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39. Mostra Convegno Expocomfort in Mailand

Im Schatten der Chillventa

    Bella Italia wurde allen Klischees gerecht. Messebesucher wurden von strahlender Frühlingssonne und einer Messe der Superlative begrüßt, mussten allerdings zuerst den Streik der öffentlichen Verkehrsmittel und am nächsten Tag den der Taxifahrer über sich ergehen lassen. Besonders für Ortsunkundige, und davon gab es bei über 40 Prozent aus dem Ausland stammenden Ausstellern sicher den einen oder anderen, war es daher eine echte Herausforderung, sich bis zum Messegelände in Rho nordwestlich von Mailand durchzukämpfen. Dennoch sprechen die Organisatoren von einem Besucherrekord, was in Anbetracht der Umstände noch an Bedeutung gewinnt. Besonders die Anzahl der Besucher aus der Russischen Föderation, der Türkei und Polen habe erheblich zugenommen, heißt es im offiziellen Messebericht. Das gelte auch für Deutschland, Frankreich, Spanien und Großbritannien. Parallel zur Messe fand ein umfangreiches Rahmenprogramm mit über 200 Konferenzen und Workshops statt.

    Eines der dominierenden Themen auf der Mostra waren die Kältemittel. Mit Verabschiedung der neuen F-Gase-Regeln steht die Industrie vor einer echten Herausforderung, denn bis 2030 soll der HFKW-Verbrauch über einen sogenannten Phase-down um rund 80 Prozent gesenkt werden. Hersteller von Kälte- und Klimatechnik (vom Kaltwassersatz bis hin zur Wärmepumpe) sind daher mit der Frage konfrontiert, welche Kältemittel sie künftig einsetzen werden, denn eines steht fest: selbst wenn HFKWs wie beispielsweise R 410 A auch in den nächsten Jahren nicht verboten sein werden, wird sich die Industrie dennoch in Richtung von Kältemitteln mit niedrigerem Treibhauspotenzial (GWP) orientieren müssen. Die Mostra lieferte einen Rundumüberblick über die verschiedenen Möglichkeiten, die sich Herstellern bieten. So waren zahlreiche Kaltwassersätze mit HFOs zu sehen, während beispielsweise Daikin im Bereich der Splitklimageräte mit dem HFKW R 32 auftrumpfte. Kältemittelproduzenten und Distributoren warben unter anderem für Gemische aus HFKWs und HFOs, die, laut Hersteller, den Vorteil reduzierter GWP-Werte bei vergleichbarer Leistung bieten. Doch trotz der zahlreichen, zur Schau gestellten Alternativen zu traditionellen HFKWs war die Unsicherheit der Unternehmen in Bezug auf die Zukunft greifbar. Welche Technik wird das Rennen machen? Wie sieht der Kaltwassersatz der Zukunft aus? Lässt sich der Einsatz brennbarer Kältemittel überhaupt noch umgehen? Viele Fragen, und nur wenige Antworten. Verdichterhersteller, die eine Schlüsselrolle in Bezug auf die Wahl neuer Kältemittel spielen, stehen besonders auf dem Prüfstand, denn deren Kunden wollen sichergehen, dass ihr Verdichter für alle neuen Kältemittel getestet und freigegeben ist. So schnell geht das allerdings nicht, vor allem nicht in Anbetracht der Vielfalt der Produkte. So wird wohl noch die eine oder andere Mostra ins Land gehen, bevor sich eine ganz wirklich deutliche Tendenz abzeichnet. Bevor es jedoch in die nächste Mostra-Runde in zwei Jahren geht, steht erst einmal die Chillventa im Oktober in Nürnberg vor der Tür, die sich einmal mehr als die Leitmesse für die Kälte- und Klimatechnik abzeichnet und das trotz aller Erfolgsmeldungen aus Mailand. So hielten zahl­reiche Aussteller in Italien mit Produktneuheiten hinter dem Berg, um sich diese für die Chillventa aufzuheben.

    LU-VE mit eigener Veranstaltung

    Marktführer wie der Wärmeübertragerhersteller LU-VE ging sogar noch einen Schritt weiter und stellte gar nicht erst aus auf der Mostra obwohl das norditalienische Unternehmen keine 50 km entfernt von der Messe angesiedelt ist. Für LU-VE sei die Chillventa die führende Messe, so ein Vertreter des Unternehmens. Anstelle eines Standes auf der Mostra habe man sich dafür entschieden, die eigenen Kunden und Lieferanten zu einem Galaempfang mit Produktionsbesichtigung und Edeldinner einzuladen. Das sei sehr viel effektiver und man habe so auch genug Zeit, sich seinen Gästen persönlich zu widmen. „We are a micro-multi-national-company“, so Matteo Liberali, Geschäftsführer des Wärmeübertragerherstellers LU-VE. Das italienische Unternehmen mit der Rose, das sich fest in der Hand der Familie Liberali befindet, hat sich in den letzten Jahren weltweit zu einem der Marktführer im Bereich Wärmeübertrager gemausert. So beschäftigt LU-VE, angesiedelt in Uboldo nahe Mailand, inzwischen rund 1 450 Angestellte und exportiert 70 Prozent seiner Produktion in 90 Länder weltweit. Das Unternehmen betreibt neun Produktionsstätten, verfügt über umfangreiche Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen und erzielt einen Umsatz von über 240 Mio. Euro weltweit. Neben dem Sitz in Uboldo, hat die LU-VE Gruppe 15 Vertriebsniederlassungen rund um den Globus von Australien über China, Indien und Russland bis Europa.

    Besonders stolz ist man auf die zahlreichen Innovationen, die in den vergan­genen Jahren entwickelt wurden und die das Unternehmen zu dem gemacht haben, was es heute ist, einem „Leader mit Leidenschaft“. Von Dry-and-spray, einem System zur Leistungssteigerung und Reduzierung der Größe luftgekühlter Verflüssiger und Rückkühler mit hoher Leistung bis hin zu Minichannel-Wärmeübertragern, die sich durch hohe Leistung auszeichnen durch die optimale Kombination spezieller Aluminiumlamellen und hocheffizienter Ø 5 mm Rippenrohre, hat LU-VE die Nase vorn.

    Zu den Entwicklungen zählt ein neues Modell des Whisperer für luftgekühlte Verflüssiger und Rückkühler, bei dem der ohnehin schon leise Betrieb um weitere 6,5 dB(A) im Vergleich zum Vorgängermodell reduziert werden konnte und der Energieverbrauch sogar um 19 Prozent. Auch Maßanfertigungen sind für LU-VE kein Pro­blem. So bietet das Unternehmen Verflüssiger und Rückkühler für Industrieanwendungen an, bei denen Spezialmaterialien eingesetzt werden, besonders große Lüfter (Ø 1 250, 1 400 mm), Anpassung an Normen wie ATEX und vieles mehr. Dem Kältemittelthema trägt LU-VE beispielsweise Rechnung mit einer CO2-Testanlage für Isolier- und Gaskühler, laut LU-VE der einzigen Anlage in Europa mit diesen Eigenschaften.

    Wärmeübertrager von LU-VE sind vielseitig und werden für eine breite Palette an Anwendungen hergestellt. Dazu zählen Gewerbe- und Industriekälte, Klimatechnik für gewerbliche und industrielle Gebäude inklusive Präzisionsklima, Anwendungen in der Prozesstechnik und Blöcke für OEM-Anwendungen wie Eismaschinen, Verflüssigungssätze und vieles mehr. -

    Konferenz

    Am 20. März fand eine ganz der neuen F-Gase- Verordnung gewidmete Konferenz mit dem Titel „Die Revolution der Kältemittel“ parallel zur Messe statt. Organisiert wurde die Veranstaltung von Centro Studi Galileo, einer der wichtigsten Ausbildungsstätten für Kältetechnikerin Italien, und dem italienischen Kälteanlagenverband Associazione dei Tecnici Ita­liani del Freddo. Neben Sprechern verschiedener Unternehmen stellte Cornelius Rhein als Vertreter der EU-Kommission die neue F-Gase-Verordnung vor. Andrea Voigt, Geschäftsführerin des Herstellerverbands EPEE, kommentierte die neuen Regeln aus Industriesicht. Sowohl Kommission als auch EPEE begrüßten die Tatsache, dass die neue Verordnung in erster Lesung beschlossen werden konnte. Für die Industrie sei Planungssicherheit extrem wichtig, so Voigt. Die neuen Regeln seien ein tragbarer Kompromiss, auch wenn aus Sicht EPEEs ein Phase-down ausreichend gewesen wäre und zusätzliche Verbote nicht erforderlich. Rhein wies außerdem auf die Vorreiterrolle der EU auf internationaler Ebene hin. Die neue F-Gase-Verordnung der EU zeige, dass ehrgeizige Maßnahmen in Bezug auf F-Gase möglich seien. Innovation würde so gefördert, nicht nur in der EU, sondern weltweit.

    F-Gase-Verordnung Eckpunkte

    Am 14. April wurde die neue F-Gase-Verordnung offiziell vom Rat der Minister verabschiedet. 20 Tage später wird sie dann im EU-Amtsblatt veröffentlicht und tritt in Kraft. Die neuen Regeln greifen ab dem 1. Januar 2015. Zu den wichtigsten Eckpunkten der neuen Verordnung zählen folgende Maßnahmen und Verbote für HFKWs:

    • Ab 2015: Phase-down, d. h. schrittweise Reduzierung des HFKW-Verbrauchs um 79 Prozent bis 2030
    • Ab 2015: Haushaltkühlschränke und Gefriergeräte mit GWP über 150
    • Ab 2020: Hermetisch geschlossene Kühl- und Gefriergeräte für Gewerbekälte mit GWP über 2 500
    • Ab 2022: Hermetisch geschlossene Kühl- und Gefriergeräte für Gewerbekälte mit GWP über 150
    • Ab 2020: Ortsfeste Kälteanlagen mit GWP über 2 500, außer Anwendungen < 50 °C
    • Ab 2020: Wartung und Instandhaltung von Anlagen (> 40 t CO2-Äq.) mit GWP über 2 500
    • Ab 2022: Mehrteilige zentralisierte Kälteanlagen für Gewerbekälte > 40 kW Nennleistung mit GWP über 150, außer primärer Kältemittelkreislauf in Kaskaden (GWP über 1 500)
    • Ab 2020: Bewegliche Raumklimageräte mit GWP über 150
    • Ab 2025: Mono-Splitklimageräte mit weniger als 3 kg Füllmenge mit GWP über 750

    5. Supermarkt-Symposium des ZVKKW

    Am 27. März 2014 fand in Darmstadt das 5. Supermarkt-Symposium des Zentralverbands Kälte Klima Wärmepumpen e. V. (ZVKKW) statt. Die Themen der Tagung reflektierten nicht nur die aktuellen Entwicklungen im Lebensmittelhandel und die Frage der Nachhaltigkeit, sondern berücksichtigten aus aktuellem Anlass auch die Auswirkungen der neuen F-Gase-Verordnung. Mit über 100 Teilnehmern war die Veranstaltung sehr gut besucht.

    Nach der Begrüßung durch Dr.-Ing. Matthias Schmitt, ZVKKW-Geschäfts­führer, eröffnete Prof. Dr.-Ing. Martin Becker, Hochschule Biberach, die Vortragsreihe mit seinen Betrachtungen zur Energieeffizienz-Bewertung von Kälteanlagen sowie Typisierung der Wärme- und Kälteversorgung bei Supermärkten und Discountern. SuperSmart-Werkzeug für die Energie­verbrauchsberechnung von Supermärkten war dann das Thema von Dipl.-Ing. Nicolas Fidorra, Technische Universität Braunschweig. Ljiljana Rakita vom EHI Retail Institute, Köln, brachte anschließend Daten und ­Fakten zum Energiemanagement im Einzelhandel unter dem Stichwort EHI Energie-Monitor 2013. Höhere Energieeffizienz bei Integration der Kälteanlage zur Gebäudeheizung war das Thema von Dipl.-Betriebsw. Lars Bluhm, Danfoss GmbH, Offenbach.

    Die Technik ist überbewertet so die Erkenntnisse aus realen Lebenszykluskostenbetrachtungen bei Filialisten, von Klaus Tadajewski, Daikin Airconditioning Germany GmbH, Unterhaching. Die automatische Früherkennung einzelner Filialen mit erhöhtem Energieverbrauch unter der Headline Bevor die Rechnung kommt! lag bei Prof. Dr.-Ing. Berthold Stanzel, Fachhochschule Erfurt, im Fokus der Betrachtungen. Zur Dynamischen Simulation einer Kälte- und Lüftungsanlage mit Abwärmenutzung im Supermarkt äußerte sich Dipl.-Ing. Maren Titze von der Technischen Universität Braunschweig.

    Einer sehr speziellen Thematik widmete sich Dipl.-Wirtsch.-Ing. Sven Schwarze von der KKU Concept GmbH, Marl, mit dem Thema Heizen, Kühlen, Wasserbereitung und Wärmerückgewinnung von Supermärkten mit Erd- bzw. Propangas-betriebener Gasmotor-Wärmepumpe. Speziell auch das Thema Rohre und Fittings aus Kupferwerkstoffen für Hochdruck-CO2-Systeme bis 120 bar, vorgetragen von Dipl.-Ing. Ulrich Naumann, KME Germany GmbH & Co. KG, Menden, und Uwe Tomaschek, IBP GmbH, Linden.

    Über die Auswirkungen der neuen F-Gase-Verordnung aus Sicht des Handwerks referierte Stephan Hofmann, Schulleiter Norddeutsche Kälte-Fachschule, Springe. Auch Dr.-Ing. Harald Kaiser, ZVKKW, Siegburg, widmete sich in seinem die Tagung abschließenden Beitrag diesem Thema Welche geeigneten Kältemittel ergeben sich aus der neuen F-Gase-Verordnung?

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