Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
Einblicke in die EuroSkills

Zwischen Zeitdruck und Teamgeist

Im Gespräch berichtet er von den Hürden der Qualifikation, dem enormen Zeitdruck im Wettbewerb und einem kleinen Fehler mit großen Folgen. Er erzählt, warum der achte Platz zwar nicht das erhoffte Ziel war, die Erfahrung aber dennoch unbezahlbar ist und was das Teamgefühl im „olympischen Dorf“ damit zu tun hat.

KältenKlub: Kannst du uns kurz erklären, wie man eigentlich ein EuroSkills-Kandidat wird? Wie funktioniert dieser Weg?

André Pauli: Ja, wie wird man ein EuroSkills-Kandidat? Im Prinzip kann man das nur über einen einzigen Weg schaffen. Bei mir war es so, dass ich nach meiner Ausbildung Kammerbester geworden bin. Das Ganze läuft dann über den Kammerentscheid. Da wir in NRW mehrere Kammern mit Bestleistungen haben, ging es für mich weiter zum NRW-Bestenprüfling. Das ist noch nicht die Bundesebene, sondern der reine NRW-Entscheid. Im letzten Jahr gab es dann auf der Chillventa den Bundesleistungswettbewerb. Dort kamen die Besten aus allen Bundesländern zusammen, um sich zu messen, und da konnte ich den Bundessieg erzielen. Im Nachgang des Bundessiegs gab es noch einen Entscheidungswettkampf. Karsten Beermann vom IKKE, der Bundestrainer für den Skill 38, hat mich und den Drittplatzierten, Tom Melzer, noch einmal hierher ans IKKE geholt für ein paar Trainingseinheiten. Wir mussten verschiedene Aufgabenstellungen bewältigen, und danach wurde entschieden, wer zu den EuroSkills fahren darf. Da war ich dann der glückliche Gewinner, der nach Herning reisen durfte.

KältenKlub: Wie hast du dich gefühlt, als du von Platz 8 gehört hast?

André Pauli: Im Prinzip haben wir uns schon etwas anderes erhofft. Aber wie es im Wettkampf manchmal so ist: Es läuft nicht alles perfekt. Trotzdem kann man über den achten Platz glücklich sein.

Wenn ihr Bock habt und anpacken wollt, könnt ihr in jedem Handwerk erfolgreich sein.

Einmalige Erfahrung trotz verpasster Ziele

André Pauli: Das persönliche Ziel wurde nicht erreicht. Aber der Wettkampf an sich ist eine super Erfahrung. Es ist eine einmalige Sache, weil die Teilnahme altersbegrenzt ist – man darf nur bis 25 und, soweit ich weiß, auch nur einmal an den EuroSkills teilnehmen. Deshalb ist es eine coole, einmalige Sache, bei der man viele Erfahrungen sammelt und neue Kontakte knüpft, die man im Alltag so nicht bekommt.

KältenKlub: Eine Frage am Rande: Ist der Sieger der EuroSkills automatisch auch der Kandidat für die WorldSkills?

André Pauli: Das ist, glaube ich, alles relativ schwierig. Bei den WorldSkills darf man nur bis 22 teilnehmen, bei den EuroSkills bis zum 25. Lebensjahr. Man darf auch nur in einer bestimmten Kombination an beiden teilnehmen. Es ist also nicht so, dass man nach der Ausbildung mit 18 für mehrere Wettkämpfe zu den World- oder EuroSkills fahren kann. Das ist alles sehr stark geregelt.

Die Aufgabe: Eine Klimasplit-Anlage mit Tücken

KältenKlub: Was war denn die konkrete Aufgabe bei den EuroSkills? Was musstet ihr herstellen?

André Pauli: Wir mussten eine Klimasplit-Anlage herstellen. Im Grunde waren es ganz normale Sachen, wie man eine Split-Anlage eben baut, mit verschiedenen Maßeinheiten. Es gab aber ein paar knifflige Details. Wir mussten mit den Rohren über ein HT-Rohr „springen“, also einen vierstufigen Bogen mit 45 Grad hoch, wieder zurück und wieder runter biegen. Das war die Aufgabe für die ersten eineinhalb Tage, der Wettbewerb war modular aufgebaut.

KältenKlub: Was war für dich dabei die größte Herausforderung? Was lief schief?

André Pauli: Der Zeitfaktor bei den EuroSkills ist wirklich das Schlimmste. Man kann mal einen Durchhänger haben oder etwas nicht wissen, aber die Zeit rennt einem dermaßen davon. Wenn sie einmal läuft, kann man das nicht mehr wettmachen. Das war mein Manko am ersten Tag: Ich konnte Sachen nicht fertigstellen, die eigentlich hätten fertig sein müssen.

Das Teamgefühl stand immer an oberster Stelle.

KältenKlub: Was genau ist da passiert?

André Pauli: Im Prinzip habe ich die technische Zeichnung nicht so interpretiert, wie man es hätte bauen sollen, damit es zeitlich funktioniert. Das Innengerät war in der Zeichnung in zwei Farben dargestellt. Meiner Auffassung nach sollte die zweite Farbe an der Unterkante einen Kabelkanal darstellen, weil wir auch rechts aus dem Innengerät mit einem Kabelkanal herausgegangen sind. Am Ende waren es aber nur die Luftauslässe des Innengeräts. Das ist natürlich mühsam, da ist mir sehr viel Zeit flöten gegangen.

KältenKlub: Und da lässt man dich einfach weiterbauen?

André Pauli: Ja, ich habe das bis zum Ende so durchgezogen. Da hat keiner gesagt, dass es falsch ist. Dafür muss es auch nicht zwingend Punktabzüge gegeben haben, denn am Ende weiß man nie genau, was bewertet wird. Das wird immer erst kurzfristig entschieden. Mir ist dadurch aber so viel Zeit verloren gegangen, dass ich für Aufgaben, die am ersten Tag fertig sein mussten – wie der Drucktest und der Vakuum-Test – keine Punkte mehr holen konnte. Da es sich um ein Exzellenz-Niveau handelt, konnten die anderen dort punkten und mir im Punktestand davonziehen.

KältenKlub: Hast du dann schon am ersten Abend gedacht: „Das war’s“?

André Pauli: Ja, im Nachgang betrachtet, schon. Zumindest für die obersten Plätze. Aber man will natürlich weitermachen. Also habe ich bei Modul B, der elektrischen Fehlersuche an einer kleinen Kälteanlage, und bei Modul C, der kältetechnischen Fehlersuche, noch mal alles gegeben. Da konnte ich auch noch Punkte holen, aber die Punkte vom ersten Tag fehlten mir eben.

Der Wettkampf an sich ist eine super Erfahrung

Wir vom Nationalteam der Berufe sind alle einzeln angereist. Als ich losflog, hat es sich eigentlich ganz normal angefühlt, wie ein Flug in den Urlaub. Viele von uns mussten über Amsterdam fliegen, um nach Billund zu kommen. In Amsterdam haben wir uns dann schon getroffen und vernetzt. Da hat man sich schon ein bisschen als Mannschaft gefühlt, was auch die ganze Zeit so geblieben ist. Angekommen sind wir dann im Legoland – das war quasi das Dorf für alle Nationen, unser Basecamp. Dort gab es jeden Abend Team-Meetings und Gespräche darüber, was gut und was schiefgelaufen ist. Morgens sind wir immer zusammen mit dem Bus zum Messezentrum gefahren. Das Teamgefühl stand immer an oberster Stelle.

KältenKlub: Und während des Wettbewerbs herrscht dann purer Arbeitsstress? Und danach Erleichterung oder eher Ernüchterung?

André Pauli: Ja, absolut. Nach den drei Tagen war ich natürlich erst mal erleichtert, dass es vorbei ist. Es ist sehr anstrengend mit den ganzen Besuchern, die einem zuschauen. Aber obwohl es stressig war, war es trotzdem sehr schön.

KältenKlub: Würdest du es also wieder machen, wenn du könntest?

André Pauli: Im ersten Moment sagt jeder, der da mitmacht, egal in welchem Skill: „Nein.“ Aber jetzt, mit ein paar Wochen Abstand, würde ich es für die Erfahrung noch mal machen.

KältenKlub: Bringt dich diese Erfahrung auch beruflich weiter?

André Pauli: Das kann ich noch gar nicht so genau sagen. Seit dem Entscheid für die EuroSkills bin ich hier am IKKE in der Meisterschule in Vollzeit, mein Arbeitsvertrag ist zurzeit pausiert. Demnach habe ich beruflich momentan keine Ambitionen, nur lerntechnische. Nächstes Jahr schauen wir dann mal, was kommt. Ich gehe auf jeden Fall erst mal wieder zu meinem Betrieb zurück.

KältenKlub: André, vielen Dank für diese Einblicke und dass du dir spontan Zeit für uns genommen hast. Hast du zum Abschluss noch eine Botschaft für die jungen Leute da draußen?

André Pauli: Sehr gerne. Ich habe anfangs studiert, das aber abgebrochen und mit dem Handwerk angefangen. „Handwerk hat goldenen Boden“ – das stimmt. Das haben wir auch wieder im Berufsnationalteam und bei den Skills gesehen. Wenn ihr Bock habt und anpacken wollt, könnt ihr in jedem Handwerk erfolgreich sein. Wenn ihr Bock habt.

KältenKlub: „Wenn ihr Bock habt“ – das ist das perfekte Schlusswort. Vielen Dank, André!

Wir haben André inmitten seines Meisterkurses auf den Hocker gesetzt. Vielen Dank für die Zeit!

Bild: KältenKlub

Wir haben André inmitten seines Meisterkurses auf den Hocker gesetzt. Vielen Dank für die Zeit!