Alle Einbauteile, wie z.B. die CO2 - Erfassungsanlage, mussten aus Edelstahl sein, um nicht nur optisch zu überzeugen, sondern auch um Reinigung und Korrosion standzuhalten.
Die älteste Brauerei der Welt, die Bayerische Staatsbrauerei Weihenstephan, investiert in die Modernisierung ihrer Braustätte auf dem Weihenstephaner Berg in Freising. Zuletzt wurde ein neuer Braukeller eingeweiht. Beim Bau dieses Kombikellers setzte das Unternehmen auf die Experten von Kiefer Klimatechnik, die sich unter anderem auf den Anlagenbau in der Getränkeindustrie spezialisiert haben.
Damit die rund 1000-jährige Braukunst auch in der Zukunft erfolgreich ist, erstellte die Brauerei in Zusammenarbeit mit dem Technischen Büro Weihenstephan einen Masterplan, der nun sukzessive umgesetzt wird. Neben einem neuen Logistikzentrum, einer neuen Entalkoholisierungsanlage und einer neuen Filtration entstand nun auch ein neuer Braukeller.
Die Gründe hierfür waren vielfältig: Aufgrund der vor allem im Sommer steigenden Nachfrage nach untergärigen Bieren wie Helles, Pils oder Festbier erreichte der bisherige Keller seine Kapazitätsgrenze. Denn für diese Spezialitäten benötigt man niedrigere Temperaturen sowie längere Gär- und Lagerzeiten. Als ursprünglich auf obergäriges Weißbier spezialisierte Brauerei waren die alten Tanks dafür weder volumentechnisch noch wirtschaftlich ausgelegt. Die Auslagerung des neuen Logistikzentrums schaffte wiederum freie Flächen, so dass der neue Keller direkt an die bestehenden historischen Gebäude angebaut werden konnten.
Spezielle Anforderungen
Im neuen Kombikeller ist nun Platz für 24 Biertanks, davon wurden in der ersten Ausbaustufe drei kleine und vier große Drucktanks, vier Kombitanks sowie ein Althefetank installiert. Damit kann künftig flexibel auf die Nachfrage nach ober- und untergärigen Bieren reagiert werden.
Vorangegangen war dem Projekt eine ausführliche Planungsphase. Denn vor allem bei der Klimatechnik galt es besondere Anforderungen zu berücksichtigen. Ein Bierkeller ist ein hygienisch hochsensibler Produktionsbereich mit klaren Vorgaben an Temperatur, Feuchte und maximale Kohlendioxidwerte, Hygiene und Raumluftströmung. Beispielsweise mussten alle Einbauteile aus Edelstahl bestehen, um der regelmäßigen Reinigung mit Säuren und Laugen sowie Korrosion standzuhalten.
Neben der Hygiene ist vor allem die Wärme- und Feuchteabfuhr wichtig. Hierfür holte sich die technische Leitung der Brauerei Weihenstephan Experten in der Lüftungstechnik an die Seite. Die Kiefer Klimatechnik GmbH aus Stuttgart plant und realisiert bereits seit fast 150 Jahren raumluft- und klimatechnische Anlagen und hat sich dabei unter anderem auf die Getränkeindustrie und insbesondere auf Brauanlagen spezialisiert.
Kiefer war bereits früher für die Brauerei Weihenstephan tätig: Für einen bereits bestehenden Lagerkeller übernahm man seinerzeit die Planung und Umsetzung einer Sorptions-Entfeuchtungsanlage.
Anspruchsvolles Pflichtenheft
Beim neuen Kombikeller galt es, die Planungen, technischen Randbedingungen und Schnittstellen zu überprüfen sowie Einbau, Inbetriebnahme, Wartung und Inspektion sicherzustellen. Bei der Planung gab es verschiedene Vorgaben zu beachten: Die Einhaltung eines bestimmten Feuchtefensters – das heißt max. 70 Prozent relative Luftfeuchte im Raum – sollte im Zusammenhang mit den zu erwartenden Oberflächentemperaturen von Raumumschließungsflächen wie Boden, Decke, Wände und Teilen der Brauanlage gewährleistet sein.
Da Medienleitungen mit zugehörigen Einbauteilen teilweise Oberflächentemperaturen unter 0°C aufweisen, sollte die Kondensatmenge auf diesen Installationen weitgehend reduziert werden. Das wurde u. a. durch eine gleichmäßige Luftverteilung im Raum erreicht.
Darüber hinaus galt es auch, die relative Raumluftfeuchte zu begrenzen, um Schimmelbildung zu vermeiden. Dafür musste an den kalten Gebäudeoberflächen die Taupunkttemperatur begrenzt werden. Aufgrund teilweise nasser Bodenflächen in den Kellerräumen und der Infiltration von Außenluft mit hoher absoluter Feuchte ist daher vor allem die Entfeuchtung ein wichtiger Punkt. Dies wird durch Einbringen von entfeuchteter Außenluft gewährleistet.
Die Entfeuchtung erfolgt im Lüftungszentralgerät und in einem Luftkühler.
Die Entfeuchtung erfolgt sowohl im Lüftungszentralgerät bei hohen Außenluftfeuchten durch Kondensation in der Wärmerückgewinnungseinheit als auch am Luftkühler der folgenden Nachbehandlungseinheit. Damit können Zuluftfeuchten von 6,1 g/kg entsprechend einer Taupunkttemperatur von 6,5 °C erzielt werden.
Sollte nach vorliegenden Betriebserfahrungen noch weiter entfeuchtet werden müssen, ist die Nachrüstung von Sorptionselementen möglich. Damit können absolute Zuluftfeuchten von 1,8 g/kg entsprechend einem Taupunkt von - 3 °C erreicht werden. Zusätzlich sind die Tanks und die Anlagentechnik so verrohrt, dass ein Auslaufen des Bieres verbunden mit anschließendem Wegspritzen überwiegend vermieden wird.
Da Kohlendioxid schwerer als Luft ist und sich in geschlossenen Räumen oder tieferliegenden Bereichen wie Kellern leicht ansammeln kann, musste eine solche Anhäufung oder auch das Abströmen in weitere Räume grundsätzlich vermieden werden. Auch in solchen Fällen wird die nachzuführende Außenluft entfeuchtet und das bei der Gärung entstehende Kohlendioxid abgesaugt. Im Havariefall strömt die Außenluft direkt über die in der Außenwand integrierte Jalousieklappe nach.
Auch das Design spielte eine Rolle
In der Brauerei finden oftmals Veranstaltungen, Führungen, Feiern sowie Touristen- und Kundenbesuche statt. Da im neuen Keller auch direkt Bier gezapft werden kann, sollte der Raum bei Bedarf durch eine LED-Showbeleuchtung entsprechend in Szene gesetzt werden können. Aus diesem Grund wurden an das Design der Anlagenplanung und der Raumgestaltung hohe Anforderungen gestellt.
Beispielsweise sollten die lufttechnischen Bauteile visuell so integriert werden, dass sie sich optisch ansprechend in den Raum integrieren. Deshalb wurden die an der Wand angebrachten CO2-Erfassungseinrichtungen und die Außenluft-Nachströmeinheiten aus Edelstahl in enger Abstimmung mit dem Architekten gestaltet.
Der neue Kombikeller der Bayerischen Staatsbrauerei Weihenstephan wurde direkt an die bestehenden historischen Gebäude angebaut und mit intelligenter Lüftungstechnik von Kiefer ausgestattet.
Bild: Fotocraft / Christian Schranner
In Abstimmung mit den Architekten plante Kiefer die Außenluftnachströmung mit wärmegedämmter Jalousieklappe und vertikalen Lamellen für einen CO2-Havariefall analog den Bullaugenfenstern in der Außenwand.
Bild: Fotocraft / Christian Schranner
Die Tanks mit Umschaltventilen werden an der Decke in unterschiedlichen Farben illuminiert, die sich jeweils auf die darin gelagerten Biere beziehen (untergärig, obergärig und alkoholfrei).
Bautafel:
Objekt: Kombikeller der Bayerischen Staatsbrauerei Weihenstephan
Leiter Vertrieb Komponenten bei der Kiefer Klimatechnik GmbH, Stuttgart
Bild: Kiefer Klimatechnik / Kranich
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