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European Heat Pump Summit 2009

Der europäische Wärmepumpenmarkt wächst

Die positive Stimmung rührt auch daher, dass das Europäische Parlament im letzten Dezember mit überwältigender Mehrheit den Kompromiss zur Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates zur Förderung der Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen angenommen hat. Wärmepumpen werden damit erstmals unter der EU-Gesetzgebung neben Windkraft- und den Solaranlagen als Technologie anerkannt, die erneuerbare Energiequellen (Geothermal, Hydrothermal and Aerothermal) nutzen können.

Bereits im September 2007 fand in Nürnberg das vom Deutschen Kälte- und Klimatechnischen Verein (DKV) organisierte Internationale Wärmepumpen-Symposium als 1. Nürnberger Branchentreff statt. Während der Chillventa 2008 griff die NürnbergMesse das Thema Wärmepumpen mit dem erfolgreichen Industrial Heat Pump Village erneut auf. Nun veranstalteten die Nürnberger den ersten European Heat Pump Summit in enger Kooperation mit den ideellen Trägern IEA-HPP, ehpa, EPEE, BIV, Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, bwp, DKV, IZW und PTJ Forschungszentrum Jülich. Die Veranstaltung soll künftig immer in den Jahren zwischen der Chillventa fortgesetzt werden.

Die dezidiert gesamteuropäische Ausrichtung unserer Wärmepumpen-Aktivitäten wird auch dazu führen, dass wir die Thematik Wärmepumpe in die neue Fachmesse Chillventa Rossija einbinden, die erstmals im Frühjahr 2011 in Moskau durchgeführt wird, so Walter Hufnagel, Mitglied der Geschäftsleitung der NürnbergMesse1), mit einem Blick in die Zukunft.

In Nürnberg konzentriert man sich immer ganz klar auf die B-2-B-Ebene, um sich von den zahlreichen Wärmepumpenveranstaltungen, die sich auch an Endverbraucher wenden, abzuheben. Der Fokus des Summit lag somit auf den Möglichkeiten, aber auch den Grenzen der Wärmepumpen-Technologie in Gebäuden sowie der gewerblichen und industriellen Anwendung.

Zunächst gab Thomas Nowak von der European Heat Pump Association (EHPA) einen Überblick über den europäischen Wärmepumpen-Markt. Dieser habe seine Kindheit hinter sich gelassen und wachse rapide. 2008 stieg der Verkauf von Wärmepumpen auf 580489 Einheiten. Dies ist ein beeindruckendes Wachstum von 48 % ausgehend von 392756 Einheiten, die im Jahr 2007 verkauft wurden. Nach wie vor sei diese Zahl eine vorsichtige Schätzung, da die Statistik der EHPA nur die acht Länder berücksichtigt, die in der Lage sind, statistisches Datenmaterial in der entsprechenden Genauigkeit zu liefern. Der Gesamtausblick auf den Wärmepumpenmarkt sei rundweg positiv und die EHPA erwartet für die nächsten fünf bis zehn Jahre ein anhaltendes Wachstum im zweistelligen Bereich, so Nowak.

Prof. Dr.-Ing. Hans-Jürgen Laue, In­­formationszentrum Wärmepumpen und Kältetechnik e.V. (IZW), stellte in seinem Vortrag Status und Ausblick Industrie­wärmepumpen zunächst die Frage, wo denn unser Fundus künftig liege. Wärmepumpen im Privatbereich boomen, während sie in der Industrie noch eher im Dorn­röschenschlaf liegen.

Industriewärmepumpen sind definiert als Anlagen für höhere Temperaturen im mittleren und hohen Leistungsbereich, die zur Wärmerückgewinnung und Temperaturerhöhung in industriellen Prozessen, aber auch zum Heizen, Kühlen und Klimatisieren in industriellen und gewerblichen Gebäuden sowie Mehrfamilienhäusern und in Fernheizungssystemen eingesetzt werden.

Im Jahr 2007 wurden in Deutschland nahezu 55 % des gesamten Endenergieverbrauchs zur Deckung des Wärmebedarfsbenötigt. Den größten Anteil hatten die In­dustrie und Gewerbe/Handel/Dienst­leistungen (GHD) mit 60 % des gesamten Wärmebedarfs und 45 % des gesamten Endenergieverbrauchs, so Laue zum Potenzial. Dabei sei die Wärmepumpe der einzige bekannte Prozess, der industrielle Abwärme in den Wärmeproduktionsprozess zurückführt und damit den Bedarf an fossiler Energie und die CO2-Emissionen drastisch reduziert. Industriewärmepumpen böten in Deutschland die realistische Möglichkeit, ca. 50 % des Wärmebedarfs der Industrie und des Gewerbes zur Verfügung zu stellen. Dies würde 2007 ca. 2000 PJ oder ca. 20 % des gesamten Endenergieverbrauchs entsprechen.

Dennoch sei unter den gegenwärtigen Bedingungen das technisch-ökonomische Potenzial der industriellen Wärmepumpen zur Verbesserung der Energieeffizienz in der Industrie begrenzt, obwohl sie eine zuverlässige und bewährte Technologie darstellen.

Laue sieht vor allem folgende Hemmnisse:

  • Geforderte Amortisationszeit ≤ 4 Jahre (Prozesstechnik ≤ 2 Jahre, Gebäude/Heizung ≤ 6 8 Jahre). Mit steigenden Energiepreisen werden industrielle Amortisationszeiten leichter erreichbar.
  • Konkurrenz durch konventionelle Wärmerückgewinnung, konkurrierende Technologien zur Abdeckung höherer Temperaturbereiche bereits installiert
  • Prozessspezifische Auslegung notwendig
  • Einbindung in bestehende Systeme aufwendig und kostenintensiv
  • Risiken hinsichtlich der Produktions­sicherheit
  • Realisierbares Temperaturniveau für viele Anwendungen bislang zu gering. Probleme mit Kältemitteln im Temperaturbereich > 80 °C
  • Fehlendes Wissen hinsichtlich der Wärmepumpentechnik in der Industrie, Beratungsfirmen, Versorgungsunternehmen etc.

Hier seien also Maßnahmen erforderlich und, so Prof. Laue, auch geplant, um den Einsatz von Industriewärmepumpen voranzubringen.

Nach diesen Marktbetrachtungen folgten Vorträge zu Anwendungen, Produkten und Komponenten (sowohl Groß-/Industriewärmepumpen als auch kleinere Wärmepumpen) sowie Kältemitteln und Sonderthemen (Wäschetrockner, Abwassernutzung usw.).

Zum letztgenannten Punkt ist noch der Vortrag von Martin Forsén, Präsident der Swedish Heat Pump Association, zur Bedeutung der EuP-Richtlinie2) für die Wärmepumpenentwicklung hervorzuheben. Die Richtlinie sei äußerst schwer zu verstehen und sehr umfangreich; deshalb hätten sich auch nur ganz wenige Leute damit intensiver beschäftigt. In einer gemeinsamen Erklärung wiesen Thomas Nowak, Dr. Harald Kaiser, Michel Roffe-Vidal, Dr. Rainer Jakobs und Martin Forsén auf die Gefahren hin, die diese Tatsache darstellt, und wie wichtig es ist, sich dennoch mit dieser Richtlinie zu beschäftigen, weil sie letztlich auch bei uns umgesetzt werden muss. Die Zeit, Einsprüche zu formulieren, sein nur noch sehr kurz.

Besonders interessant waren auch die Vorträge von Jörg Saar, Danfoss Kältetechnik, Offenbach, mit dem Titel Möglichkeiten zur Verbesserung von COP und Jahresarbeitszahl von Wärmepumpen, und Rüdiger Grimm, Geschäftsführer geo­ENERGIE Konzept GmbH in Freiberg, zum Thema Planung von Erdwärmeanlagen Erfahrungen bei Großprojekten. Beide Vorträge werden wir in den nächsten Ausgaben der KK veröffentlichen.

Das Thema Wärmepumpe wird auf der Chillventa 2010 mit dem Industrial Heat Pump Village und dem Wärmepumpen-Symposium am Vortag der Fachmesse seine Fortsetzung finden. Am 28. und 29. September 2011 geht dann der European Heat Pump Summit in die zweite Runde. M. S. -

Links

https://www.hp-summit.de/

1) Mit dem European Heat Pump Summit 2009 beendet Hufnagel jedoch sein 30-jähriges Messe-Engagement für die europäische Kälte-, Klima- und Raumlufttechnik und zieht sich zum 1. Januar 2010 ins Privatleben zurück.

2) Directive for energy using products 2005/32/EG oder Ökodesign-Richtlinie

M. S.

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