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Blockmeister an der Norddeutschen Kälte-Fachschule (NKF)

Wir sind die Meister!

Über ein paar Umwege bin ich mit vier Wochen Verspätung bei den Blockmeistern 24 in der Klasse A gelandet. Dies ist der erste Jahrgang der Blockmeister, bei dem es so viele Anmeldungen und daher zwei Klassen gibt. Mit meinen 38 Jahren gehöre ich eher zum alten Eisen in der Klasse. Und es ist eine enorme Umstellung der Gewohnheiten sich wieder hinzusetzen und zu lernen. Aber der Reihe nach. In den Klassen sind alle Klischees erfüllt. Es gibt die reinen Ammoniak-Schrauber, die Klima-Fuzzis, die Quereinsteiger, egal ob Sanitär oder Elektro, die Junior-Chefs und die aufstrebenden Monteure. Diese breite Palette an Meisterschülern, die alle ein unterschiedliches Hintergrundwissen haben, müssen jetzt auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden. Keine leichte Aufgabe. Im Nachhinein kann ich nur meinen imaginären Hut vor den Lehrkräften ziehen und ihnen meinen Respekt zollen. Bei 20 Schülern pro Klasse ist der Geräuschpegel enorm und irgendjemand redet immer. Hier die Ruhe und die Geduld zu wahren und alles auch ein zweites und drittes Mal zu erklären, erfordert definitiv Leidenschaft zum Beruf. Ich könnte das nicht!

Erstaunlich finde ich, wie umfangreich der Bereich Elektrotechnik behandelt wird. Hier meine ich nicht das Anlegen, Lesen und Zeichnen von Schaltplänen, sondern das Berechnen von Sinuskurven, Induktion und Kompensation. Diesen Part finde ich persönlich zu umfangreich, es schadet aber auch nicht, davon schon mal gehört zu haben. Kältetechnisch geht man natürlich die komplette Palette durch. Primär- und Sekundärregler, Ventile, Luftkühler, Wärmeübertrager und Motoren. Natürlich darf das log p, h-Diagramm und das h, x-Diagramm nicht fehlen für eine vernünftige Kühllastberechnung.

Keine einzige Frage blieb offen

Der erste und bezeichnende Satz in Springe ist folgender: Hab keine Angst vor den Fragen, nur vor den Antworten.“ Anfangs habe ich darüber noch gelächelt, doch dann habe ich den Dozenten Dirk Willenbockel kennen gelernt. Von uns auch liebevoll Willipedia“ getauft. Dieser Mann ist ein Phänomen, in eineinhalb Jahren Blockunterricht haben wir ihn nie wirklich in Verlegenheit bringen können. Egal ob fachlich oder aus dem Bereich Allgemeinwissen: Willenbockel kann zu jedem Thema etwas sagen.

Insgesamt sind alle Dozenten in Springe enorm hilfsbereit. Egal mit welchen Sorgen, Nöten oder Fragen man zu ihnen gekommen ist, sie sind immer und sofort bereit, einem zu helfen. Und das sogar in den Pausen oder nach Feierabend. Ein weiterersehr positiver Aspekt in Springe ist der Faktor Mensch. Es kann durchaus passieren, dass man abends in Springe den einen oder anderen Dozenten trifft, oder sogar den Schulleiter, Stephan Hofmann. Und zwar meistens im Mensch Meyers, der kältetechnisch etablierten“ Kneipe in Springe. In entspannter Atmosphäre kann man dann auch mal den einen oder anderen Punkt auf dem kurzen Dienstweg klären.

Das Niveau in Springe ist sehr hoch. Ein Dozent meint, dass die Skripte inzwischen Hochschulniveau haben und für eine Ingenieursausbildung herhalten könnten. Das merkt man auch sofort im Unterricht. Diejenigen, die in Springe zur Berufsschule gegangen und dort ausgebildet worden waren, konnten sich im ersten Dreivierteljahr zurücklehnen, da sie das alles schon kannten. Alle anderen, die woanders ausgebildet worden waren oder, so wie ich, seit fast 20 Jahren nicht mehr in der Schule gewesen waren, mussten von Anfang an Gas geben. So entstand auch die inzwischen legendäre Erste-Reihe-Gruppe“ der Blockmeister  24a. Von Anfang an haben wir uns zu einer Lerngruppe zusammengetan und nach dem Unterricht im vom Hotel zur Verfügung gestellten Konferenzraum gelernt. Nach und nach kamen dann weitere Mitschüler hinzu. Ich behaupte steif und fest, dass ich ohne diese Gruppe und diese tollen Leute niemals Mathe und Elektrotechnik geschafft hätte. In Mathe sind von 40 Leuten 19 durchgefallen. Diese Quote zeigt deutlich, dass die Prüfung kein Kindergeburtstag ist. Fachkunde ist etwas besser ausgefallen. Aber fast jeder, der diese Prüfungen auf die leichte Schulter genommen hatte, hat seine Quittung bekommen.

Gut an dem Konzept in Springe ist, dass man gewissermaßen Scheine sammelt. So macht man nicht alle Prüfungen auf einmal, sondern nach und nach. So kann man natürlich ein bisschen schwerpunktmäßig unterrichtet werden und mehr Wissen ins Kurzzeitgedächtnis eintrichtern. Man beginnt mit der Werkstoffkunde. Hier bekommt man die Grundlagen vermittelt: Korrosion, Schmelztemperaturen und Zusammensetzung von Lot, das Bohr’sche Atommodell und das Periodensystem, um nur ein paar der Grundlagen zu nennen.

Nach ca. vier Wochen schreibt man dann die Werkstoffkunde-Klausur. Jetzt kann man in der Regel den ersten Haken machen. Dann konzentriert man sich verstärkt auf Fachzeichnen. Hier werden die Grundlagen von AutoCAD vermittelt. Nachdem man in der Lage ist, ein paar gerade Striche mit dem Programm zu zeichnen, geht es zügig voran. Von Bohrschablonen in drei Ansichten über Lüftungskanäle bis hin zu Klimaanlagen in einem runden Gebäude ist alles dabei. Das Ganze soll nicht nur hübsch aussehen, sondern muss auch noch fachlich richtig dargestellt sein. Das bedeutet, die Normen für verschiedene Wand- und Fußbodenaufbauten, Wanddurchbrüche usw. müssen sitzen. Keiner erwartet nach den paar Wochen einen fertigen CAD-Zeichner; das Ziel dieser Ausbildung ist jedoch, dass man später problemlos Bauzeichnungen lesen kann und in der Lage ist, in eine fertige Zeichnung nachträglich noch eine Klima- oder Lüftungsanlage einzuzeichnen. Oder dem Kunden eine kleine einfache Zeichnung anzufertigen, z. B. von einem Maschinenraum. CAD-Zeichnen ist definitiv nicht jedermanns Sache und erstaunlich viele tun sich schwer bei einer Zeichnung in drei Ansichten, sich alle Ansichten vorstellen zu können.

Ein echter Beziehungskiller

Nach der CAD-Prüfung geht es aber erst so richtig los. Mathe, Fachkunde und Elektrotechnik werden massiv unterrichtet. Jetzt erwarten einen endlose Stunden des Lernens. Nichtsdestotrotz muss man die beiden Hauptprüfungen, Mathe und Fachkunde, zum Schluss an einem Tag schreiben. Dadurch dass ich in dem angehängten Hotel wohnen konnte, habe ich die Zeit tatsächlich zum Lernen genutzt. Als Betriebsleiter wäre ich unter der Woche wahrscheinlich nicht dazu gekommen, wenn ich den Meister in Abendschule gemacht hätte. Und am Wochenende muss auch ein bisschen Zeit für Frau und Kinder übrig bleiben. Denn machen wir uns nichts vor, auch das muss jedem klar sein: So eine Meisterausbildung dauert lange und ist ein echter Beziehungskiller.

Nach den theoretischen Prüfungen geht es nahtlos weiter mit der Praxis. Hier wird man nochmal voll gefordert. Von Arbeitsproben auf Maß über Fehlersuche an Bestandsanlagen bis hin zum Bauen von kompletten Anlagen ist alles dabei. Hier sieht man deutlich die Unterschiede zwischen Service-Monteuren, Baustellen-Monteuren und Schreibtischtätern. Am Ende der drei Wochen war eines ganz deutlich: Der größte Feind bei den praktischen Prüfungen ist nicht das individuelle Können des Einzelnen, sondern definitiv die Zeit. Diese ist sehr knapp bemessen und der Gedanke im Hinterkopf, Wenn die Anlage nicht läuft und funktioniert, bin ich durchgefallen“, verringert den Druck auch nicht unbedingt.

Zum Ende der Ausbildung bekommt man noch eine Projektarbeit. Hier stellt ein imaginärer Kunde eine Anfrage und man muss diese ausarbeiten – inklusive allem, was dazu gehört: Kühllastberechnung, CAD-Zeichnung, Revisionsunterlagen, Schaltplan, Kabelzugliste und, und, und. Auch hier gehen wieder diverse Stunden ins Land.Die Vollzeit-Meister sticheln gerne, dass der Meister im Blockunterricht viel einfacher sei als in Vollzeit, da man sich immer schwerpunktmäßig jeweils auf ein Fach vorbereiten kann, während die Vollzeit-Meister alle Prüfungen direkt hintereinander schreiben müssen, verteilt über mehrere Tage. Dagegen steht meiner Meinung nach, dass die Vollzeit-Meister ununterbrochen im Schulmodus sind und sicherlich vor den Prüfungen nochmal gezielt fit gemacht werden, während die Teilzeit-Meister immer wieder Unterbrechungen haben und mit den Sorgen des Alltags ihrer Firma konfrontiert werden. Man muss sich bei jedem neuen Block erstmal wieder auf Schule umstellen.Ich persönlich denke, die Meisterschule ist so umfangreich, dass man vor jedem Re-spekt haben sollte, der diesen Weg erfolgreich gegangen ist. Egal auf welcher Art und Weise.

Fazit

In Springe wird einem nichts geschenkt. Aber wenn ich meinem Chef und meinem Umfeld glauben darf, bin ich fachlich und als Mensch gereift, habe mich deutlich weiterentwickelt. Bei uns im Betrieb steht der nächste Monteur vor der Meisterausbildung. Für mich steht es außer Frage, dass er seinen Meister in Springe macht!

Torsten Kern,

Betriebsleiter bei Kälte 24-7 in Hamburg

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