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Kältemittel: Vom Ozonkiller zum Treibhausgas

Über 30 Jahre Montrealer Protokoll

In einem Beitrag von Thomas Peter, Pro-fessor für Atmosphärische Chemie, und Johannes Stähelin, Professor für Ozonchemie, beide ETH Zürich, anlässlich des 30. Jahrestages der Unterzeichnung des Montrealer Protokolls, würdigten die Autoren den länderübergreifenden wissenschaftlichen und politischen Erfolg dieses völkerrechtlich verbindlichen Vertrags des Umweltrechts. Immerhin haben alle 197 Mitgliedsländer der Vereinten Nationen das Protokoll ratifiziert und sich damit verpflichtet, chlor- und bromhaltige Chemikalien zu reduzieren bzw. weitgehend abzuschaffen.

Durch den weltweiten Konsens konnten so geschätzt drei Millionen Hautkrebserkrankungen vermieden werden, darunter ca. 300 000 Fälle mit hochgradig bösartigen Formen. Paradoxerweise begünstigte das Protokoll die Produktion von FCKW-Ersatzstoffen, bekannt unter dem Sammelbegriff FKW (Fluorkohlenwasserstoffe) bzw. HFKW (teilfluorierte Kohlenwasserstoffe). Diese weisen zwar kein Ozonzerstörungspotenzial mehr auf, tragen aber aufgrund ihrer hohen GWP-Werte (Global Warming Potential, GWP) sehr stark zum Treibhauseffekt und damit zum Anstieg der Globaltemperatur bei.

Obwohl durch das Montrealer Protokoll und den damit einhergehenden FCKW-Bann zwischen 1987 und 2017 Treibhausgasemissionen in Höhe von etwa 200 Mio. Tonnen an CO2-Äquivalent vermieden werden konnten, sei die Gefahr noch nicht gebannt, so die Autoren. Die Ozon-Regeneration brauche Zeit. Erst um das Jahr 2050 werde das Ozonloch“ wieder die Ozonmenge aufweisen wie in den 1980er-Jahren. Sonnencreme wird uns weiter ein wichtiger Begleiter sein“, resümieren die Autoren. 30 Jahre Montrealer Protokoll hätten jedoch bewirkt, dass die arktischen Ozonsäulen nicht weiter ins Bodenlose stürzen. Offensichtlich sei der 5-prozentige Rückgang der Ozonmenge gestoppt, so Thomas Peter und Johannes Stähelin.

Ein weiteres Forscherteam der ETH Zürich unter der Leitung von William Ball stellte eher Unerfreuliches fest: Trotz FCKW-Bann gehe die Konzentration von Ozon im unteren Teil der Stratosphäre (15 bis 24 km), wo die Ozonschicht am dichtesten ist, zwischen den Breiten 60 Grad nördlich und 60 Grad südlich weiter zurück. Der Nachweis gelang dem Team mithilfe von Satellitenmessungen über drei Jahrzehnte sowie durch hochentwickelte statistische Messmethoden. William Ball erklärt: Seit 1998 nimmt Ozon in der oberen Stratosphäre, also oberhalb etwa 30 km, als Folge des Montrealer Protokolls wieder deutlich zu. Auch über den Polregionen erholt sich die Stratosphäre.“ Die global gemittelte Ozonsäule bleibe aber gemäß Messungen konstant, was in Fachkreisen als Indiz dafür gewertet wurde, dass das Ozon in der unteren Stratosphäre zurückgehen könnte. Einer der Gründe könnten sehr kurzlebige chlor- und bromhaltige Chemikalien (Very Short Lived Substances, VSLS) sein. Auch seien einige Ersatzstoffe für FCKW zwar weniger ozonschädlich, aber nicht neutral, sagt Ball. Diese kurzlebigen Substanzen könnten ein unzureichend berücksichtigter Faktor in den Modellen sein, vermutet Ball (Quelle: www.ethz.ch/medien).

Wolfgang Schmid,

freier Fachjournalist, München

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