da sie wenig Erfahrung damit gesammelt haben. Eine stärkere Unterstützung bei der Auslegung sowie eine einfachere Installation, beispielsweise durch vollständig angepasste und konfigurierte Hydrauliksysteme, könnten diese Situation verbessern.

Die Branche ist sich bewusst, dass es sich bei den Wärmepumpen weiterhin um eine Nischentechnik handelt. Ziel müsse es sein, daraus einen nachhaltigen Wachstumsmarkt zu machen. Dazu müssten neben den politischen Rahmenbedingungen auch die Produkt- und Montagequalität weiter verbessert werden. Es gelte, durch Marketing- und Werbemaßnahmen mehr Aufmerksamkeit zu wecken, vermehrt Beihilfe- und Anreizprogramme zu initiieren und die Anforderungen des Marktes besser zu beobachten und darauf schnell und angemessen zu reagieren.

Effizienzlabel für Wärmeerzeuger gefeiert

Große Bedeutung misst die Branche den Mindesteffizienzanforderungen an Heizsysteme sowie der jüngst in Kraft getretenen Richtlinie der Europäischen Union zur Einführung eines einheitlichen Effizienzlabels für Wärmeerzeuger zu, die ab September 2015 verpflichtend erfüllt werden muss und wo Wärmepumpen sehr gut abschneiden. Experten und Anwender können dann am Energielabel einfach erkennen, welches Heizgerät das effizienteste ist.

Diese nicht unerfreulichen Aussichten, die dem Wärmepumpenmarkt einen Wachstumsimpuls geben sollen, feierte die European Heat Pump Association (EHPA) im Rahmen der Abendveranstaltung des Heat Pump Summit 2013 mit dem symbolischen Anschnitt des Energylabel Cake.

Produktinformationen und Expertengespräche in der Foyer-Expo

Die begleitende Foyer-Expo erweiterte den European Heat Pump Summit um eine Plattform, auf der die beteiligten Wärmepumpen- und Komponentenhersteller neue Produkte und Entwicklungen vorstellten. Die Unternehmen trafen hier in unmittelbarer Nähe zum Kongressgeschehen auf technisch versierte Fachleute, die nach konkreten Lösungen suchen. -

https://www.hp-summit.de/

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