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125 Jahre TH. WITT Kältemaschinenfabrik

„Wirtschaftlich stehen wir im Jubiläumsjahr sehr gut da“

Trotz der politisch unbeständigen Zeit sicherte Theodor Witt das Überleben der Firma und beschäftigte sich bereits damals mit Themen, die heutzutage immer noch bzw. wieder aktuell sind. So baute er als einer der ersten Erfinder eine brauchbare Kältemittelpumpe und interessierte sich bereits zu dieser Zeit für Spaltrohrmotoren zum Antrieb. Sein Versuch, einen ölfreien Verdichter zu bauen, scheiterte an der Verfügbarkeit geeigneter Materialien. Er nutzte damals bereits Wasser als Kältemittel, indem er eine Apparatur zur Vakuumeiserzeugung baute und patentierte die Kombination von Niederdruckabscheidern mit seinem erfundenen Hochdruck-Schwimmerregler für das in der Natur vorkommende Kältemittel Ammoniak - eine Technik die sich bis heute in der Industriekälte durchgesetzt hat.

Die Witt-Mitarbeiter im Jahr 1900

Bild: Witt

Die Witt-Mitarbeiter im Jahr 1900

Nach dem 1. Weltkrieg blühte das Unternehmen wegen seiner vollautomatisch funktionierenden Kälteanlage, die besonders in Brauereien gefragt waren. Theodors Sohn, Hans Witt, schloss sich 1924 seinem Vater an und entwickelte seinerseits Komponenten für die Kälteindustrie, wie z.B. einen quasi-ölfreien Verdichter mit gasdicht verschweißtem Gehäuse. 1933 übernahm Hans Witt schließlich die Geschäftsführung und erweiterte das Geschäft um gewerbliche Kälteanlagen. Die Firma entwickelte in dieser Zeit auch Kälteanlagen für kriegswichtige Forschungsprojekte und da Kälte für die Versorgung der Truppen mit Lebensmitteln notwendig war, blieben die Mitarbeiter vom Einsatz an der Front verschont. Hans Witt führte das Unternehmen gut durch die Kriegswirren, doch gegen Ende des 2. Weltkriegs wurde das Werk schließlich am 11. April 1944 komplett zerstört.

Hans Witt gab sein Erbe jedoch nicht auf und verlagerte seine komplette Belegschaft nach Illertissen in Bayern, wo man in den Nebenräumen der Kältemaschinenfabrik Gebr. Plersch die Produktion notdürftig weiterführte. Kurz nach dem 2. Weltkrieg kam Hans mit seiner Firma zurück nach Aachen und baute nach kurzer Übergangsproduktion das neue Werk an alter Stelle in Aachens Süden wieder auf. Mit dem neu erbauten Werk führte Hans Witt das Unternehmen in einen kontinuierlichen Aufschwung.

Die Produktion von Eiswasseranlagen im Jahr 1959.

Bild: Witt

Die Produktion von Eiswasseranlagen im Jahr 1959.

Nach Studium in Aachen und Diplom in Karlsruhe trat sein Sohn Günter Witt 1960 in das Unternehmen ein und stellte die Fortführung der Familientradition sicher. Als begeisterter Konstrukteur entwickelte er nicht nur die Kältekomponenten weiter, sondern sorgte mit der Konstruktion von Werkzeugen und Montagehilfen für eine rationelle Fertigung im eigenen Werk. Als er 1965 die Leitung der Firma übernahm, sollte auch die Verwaltung einfacher und schneller arbeiten. Dazu nutzte Günter bereits früh die IT. Die Nähe zur FH Aachen, deren Weiterbildungsangebote und Computer er damals nutzen durfte, waren dabei eine große Hilfe. Mit der eigenen Software legte er ganze Kälteanlagen aus, erstellte vorkonfigurierte Angebote mit Lückentexten und vereinfachte die Lohn- und Gehaltsabrechnungen.

1965 brachte Witt schließlich seine erste hermetische Kältemittelpumpe mit Spaltrohrmotor Typ SP auf den Markt. Die SP blieb jedoch aufgrund der damaligen Verschmutzungen von Kälteanlagen und einhergehender Motorkühlprobleme nicht lange am Markt. Aus Sicht von Günter stellte die dann entwickelte GP Pumpenreihe mit genormten, luftgekühlten Flanschmotoren aus kältetechnischer Sicht die bessere Lösung dar.

Mitte der 1960iger Jahre wurde mit dem Verkauf der selbst entwickelten Kältekomponenten begonnen, nachdem die Fa. Linde, eigentlich ein Wettbewerber auf dem damaligen Industriekältemarkt, Interesse gezeigt hatte. Die Gewerbekälte war zu diesem, Zeitpunkt bereits aufgegeben worden, um sich nur noch auf Industriekälte konzentrieren zu können.

Auch die Weiterentwicklung von Verdichtern wurde mit großer Kompetenz weitergeführt und die bis heute bei vielen Kunden geschätzte Baureihe der NC Verdichter entwickelt, die noch in einigen Anlagen im Betrieb zu finden sind und bis heute mit Ersatzteilen versorgt werden.

Die Produktion von NC-Verdichtern im Jahr 1970

Bild: Witt

Die Produktion von NC-Verdichtern im Jahr 1970

Mit einem Ventilatorenhersteller brachte Günter Witt einen sehr energiesparend und leisen Verdunstungsverflüssiger mit Axialventilatoren auf den Markt. Kunden waren von der Technik begeistert, allerdings wurde der höhere Preis nicht akzeptiert und das Produkt wieder aufgegeben.

Ein Schwerpunkt von Günters Entwicklungen galt dem Bau von Eiswasseranlagen, mit der sich Kälte unkompliziert speichern ließ. In den 1970iger und 1980iger Jahren waren mindestens ein Drittel der deutschen Molkereien und zahlreiche Brauereien mit einer Witt Eiswasseranlage ausgestattet. Dieses Wachstum führte zu einem höheren Flächenbedarf und schließlich zum Umzug der Firma im Jahr 1984 an den heutigen Standort in Aachen, nahe dem Tivoli/CHIO Gelände.

1994 kam aufgrund eines kurzzeitigen Verbotes von geflanschten Kältemittelpumpen die hermetische Pumpe Typ HRP auf den Markt. Auch wenn das Verbot gerichtlich wieder gekippt wurde, konnte der Siegeszug der hermetischen Pumpen in Europa nicht mehr aufgehalten werden.

Heute wird das Unternehmen in vierter Generation von Günters Tochter Monika Witt und seinem Neffen Florian Weber geführt, beide sind dort bereits seit mehr als 25 Jahren aktiv.

Die heutigen Schwerpunkte von Th. Witt liegen in der Produktion von hochwertigen Kältekomponenten, überwiegend für den internationalen Markt. Mit ca. 120 Mitarbeitern unterstützt Witt mit seinem Fachwissen ein Netzwerk von 36 Vertretern und unzähligen Kunden rund um den Globus.

Der Bau kompletter Kälteanlagen, der sich immer auf Deutschland und angrenzende Länder beschränkte, wurde vor mehr als zehn Jahren aufgegeben, um sich stärker auf das Komponentengeschäft konzentrieren zu können. Die Berücksichtigung der besonderen Kundenbelange und die steigenden Sicherheits- und Dokumentationspflichten im Kälteanlagenbau machten eine stärkere Fokussierung und Spezialisierung auf das Kerngeschäft erforderlich.

Neben den bewährten Hochdruck-Schwimmerreglern und Kältemittelpumpen, die bereits von Beginn an bei Witt gefertigt werden, sind heute komplette, vorgefertigte Druckbehältereinheiten bei den Kunden sehr gefragt. Insbesondere kompakte Lösungen mit vollverschweißten oder gedichteten Plattenwärmeübertragern werden angeboten. Die im Werk Aachen vorgefertigten und geprüften Pumpenstationen für NH3 und CO2 reduzieren den Planungsaufwand und die Montagezeiten auf der Baustelle. Dabei werden von der Auslegung über die durchdachte Konstruktion bis hin zur Fertigung und Montage dem Kunden Aggregate geliefert, die nur noch mit wenigen Rohrleitungen vor Ort verbunden werden müssen.

Zum Jubiläum wird eine neue Pumpenreihe (Typ NRP) vorgestellt, die sich zunächst auf den Einsatz von CO2 als Kältemittel konzentrieren wird und mit höheren Auslegungsdrücken auf die Bedürfnisse der Kunden eingeht. Umfangreiche Labor- und Feldtests haben die robuste Ausführung bei energiesparendem Betrieb bestätigt und ab 2022 wird die Pumpenreihe in einer Vorserie verfügbar sein.

Auch in der Pandemie ist die Nachfrage nach Industriekälteprodukten sehr hoch, denn schließlich sind Nahrungsmittel genauso wie Produkte aus der pharmazeutischen Industrie auf Kälte angewiesen.

Seit Anbeginn bevorzugt und fördert Witt den Einsatz sogenannter „natürlicher“ Kältemittel wie Ammoniak und Kohlendioxid. Diese Stoffe werden meist synthetisch hergestellt, kommen aber in der Natur in dieser Form vor und haben daher keine großen Auswirkungen auf die Umwelt. Das Interesse der Kunden an ökologisch unbedenklichen Anlagen bei gleichzeitig hoher Wirtschaftlichkeit wird bei Witt seit jeher bedient und umgesetzt. Wirtschaftlich steht Witt daher im Jubiläumsjahr sehr gut da und hat im abgelaufenen Geschäftsjahr den höchsten Umsatz der Firmengeschichte verzeichnet.

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