Bei der Firmenfeier 2024 sprach Butke auf seine lockere Art zu den Mitarbeitern.
Wie wird aus einem Hauptschüler ein erfolgreicher Geschäftsführer? Jörg Butke, heute Chef bei coolair und Beijer Ref, hat diesen Weg mit harter Arbeit, Neugier und Durchhaltevermögen gemeistert. Im Interview mit dem KältenKlub erzählt er offen von schulischen Tiefpunkten, ersten Jobs mit wenig Perspektive – und davon, wie ihn seine Begeisterung für Kältetechnik schließlich auf Erfolgskurs brachte.
Ein beeindruckender Lebensweg zeigt: Mit Leidenschaft und Mut ist fast alles möglich. So auch bei Jörg Butke, Geschäftsführer bei coolair und Beijer Ref Deutschland.
KältenKlub: Dein Lebensweg ist wirklich spannend, vom Hauptschüler zum Geschäftsführer – das ist eine beachtliche Leistung. Wie ist dein Weg verlaufen?
Jörg Butke: Um es gleich vorwegzunehmen: Ich bin nicht ganz so geradlinig vorgegangen. Nach der Grundschule war ich zunächst auf der Realschule. Meine Eltern dachten, ich hätte das Potenzial für das Gymnasium. Aber ich muss ehrlich sagen, 13 Jahre Schule waren nicht mein Ding. Schule hat mir eigentlich nie Spaß gemacht, ich habe nur das Nötigste gemacht. In der siebten Klasse lief es noch ganz gut, auch in der Realschule. Aber dann bin ich sitzen geblieben, hatte ein paar Sechsen und so. Also wiederholte ich die Klasse, halb so wild. Aber dann lief es nicht mehr so gut. Andere Dinge waren wichtiger: Party, Gaudi, Spaß, usw. Also wiederholte ich die Klasse erneut. Und dann wurde es doch ein bisschen schwierig. Der Klassenlehrer, bei dem ich schon fünf oder sechs hatte, war auch nicht begeistert. Also wechselte ich zur Hauptschule. Mein erster Tag in der Hauptschule endete gleich mit einem Rauswurf in der ersten Stunde, weil ich keinen Bock auf den Quark hatte. Ich war froh, als ich die Schule endlich hinter mir hatte.
KältenKlub: Das kennen wahrscheinlich viele Schüler.
Jörg Butke: Ja, die haben alles im Kopf, nur nicht Schule.
Kältetechnik hat mich einfach fasziniert.
KältenKlub: Keine Lust auf Schule, keine Lust auf Perspektive. Aber es ging weiter, oder?
Jörg Butke: Ich hatte auch keine Lust auf irgendwas. Ich habe nebenbei in einer Tankstelle gearbeitet. Ich war immer fleißig, das war mir wichtig, Geld zu verdienen. Das war mein Antrieb in der Jugend. Und nach der Hauptschule, die ich mit Hängen und Würgen abgeschlossen habe – also auch kein tolles Zeugnis – bekam ich mit viel Glück eine Ausbildung bei der Firma Klaas und Kock, als Elektriker. Ich habe also gar nicht Kälteanlagenbauer gelernt, sondern ganz normal Elektriker. Ich komme aus Gronau, ganz in der Nähe von Nordhorn, wo unser Firmensitz von coolair jetzt ist. Die Ausbildung hat mir richtig Spaß gemacht. Ich hatte den ganzen Tag nur mit Lampen zu tun, habe hunderte Meter Lampen in Supermärkten aufgehängt. Ich habe Schlitze gestemmt, Steckdosen montiert, und so weiter. Aber das war nicht mein Leben. Die Leute in der Kältetechnik, die habe ich immer gesehen, wie sie an den Truhen mit Programmiergeräten hantierten und mit Zauberhand die Temperaturen kälter oder wärmer einstellten. Wir konnten in den Märkten sehen, wie die Truhen und Kühlhäuser waren. Die konnten viel von der Szene übertragen oder erledigen und reparieren, wie die eine Abtauung einschalten ließen, dann kühlen ließen. Das hat mich total fasziniert. Der Meister hat mir damals im wahrsten Sinne des Wortes in den Hintern getreten. In der Elektrotechnik-Werkstatt wollte mich keiner haben, weil ich einfach nur faul war: keinen Bock auf den Job. Fleißig war ich nach der Arbeitszeit, weil ich viele Nebenjobs hatte. Nach der Ausbildung, wo ich die Berufsschule nicht richtig abgeschlossen habe – ich habe ein Abgangszeugnis, kein Abschlusszeugnis – konnte ich innerhalb der Firma die Abteilung wechseln, weil mich die Kältetechnik so faszinierte. Dort habe ich alles gelernt, von Klimaanlagen, Verbundanlagen, Split-Anlagen, einfach alles. Eine tolle Werkstatt, wo ich sehr viel gelernt habe. Dann kam die Bundeswehrzeit. Ich war im Wachbataillon in Siegburg, vorher Grundausbildung in Bühl. Danach dachte ich, jetzt habe ich es geschafft,Geld verdienen, nie wieder Schule, Party machen. Das hat drei Wochen gedauert, dann habe ich mich gefragt: „War das alles vom Leben?“ Ich habe mir gesagt, das kann doch nicht alles gewesen sein. Ich hatte immer das Gespür dafür, wie ich ein Kältesystem reparieren kann. Ich habe einfach Trockner oder Expansionsventil getauscht, hier und da gedreht und es funktionierte. Aber ich wollte das Ganze verstehen. In Münster gab es damals Grundkurse in Kältetechnik. Den ersten habe ich mitgemacht, der zweite wurde mangels Teilnehmer abgesagt. Dann sagte ich mir, ich mache den Meister. Aber das war nicht so einfach, weil ich ja den Kälteanlagenbauer nicht gelernt hatte, sondern Elektriker. Ich habe mir dann eine Sondergenehmigung geholt, mit Empfehlung von einem Meister. Oder man macht eher den Elektromeister. Ich habe dann die Teile drei und vier gemacht, das sind kaufmännische Teile und die Ausbildereignungsprüfung, um ausbilden zu können. Eins ist der praktische Teil, der zweite der schriftliche. Das lief ganz gut, ich war nicht der Dümmste, eigentlich der Fleißigste. Dann bekam ich die Genehmigung, die eins und zwei zu machen. Ich habe Elektriker gelernt und dann die Genehmigung zur Zulassung als Kälteanlagenbaumeister bekommen. Kältetechnik ist ein sehr anspruchsvoller Beruf. Es ist nicht nur Kältetechnik, sondern auch Elektrik, Hydraulik, Sanitär. Wir haben so viele Berufsgruppen miteinander verbunden, auch die ganze Metallverarbeitung, Schweißen, Löten und so weiter. Wir haben eigentlich einen Traumberuf - nicht eigentlich - Wir haben einen Traumberuf. An alle jungen Leute da draußen: Es gibt nichts Geileres als Kälteanlagenbau, Kältetechnik, es ist so umfangreich, man kann weiterkommen. Man kann als normaler Handwerker unterwegs sein. Mein Talent war nicht unbedingt in der Montage, sondern im Service. Ich habe es geliebt, Störungen zu finden, Schaltschrank aufzuschrauben, alles rauszureißen, neu durchklingeln und so weiter. Und das war immer toll, wenn es dann anschließend wieder lief. Wenn du einen Schaden vermeiden kannst, einen Riesenschaden, dann bist du der King, wenn du das anschließend wieder zum Laufen bringst.
Man kann alles erreichen – auch ohne Einser-Zeugnis.
KältenKlub: Wie ging es dann weiter mit Dir?
Jörg Butke: Dann bin ich bei der Firma Tewa gelandet, als Kälteanlagenbaumeister. Dann ging es weiter zu Instatec, dort hatte ich leider einen Unfall, bin auf dem Dach mit einem großen Paket Filter auf die Steine der Blitzableitung getreten. Bänderriss. Ich bin zu meinem Chef gegangen und habe gesagt, ich möchte einen Bürojob machen. Das war der Tag, an dem ich meinen Blaumann aus- und ein Hemd angezogen habe. Da bin ich nie wieder rausgekommen. Ich habe viel gelernt, SPS-Technik, Facility Management, Weiterbildung. Im Büro brauchst du nicht nur das Technische, der Meister hat mir da nicht mehr gereicht. Ich habe dann den Betriebswirt gemacht, um das Kaufmännische auch vernünftig zu verstehen.
KältenKlub: Wie bist du in die Geschäftsführungsposition gekommen?
Jörg Butke: Über viele Stationen. Ein Partner von uns, Johannes Junge, hat mich gefragt, ob ich Geschäftsführer von coolair werden möchte. Ich war vorher bei Adidas, da hatte ich keine Zeit mehr fürs Leben. Davor war ich im BMW-Museum in München, auch mit viel Verantwortung und 165 Mitarbeitern. Das war der richtige Zeitpunkt, wo er mich angesprochen hat. Ich dachte, wow, das ist vielleicht was. Ich wurde gefragt, ob ich es machen möchte. Meine Frau sagte auch: „Es wäre schön, wenn Du mal öfter zu Hause wärst.“ Dann bin ich hier gelandet, vor circa neun Jahren. Die erste Zeit habe ich es bereut, ich dachte, ach du Scheiße, was hat mich da erwartet, ein ziemlich veraltetes Unternehmen, viele Mitarbeiter sind weggegangen. Mittlerweile sind wir eines der cooleren Unternehmen in Deutschland und haben richtig was gerissen. Wir haben nicht nur unsere Umsätze, sondern auch unsere Ergebnisse deutlich gesteigert. Wir haben ein mega Team mit tollen Mitarbeitern. Beijer Ref ist auf uns zugekommen und wollte einen Teil von coolair kaufen. Siegfried Otte und ich haben dann gesagt, ja, wir werden Teile verkaufen, 60 Prozent damals, Siegfried Otte 30 Prozent, ich 30 Prozent. Und dann ging es in die Partnerschaft mit Beijer Ref. Die haben natürlich geguckt, wie tickt der Butke, kann er das überhaupt. Mein Englisch ist eine Katastrophe. Das kann ich den Leuten sagen: Englisch im Alltag nachzuholen, ist ein bisschen schwierig. Wenn es in der Schule nicht ganz läuft, ist das nicht der Weltuntergang, das könnt ihr alles nachholen. Aber bei Englisch wird es ein bisschen schwierig.Das merke ich, ich habe eine Privatlehrerin, die ist heute auch hier und mittlerweile bei Beijer Ref angestellt. Am Ende letzten Jahres jedenfalls ist Frank Fiedler, ehemaliger Geschäftsführer von Beijer Ref, gegangen und man hat mir das zugetraut, den Job zu übernehmen. Es ist viel Arbeit, aber ich habe bei Beijer Ref Mega-Kollegen kennengelernt, bei coolair tolle Leute, mit denen Prozesse nach meinen Vorstellungen laufen. Jeder Geschäftsführer macht das ja ein bisschen anders.
KältenKlub: Du bist der motivierende Macher, der Schnacker.
Jörg Butke: Ja, der Schnacker, richtig, manchmal muss man auch schnacken, manchmal muss man sich kümmern. Erfolg ist kein Glück, sondern eine Folge von Fleiß und Ehrgeiz. Wenn man in den ersten Jahren was versaut hat, hat man später trotzdem Möglichkeiten. Ich bin dafür ein Beispiel, was man aus seinem Leben machen kann.
KältenKlub: Vielen Dank für das Gespräch!
Erfolg ist kein Glück, sondern ein Teil von Fleiß und Ehrgeiz